„Schlafen im Kloster“ gefällt mir immer besser: Diesmal zu Besuch bei den Augustiner Chorherren von St. Florian, bei der grandiosen Bruckner-Orgel , der wunderbaren Bibliothek und: Schlafen, wo Anton Bruckner geschlafen hat.
Inhaltsverzeichnis
Eine Nacht bei den Augustiner Chorherren im Stift St. Florian
Diesmal steht mein Einzelbett für eine Kloster-Nacht im oberösterreichischen barocken Stift St. Florian bei den Augustiner Chorherren. Aber das ist nicht alles: Ich nächtige sogar im selben Zimmer, wo einst Anton Bruckner sein Haupt – müde von seiner Arbeit als Organist – niederbettete: Im Zimmer 4 am Prälatengang. Die Einrichtung ist zwar nicht ganz original und ein wenig zusammengestoppelt, dennoch schön alt. Des Meisters Konterfei hängt als Relief beim großen, doppelten Klosterfenster und er bewacht mich auch nächtens über dem Bett mit seiner kargen Todesmaske.
Ansonsten hat das Zimmer einen schönen #retro Sekretär, eine Standuhr, einen Kachelofen und ein eingebautes, großes Bad. Fast schon zuviel für eine vemeintlich karge Nacht im Kloster. Aber in den Standard-Gästezimmern ist von Bruckner keine Spur, dort nächtigt es sich ebenfalls hervorragend und denkbar unaufgeregt.
Schmausen im Stift St. Florian
Auch diesmal gefällt es mir außerodentlich gut im Kloster: Die Stille, die Ruhe und das Stiftwirtshaus. Ja, das ganz besonders, denn es liegt mitten im klösterlich imposanten „Vierkanter“ mit Blick auf die Stiftskirche. Man sitzt unter Sonnenschirmen im Gras, trinkt Most und staunt: Eine riesige VEGANE Speisekarte. Eine EINFALLSREICHE, KREATIVE VEGANE Speisekarte – und das in einem Klostergasthaus. Wir sind beeindruckt. Natürlich gibts auch die österreichische Hausmannskost und oberösterreichische Schmankerln, aber für das schöne vegane Angebot gibts eine Römisch Eins. Trotzdem steht mir der Sinn an diesem Abend nach Backhendl.
Wirklich, ich werde in Zukunft bei meinen Ausflügen und Radtouren auch die Nächtigungen im Kloster forcieren. Hier sind sogar Vierbeiner im Zimmer gestattet, so sie sich gesittet benehmen. Kein Thema bei #CoffeeUnterwegs, wie wir wissen.
Stift St. Florian: Hier startete Anton Bruckner seine Karriere 1848 als Organist
… und hatte doh zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zu komponieren begonnen. Überhaupt dürfte er nicht der Selbstbewusstesten einer gewesen sein. Die heute dennoch nach ihm benannte Bruckner-Orgel an der Westempore überstrahlt das Intérieur der barocken Stiftskirche.
Die berühmte Bruckner Orgel von St. Florian
Antons Bruder betrieb manuell mit mehreren anderen die Blasebalg-Anlage, die für den Betrieb der riesigen Orgel (bis 1886 die größte der gesamten Donaumonarchie) notwendig war. Mehrmals musste die Orgel umgebaut werden, 1932 wurde sie elektrifiziert.
Der alte Spieltisch, an dem Bruckner noch saß, ist heute in seinem Geburtshaus in Ansfelden zu besichtigen. Bruckner ging später nach Linz und Wien, blieb aber dem Stift, wo er schon als Sängerknabe gesungen hatte, immer verbunden. So verbunden, dass er auch hier begraben werden wollte: Sein Sarg steht direkt unter „seiner“ Orgel unten in der Gruft mit ihren Totenköpfen und Särgen früherer Chorherren.
Die Orgel in der Kirche war zu Bauzeiten und ist auch heute ein monumentaler, wunderschöner Bau. Wir dürfen sie sogar besteigen und ihr Innerstes kennenlernen: Dies ist übrigens auch zur LANGEN NACHT der KIRCHEN möglich. Wir stehen inmitten von Pfeifen und Registern aller Größen und aus verschiedensten Dekaden, steigen über eine Holzleiter noch höher und sehen durch einen Spalt auf das Kirchenschiff.
Der jetzige Organist, Gastmeister und Seelsorger, Chorherr Klaus Sonnleitner ist seit seiner Jugend Musiker und setzt sich zum Spieltisch, um für uns zu improvisieren. Atemlos fotografiere, schaue und lausche ich ihm gleichzeitig. Sonnleitner hat für uns „alle Register gezogen“ – soviel zu Etymologie dieses Ausspruchs
.Ein gewaltiger Klang, ein prunkvolles Ambiente, eine Location voll von Geschichte.
Ein paar Augenblicke später sitze ich selbst am heiligen Stuhl, ähm Spieltisch.
„Will wer probieren?“ hatte Klaus Sonnleitner unvorsichtiger Weise in die Stille hinein nach seiner Darbietung gefragt, wohl in der irrigen Annahme, dass jemand unter uns des Klavierspiels mächtig sei.
Einmal an der Bruckner-Orgel sitzen, an einem Monumentalbau aus dem 18. Jahrhundert, wo schon Anton selbst gesessen war? Schon sitze ich am Bankerl, Klaus drückt für mich ein paar helfende Tasten und Register und – was soll ich klimpern?
Die Entscheidung fällt schnell, denn mein Repertoire ist endenwollend und mehr als überschaubar – weil nicht vorhanden.
„Das war ganz sicher das allererste Mal, dass auf unserer Orgel jemand „Mariandl“ gespielt hat“, sagt Minuten später der echte Organist zu mir. Ja, das war mein ganzes Repertoire.
St. Florian und die Florianer Chorherren
Wie alle Klöster beherbergt auch St. Florian Kunstschätze, Galerien und eine immense Bibliothek (150.000 Bände!) mit leuchtendem Deckenfresko, die uns Archivar und Bibliothekar Karl Rehberger zeigt.
Das älteste Schriftstück in der Biblio ist aus dem 6. Jahrhundert – in den Klöstern lagert unser aller Geschichte, nicht nur in den Museen!
Rehberger, emeritierter Professor der katholisch-theologischen Privatuniversität Linz und Doppel-Doktor, trat 1955 ins Kloster ein, forscht und archiviert und weiß auf alle meine Fragen (natürlich) eine glasklare Antwort.
Wollt Ihr Euch schnell mal REINZOOMEN in die Bibliothek des Stift St. Florian – dreidimensional und wie im Flug? Hier gehts zum Video von #uppermoments. SEHENSWERT. Übrigens, in die Liste der 250 großartigsten Bibliotheken aus aller Welt haben es 11 Bibliotheken aus Österreich geschafft: 10 davon sind natürlich Klosterbibliotheken, darunter auch St. Florian und Kremsmünster.
Er führt uns auch durch die zahlreichen Kaiserzimmer, Kunstsammlungen und Prunkräume – fast wie in Schönbrunn. Allein der berühmte „Sebastiansaltar“ von Albrecht Altdorfer ist für echte Kunst-Kenner ein Grund zum Kommen. Auch Bruckners Flügel und sein Sterbebett haben hier einen Platz gefunden.
Die Augustiner Chorherren im Stift St. Florian leben ein Motto: „Mit euch – für Euch“ – ihre Hauptaufgabe ist die Seelsorge in den 33 Pfarren der Umgebung, zudem die Pflege von Bildung und Wissenschaft. Letzteres merkt man bei jedem Schritt durch St. Florian. Zudem sind sie stolz, ein wichtiger Teil des kulturellen Lebens der Region zu sein.
Unterirdisches St. Florian: Die Gruft
Woher man den Hl. Florian noch kennt? Er ist u.a. Patron der Feuerwehren, der Seifensieder, der Kaminkehrer und der Bierbrauer – außerdem der Landespatron von Oberösterreich. Seit dem 8. Jahrhundert soll hier an dieser Stelle ein Kloster stehen (unbedingt die unterirdischen Reste aus dem Mittelalter und die Gruft besehen!)
Also lasst die überlaufene Sisi-Geschichte in Wien doch mal links liegen und fahrt nach St. Florian. Und wem es, so wie mir, erst jetzt auffällt: Die A1 hat sogar eine eigene „Asten-St.Florian“ Ausfahrt – es liegt also fast immer auf dem Weg! Oder: Mal ein Meeting oder eine Konferenz im Kloster planen! Wer will, kann natürlich hier auch heiraten, im prunkvollen Marmorsaal.
Kloster für Anfängerinnen: Eine Nacht im Stift St. Lambrecht
Eine Nacht bei den Mönchen von Heiligenkreuz
HINWEIS: Ich wurde von Klösterreich und dem Stift St. Florian eingeladen, die Welt im Kloster zu erkunden. Die Meinungen im obigen Artikel sind, wie unschwer erkennbar, meine ganz eigenen.
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