Viele Stunden habe ich schon in den Lüften verbracht und dabei schonungslos und oft talentfrei aus dem Flieger geknipst. Betrachtungen und Fotos aus dem Flugzeug – Gedanken von über den Wolken über´s Fliegen und geflogen Werden.
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Flugzeug geknipst
Gerade bei Tagesflügen ergeben sich ja oft unerwartet geniale Blicke hinab: Wenn die Crew nicht kurzerhand die Slides der Fenster runterzieht, um die Gäste auch untertags zum Schlafen „anzuhalten“ („zwingen“ möchte ich nicht sagen). Aber sie haben ja Recht: Ein wenig Ruhe tut uns schließlich allen gut. Bei diesen Flügen gilt es zu allererst die alles entscheidende Frage bei der Sitzauswahl abzuwägen: Am Fenster sitzen und traumhafte Ausblicke auf die Welt haben oder – jederzeit auf die Toilette gehen zu können ohne größere Verrenkungen, ungewollten näheren Körperkontakt oder subtile „Aufweck“-Strategien des Sitznachbarn.
Mein erster Flug war mit 14 – mit Lauda nach Mallorca – mein letzter (Stand vom Jänner 2017) mit der Austrian Airlines nach Mauritius. Dazwischen liegen 30 Jahre und zahllose Flüge in aller Welt. Aus dem Fenster knipsen geht halt immer: Mit der Kleinbildkamera (24 oder 32 Bilder pro Film), später mit der großen Spiegelreflex, gefolgt von Digitalkameras jeder Größe. Schließlich knipste ich mit der Digitalen Spiegelreflex und jetzt endlich Tag und Nacht und bei jedem Flug mit dem Smartphone. Da kommt schon einiges zusammen. Von der Qualität wollen wir hier gar nicht sprechen, aber verstecken will ich die Fotos auch nicht.
Gedankliche Betrachtungen aus dem Flugzeug
Ob mit der Yeti Airline über dem Himalaya beim Anflug auf den legendären Flugplatz in Lukla (Nepal), über meinem geliebten Korsika (Tipp: Flussbaden. Unerreicht.), der kroatischen Inselwelt auf dem Flug zu meinem Boot PASU, beim Kreisen über Tel Aviv und Dubai oder beim Heimkommen über dem heimatlichen Wiener Schloss Schönbrunn.
Von oben betrachtet ist meist alles gut. Zumindest in meinen Augen.
Vor allem das Heimkommen von wiederunterwegs ist für mich als Reisende immer interessant. Denn: Die Einflugschneise geht entweder über den Neusiedler See oder über unser #wiederunterwegs Basislager im Weinviertel.
Fast täglich im Sommer beobachte ich die „reinkommenden“ Flieger vom Garten aus: Ich weiß, welcher aus NYC kommt und welcher aus Shanghai. Und manchmal weiß ich auch, dass sich da oben jetzt mein Mann wieder anschnallt, eine Durchsage macht und in knapp 8 Minuten landen wird.
„Cabin Crew, prepare for landing“ und „Bitte klappen Sie die Tischchen vor Ihnen hoch, schnallen Sie sich wieder an und bringen Sie Ihre Sitze in eine aufrechte Postition“.
Als Purserbraut darf ich manchmal im Cockpit sitzen, vom Jumpseat aus ist der Blick übrigens wenig überraschend nicht gar so fulminant. Eindrucksvoll, den Landeanflug und den Touch Down manchmal gar im Cockpit miterleben zu dürfen (das geht natürlich nur, wenn es der Pilot ausdrücklich erlaubt) und die letzten 500 Meter hautnah spüren und die Kommunikation mit dem Tower hören zu können.
Ja, das Heimkommen am Flughafen Schwechat ist immer noch schön – nach jeder Reise. Aber auch der Flug Wien-Innsbruck hat es in sich: Eine Sightseeing Tour über ganz Österreich. Wenn sich dann aber das Heim-Mobilfunknetz ganz schnell am Smartphone verbindet und die ersten Whats App der Familie eintrudeln („Schon wieder daheim?“ oder „Wann holt Ihr Coffee?“) und wenn rundum bereits die globale Aufsteh-Handgepäck-Hysterie ausbricht, bevor das Flugzeug seine „endgültige Parkposition“ erreicht hat.
Wenn es dann endlich heißt „Cabin crew, you may open the door“ und „bitte benutzen Sie den vorderen Ausgang“, dann sind wir bald wieder im Basislager daheim. Davor aber bekommt man nicht nur als Crew-Mitglied wie mein Mann es ist, auch als normaler Fluggast über den Wolken einiges zu sehen und zu hören.
Die „Einmal im Jahr auf die Malediven“ – Fluggäste finde ich meist komplizierter als die „Senatoren“ und „Vielflieger“: Letztere wollen – meines Erachtens – ihre Ruhe, sind höflich, zurückhaltend und wissen die Arbeit der FlugbegleiterInnen zu schätzen. Die Urlaubsflieger hingegen versuchen, „etwas für ihr Geld zu bekommen“, sind oft unbotmäßig unfreundlich, fordernd und gerne auch einfach nur unverschämt unhöflich. Oft wird das Gute Benehmen am Check – In abgegeben und beim Einsteigen nicht einmal (zurück) gegrüßt.
Was mich ganz besonders nervt: Wer in der Eco sitzt, sieht ja schon von langer Hand, dass die Getränke serviert werden und es ist durchaus abschätzbar, dass man auch selbst demnächst dran sein wird, seinen Wunsch zu äußern. Kommt ja nicht von ungefähr. Aber nein, große Überraschung macht sich bei meinem Sitznachbarn breit.
Zweimal muss der Flugbegleiter ihn nachdrücklich ansprechen, bis er verwundert und etwas genervt die Stöpsel aus den Ohren tut. Was kann man wohl von ihm wollen, wenn das Getränkewagerl vor seiner Nase steht? Hm. Ich bewundere alle FlugbegleiterInnen, die auch nach 25 Jahren ihren Job noch professionell als höfliche Gastgeber ausüben.
Wie man es sich mit Flugbegleitern nachhaltig verscherzt? Ganz einfach – halten Sie sich an diese folgenden Regeln: WEITERLESEN.
Wenn nicht über dem Weinviertel eingeflogen wird, dann ist der Neusiedler See dran. Da erkenne ich dann wenigstens die Seebühne Mörbisch und den ungarischen Teil. Beim Einflug über dem Weinviertel drücke ich mir in den wenigen Minuten die Nase am Fenster platt und meistens hab ich keinen Schimmer einer Ahnung, wo im Weinviertel wir grad drüberfliegen. Dabei schaut das von unten – vom Garten aus – so eindeutig aus. Als müsste man von oben meinen Teich und mein Efeu sehen, aber in Wirklichkeit: NIX. Ich erkenne nix. Außer wenn der Pilot weiterhilft.
Manchmal trägt auch der Flug selbst, bzw. die Fluggäste unwissentlich zu meiner Unterhaltung bei. Natürlich ist es mir am liebsten, ich kann meinem Mann während meines Fluges beim Arbeiten über die Schulter schauen und ungefragt Tipps zu seiner Arbeitsweise geben („Hinten hat man kein Wort verstanden“) oder aber konstruktiv freundliche Anregungen zu den Inhalten der Durchsage („Du musst das anders betonen im Englischen“). Viel Spielraum habe ich da allerdings nicht. Beides wird nicht immer geschätzt, aber die 10 Stunden wollen ja irgendwie überbrückt werden. Da kann ich mich ja auch gleich nützlich machen. Und jedes Mal fliege ich auch nicht über die chinesische Mauer – das hat mich minutenlang zum Schweigen gebracht.
Gerne beobachte ich auch die anderen Passagiere. Betont unaufällig, wie ich meine. Interessanterweise tendieren viele Fluggäste dazu, gegenüber der arbeitenden FlugbegleiterInnen nicht immer ihr bestes Benehmen hervorzukehren – vornehm ausgedrückt. Und wer einmal ganz am Schluss ausgestiegen und durch die verwüstete Business Class nach vorne gewandert ist, weiß, dass auch diejenigen, die sich die Business leisten, dies nicht unbedingt vorbildlich tun. Auch wird mir ewig in Erinnerung bleiben, dass bei einem Malediven-Silvesterflug der Purser einen Großteil seiner Zeit damit verbringen musste, die gegnerischen Parteien („Wir wollen lautstark trinken, abfeiern und das Flugzeug umkrempeln“ CONTRA „Es ist 2 Uhr morgens, wir wollen schlafen“) und die dadurch entstehenden Handgreiflichkeiten zu kalmieren. Nur mit viel Glück schrammten wir an einer Zwischenlandung mit Polizei-Einsatz irgendwo auf der Welt vorbei: Soviel zum Urlaubsverständnis mancher Zeitgenossen.
In der Eco ist man mit dem Essen ja recht flott mal durch (auch wenn man zweimal vom Brot nimmt) und nach dem 2. Glas Weißwein bekomme ich über den Wolken schnell Kopfweh. Dann ist Lesen oder Arbeiten angesagt, in letzter Zeit erledige ich auch den Videoschnitt am Smartphone gleich im Flugzeug. Die angebotenen Onboard Filme sind meist, nun ja – nicht so meins, es sei denn es wird die Kategorie „Nostalgie“ oder „Klassiker“ angeboten.
Catering-Technisch spannend allerdings gestaltete sich auch der Inlandsflug mit den Vietnam Airlines. Das Catering bestand aus Tiger Bier. Und.zwar.ausschließlich.Tiger.Bier. „Water? No sorry, beer only“. Das fanden wir einen hochinteressanten kostengünstigen Ansatz, Sponsoring über den Wolken also. Bei den Laos Airlines beobachteten wir auch einmal den Purser (on duty, wohlgemerkt), der es sich in der ersten Reihe gemütlich machte und sich Getränke servieren ließ. Sicherlich hochverdient.
Ein weiteres Highlight in meiner Flieger Geschichte war auch die abgebrühte Flugbegleiterin der Yeti Airlines auf dem Flug von Kathmandu nach Lukla. Zuckerln und Wattebauschen waren im Angebot. Beides war für den Druckausgleich gedacht. Die jeweiligen Orte der Anwendung wurde letztlich uns Fluggästen überlassen.
HINWEIS: Dieser Artikel spiegelt einmal mehr meine ganz persönlichen Erfahrungen, Meinungen und vermeintlichen Vorurteile wider. Aber die Fotos sind schön.
Sieben Tage, sieben Reisetipps
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projekts #7ways2travel entstanden. Im Jänner 2017 dreht sich alles rund um Orte mit weitreichender Aussicht.
- Jürgen und Melanie von www.lifetravellerz.com blicken auf Kaptstadt von oben
- Cori und Flo von www.travelpins.at kennen die besten Aussichtspunkte in Lissabon
- Gudrun von www.reisebloggerin.at präsentiert beste Ausblicke über Florenz
- Gerhard von www.andersreisen.net & www.schienenreisen.com hat Skybars & Co. in Bangkok ausgecheckt
- Melanie von www.urlaubsgeschichten.at verrät Aussichtsberge und Cafés in Salzburg
- Maria von www.kofferpacken.at blickt auf den Osten von Oben
2 comments
So köstliche bonmots vom Wegfliegen, Drüberfliegen, während dem Fliegen und Heimkommen. Ich hab beim Lesen sehr gelacht. Bravo!
Welch schöne und so unterschiedliche Fotos! Da denkt man gleich: ist unsere Welt nicht schön?! Vorn mitfliegen zu können ist von der Sicht her sicher noch viel cooler! Ich liebe es ebenfalls sehr, aus dem Flugzeugfenster zu fotografieren (es hilft mir auch gegen die Flugangst…) und habe sogar eine eigene Kategorie daraus gemcht. Liebe Grüsse, Miuh