Warum ich auch heuer wieder im Gasteiner Heilstollen schwitze und keine Angst vor der Radon Strahlung habe. Wie eine Einfahrt abläuft und warum das Ganze immer noch ziemlich spooky ist. Aber mir unglaublich gut tut.
Inhaltsverzeichnis
Gasteiner Heilstollen, der genaue Ablauf
12 Uhr: Ich sitze im Bikini mit Bademantel, Handtuch, Schwitztuch und in Schlapfn in einem kleinen, ratternden Züglein, das mich 2 km in einen ehemaligen Gold-Bergwerksstollen bringt. Gemeinsam mit ca 120 anderen Menschen – in ähnlichem Outfit. Manche Damen sind wunderhübsch und ausgiebig wie zu einer Ring-Premiere in der Wiener Staatsoper geschminkt und mit bis zu 8 Ringen an 5 Fingern bestückt. In einer Stunde werden wir schminktechnisch aber alle gleich übel aussehen. Und zerronnen.
12:05: Die „Bademantelstation“ – wir dürfen ab sofort nicht mehr sprechen, das Ruhegebot gilt hier im Therapiebereich. Mit nichts könnte man mir mehr Freude machen. Gütige Stille.
12:10: Es wird sehr schnell sehr „schweineheiß“. Konkret: Zwischen 37 und 41,5 Grad. Die Luft ist nicht so erquickend frisch. Ab sofort schwitze ich unglaublich gesund unter der Radon Strahlung im Zug vor mich hin. Wir kommen aber erst um etwa
12:20 an meiner Station 1a an – hier hat es 39 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 80%. An den noch heißeren Stationen haben uns schon einige Helden und Heldinnen zur Therapie schweigend (!) verlassen. Im engen Bergwerksstollen steige ich aus und schlurfe bereits tropfend im Bademantel am Gestein entlang – die Lokführer stehen an der mit Notlichtern ausgeleuchteten Station und weisen uns ein – sie sind einfach immer freundlich. Immer. Auch wenn sie 3 Mal am Tag in diese drückendfeuchte Hitze in einen Stollen einfahren und sich immer einem Regiment von tropfenden Bademantel-Kandidaten gegenübersehen. Unglaublich.
12:25 – 13:05 „Ich lieg am Ruckn – im Dunklen…“ :-) Liegen ist viel angenehmer als im Zug zu sitzen bei dieser Hitze. Ich kann entspannen und wenn ich nicht entspannen kann, dann formuliere ich für mich unglaublich witzige Texte für meinen Blog, die natürlich dann in der Pension eine gute Stunde später wie weggeblasen sind. Eh so wie letztes Jahr auch. Zur Hälfte kommt eine ebenfalls im Badeanzug schwitzende Ärztin oder ein Notfallsanitäter vorbei, spricht mich an und versucht zu erkennen, ob ich noch aushalte. Das tu ich, mir tut rein gar nichts weh hier drinnen.
13:10 Wir werden aufgerufen, uns langsam aufzusetzen – das Gestöhne und Geschnaufe im Stollen hebt wieder an und bereitet mich auf die nahende Abfahrt des Stollenzuges vor. Zu diesem Behufe hieve auch ich mich hoch, fühle mich zerronnen und aufgedunsen und schlapfe schmatzend (die Schuhe) und unansehnlich durch den Stollen retour zum Bahnsteig – ab sofort bis etwa
13:25 bin ich sehr erschöpft und will nur raus aus dem Stollen. Ab 13:25 fängt das Geplapper wieder an. Alle, die im Züglein sitzen, tropfen irgendwohin. Wir fahren in den Stollenbahnhof ein und werden vom immer noch freundlichen Lokführer und der ebenfalls grundlos freundlichen Ärztin verabschiedet: Ihnen schlurft eine geschlagene, nasse, wankende Armee in Bademänteln entgegen.
13:30 Ich bin wieder im Stollenhaus und sollte ruhen. Das Radon wird noch einige Zeit vom Körper aufgenommen und das soll schließlich wirken. Darum bin ich hier.
13:45 Ich bin wieder retour in der 5 AutoMinuten entfernten Pension Residenz Gruber (hundefreundlich!) und fühle mich wie neugeboren.
Der Gasteiner Heilstollen – Fakten
Das Jahr zuvor (Meine erster Erfahrungsbericht Gasteiner Heilstollen) war ich auf einer 22-tägigen, von der SVA verordneten und bezahlten Kur. Im Impuls Hotel Tirol in Bad Hofgastein, von von wo ich insgesamt 9 Mal in den 3 Wochen frühmorgens zur „Einfahrt“ nach Böckstein in den Gasteiner Heilstollen kutschiert wurde. Vom Kurhotel mit kreativem Touch, von meinen Eindrücken bei den besagten Einfahrten und von meinen Unternehmungen im Gasteinertal (inkl. Hängebrücke) habe ich berichtet.
Also eigentlich gäbe es nicht mehr viel darüber zu sagen, wie ich dachte. Doch die Facebook Rheuma- und Bechterew Communities haben anno 2016 immer noch viele Fragen – deswegen gab es oben diesen Tatsachenbericht mit einem ehrlichen, tagesaktuellen Update aus dem Gasteinertal und dem Gasteiner Heilstollen 2016.
Meine Meinung zur Wirkung des Gasteiner Heilstollens
Auch heuer bin ich wieder da – weil mir die Hitze, die Feuchtigkeit und das entzündungshemmende Radon, das auch die körpereigenen Abwehrkräfte mobilisieren soll, unheimlich gut gegen meine Schmerzen in der LWS durch die Bandscheibenvorfälle, den Bechterew und das Rheuma geholfen haben. Etwa 4 Wochen nach meinen Heilstollen Einfahrten 2015 war ich in der LWS schmerzfrei und blieb es 8 Monate lang. Danach begannen die Schmerzen in der BWS und deswegen bin ich heuer wieder hier.
Ich bin von der positiven Wirkung des Heilstollens auf mich überzeugt – nur die 22 Tage Auszeit einer echten KUR konnte und wollte ich mir heuer berufsbedingt einfach nicht leisten. Auch Hund Coffee ist diesmal dabei: Während meiner Einfahrten wird er in der hundefreundlichen Residenz Gruber in Böckstein betreut, ein Glücksgriff.
Nur die Heilstollen Einfahrten verordnen lassen: Auf Kur mit Hund
Da ich mit Hund kurte, habe ich mir beim zweiten Mal keine gesamte Kur, sondern nur die helfenden Heilstollen Einfahrten verschreiben lassen, die hundefreundliche Unterkunft möglichst nah am Heilstollen (weil zeitsparend) selbst gesucht und gefunden und: finanziert. CoffeeaufKur in der Residenz Gruber in Böckstein.
Ich kann unabhängig meine Termine einteilen – meine Einfahrten starten heuer erst um 12 Uhr statt um 8 Uhr morgens, d.h. ich kann zuvor einen Morgen- und einen Vormittags Walk mit Hund absolvieren und sogar noch ein wenig arbeiten. Ich fahre also um 12 Uhr mittags bereits rechtschaffen müde in den Stollen ein und kann dann besonders gut entspannen. Mittags gehts im Heilstollen etwas weniger hektisch, aber nicht weniger professionell und freundlich zu. Meine Anmeldung, die Terminvergabe, das Arztgespräch und meine Spezialwünsche – alles hat perfekt geklappt, hier wird Service am Patienten wirklich ganz groß geschrieben. In Nullkommanix waren sogar meine vorort gebuchten Zusatztherapien von der SVA genehmigt – das Heilstollensekretariat hatte sich darum bemüht, ich muss nur noch einreichen.
Hat mir letztes Jahr schon gefallen, von den Reinigungsdamen (alles blitzeblank) bis hin zu den Lokführern (in Badehös und Bademantel) und Sanitätern oder Ärzten, die uns auf den Einfahrten begleiten, alle hyperfreundlich und professionell. Und das bei der Hitze innendrin. Das Klima dürfte also allen gesundheitlich und stimmungstechnisch hier gut tun, nicht nur den Patienten.
Es gibt neue Durchsagen im Zug und nach der Ruhephase (wann man wieder zu den Schienen gehen darf) und eine neue Wäsche-Ausgabestation. Ich teste diesmal auch die Gymnastik, die Physiotherapie und die Lagerungsrollen-Therapie direkt im StollenKurhaus anstatt im Kurhotel.
Was ist gleichgeblieben im Gasteiner Heilstollen?
Gott sei´s gedankt das RUHEGEBOT ab der sogenannten „Bademantelstation“. Gerade die männlichen Patienten haben m.E. ja ein immenses Problem mit der Einhaltung diese harmlosen Gebots – hörbar und lautstark wird wieder aufgeatmet, sobald die verordnete Ruhe vorbei ist und wieder sinnentleertes Geplapper und polterndes Gelächter im Stollenzug möglich ist. Immer noch ein wenig verstörend der Anblick der Liegewagenpatienten à la Zauberberg, an denen man beim Einsteigen vorbei muss. Spooky das Geschlurfe der bis zu 150 PatientInnen, die im Dunkeln bei Notbeleuchtung tropfnass durch die Stollengänge im Badeanzug schlurfen, stöhnen, schnaufen und ächzen.
Die Gespräche untereinander drehen sich immer noch um die perfekte Auswahl der Stationen (ob bei kühlen 37 Grad auf Station1 oder auf männlich heißen 41.5 Grad der Station 4), ob man bei der Bademantelstation aussteigen muss oder kann und gerne im Waggon auch über die aufregenden Heldentaten anderntags an der abendlichen Bar. Ich mag die Stationen 1a und 2, falls es wer wissen will.
Turnübungen während der Ruhephase im Stollen sind verboten – letztes Jahr musste ich mir von Mitkurgästen noch allabendlich die tollsten Geschichten über YogaÜbungen im Stollen erzählen lassen. Heureka, bin ich froh, dass ich heuer unabhängig im Stollen schwitzen darf.
Und ich habe immer noch keine Angst vor der „RADON-Strahlung“ im Stollen. Die gesundheitsfördernde Wirkung des Radon in kleinen Dosen wurde entdeckt, als die Bergbauarbeiter in den 1940er Jahren untertag plötzlich keine Rheumaschmerzen mehr hatten. Zahlreiche Studien belegen mittlerweilen die Wirkung bei Bechterew, COPD, Fibromyalgie etc. Die Lokführer, Sanitäter und Ärzte fahren bis zu drei Mal am Tag in den Stollen – im Gegensatz zu den Patienten. Die Zufriedenheitsquote bei den Patienten ist extrem hoch, auch die Einheimischen gönnen sich regelmäßig Einfahrten, weil es ihnen gut tut. Nirgends kann ich so gut entspannen wie die eine Stunde auf der wirklich gemütlichen Holzpritsche in diesem heißfeuchten Bergwerksstollen :-)
Ich bin froh, dass ich ab heuer eine für mich vertretbare zeitliche Lösung gefunden habe. Innerhalb von 14 Tagen kann ich 9 Mal in den Heilstollen einfahren, ich brauche daheim keinen Hundesitter und kann auch in der Pension für meinen Reiseblog und die Werbeagentur arbeiten. Und einige Anwendungen habe ich direkt im Stollen-Kurhaus dazugebucht (Physiotherapie oder die Lagerungsrollen :-)
INFO: Der Gasteiner Heilstollen führt eine sehr kompetente Website mit Auskünften zu Krankenkassa-Leistungen (auch für Deutschland) und ist extrem hilfsbereit bei Anfragen und Extrawünschen.
HINWEIS: Dieser Artikel gibt meine höchstpersönliche Meinung und Ansichten über meine Heilstollen-Kur wieder.
8 comments
Hm wieder hab ich nach deinem Blog gesucht. Nachdem wir ja Gemeinsamkeit Hundeliebe und Heilstollentherapie (Morbus Bechterew) haben,
möchte ich dich fragen ob du heuer wieder zum „Aufladen“ in den Heilstollen fährst?
Ich war das erste mal 2015 mit Bombenwirkung. 4 Monate Schmerzfrei, nach einen HOrrorschmerzjahr.
2016 fuhr ich fast schmerzfrei, daher war der Woweffekt nicht so. Trotzdem geht es mir viel viel besser, als die Jahre zuvor.
Nun bin ich am Überlegen ob ich heuer wieder fahren soll, oder erst wieder wenn die Schmerzen überhand nehmen.
Wie handhabst du es??
hab dir eine mail geschrieben!
[…] unterwegs“ hat im vergangenen Jahr hier gekurt. Wie sie das empfunden hat, könnt ihr hier […]
Hihi wir haben was gemeinsam auch ich war 2015 erstmalig im Gasteiner Heilstollen. 2015 3 Wochen und 2016 jetzt gerade 2 Wochen auch mit meinem Hund. Wir gönnen uns auch ein Hotelzimmer wo auch mein Hund gratis verweilen darf. Wandern mit Hund im Gasteiner Tal herrlichst. Ausserdem empfehlensswert, Fulseck zum Spiegelsee, Schlossalm auch Wanderung um See.
Mich hätte noch interessiert ist Dein Hund über die Hängebrücke gegangen?? Ist das Gitter Pfotenfreundlich??
aloha- danke für den netten kommentar! coffee ist ein alter hängebrückengeher – siehe artikel über die wilden wasser. wie das gitter oben in gastein war, weiss ich gar nimma, aber ich glaube nur ganz kleine zwischenräume. lies doch noch meine story über die wanderwege mit hund rund um gastein, aber du kennst sicher schon alle. in welchem hotel warst du? info würde mich freuen, kann ich immer brauchen. lg von #wiederunterwegs. angelika und coffee
Wir wohnen bereits das 2. Mal in Bad Hofgastein im Hotel Österreichischer Hof. Sehr nett! Hund kostet nix, es gibt aber kein spezielles Service für den 4beiner, für uns passt es super mein Hund hats nicht so mit Fremden. Das tolle am Hotel, dass der Therme Eintritt includiert ist und man ist unterirdisch auch mit der Kuranstalt verbunden. Voriges Jahr hab ich dort sämtl. Therapien gemacht heuer so wie du gleich im Heilstollen vor oder besser Massagen danach.
Auch ich habe bis jetzt immer die 12 Uhr Einfahrt gewählt, doch nächstes Mal Versuch ich es auch Mal mit der 10 Uhr Einfahrt!
LG Elvira & Happy der Hund
Ich kann es nur bestätigen. Ich fahre in Juni/ Juli wieder für 3 Wochen nach Bad Hofgastein (12 Einfahrten) Freue mich schon sehr darauf. (Rheumatische Athrose)
Sehr informativer Bericht. Habe nun eine genaue Vorstellung, wie meine morgige Schnuppereinfahrt ablaufen wird.