Er war ein jähzornig, sammelsüchtig, jagdverliebt, kunstaffin (aber bloß nicht diese Wiener Moderne), Technik Freak und Barockliebhaber. Erzherzog Franz Ferdinand wäre ein anderer Kaiser als sein Onkel geworden. Gewohnt hat er (auch) im Schloss Artstetten, seine Ururenkelin tut dies immer noch.
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Was für einer war er, der Franz Ferdinand?
Wo er wohnte – etwa in Artstetten oder Schloss Eckartsau, gab es Telefon, warmes Fließwasser, moderne Duschbäder und Toiletten. Der Thronfolger in spe, der in Schönbrunn heimlich eine Art Schattenregierung führte und mehr als bereit für die Thronfolge war, war zwar kein ausgesprochener Sympathieträger, aber er hatte was über für Kunst (außer Klimt, Wagner und Kokoschka), wollte politisch was weiterbringen (ohne Krieg) und war ganz offensichtlich in seine Frau wirklich verliebt, nebstbei auch ein guter Familienvater. Seine immense Sammelleidenschaft sei ihm verziehen und auch seine zahlreichen Jagderlebnisse, bei denen er sich nicht wirklich viel bewegte – dem Vernehmen nach. Dafür hatte man im Schloss Artstetten ein echtes Familienleben, dazu elektrisches Licht und einen genialen Park mit Pool und Badepavillon.
Warum ich das alles weiß? Erstens weil ich es gelesen habe und zweitens, weil ich endlich mal wieder im Schloss Artstetten war, mit der NÖ Card ein wirklich schöner Ausflug. Und interessant. Am interessantesten ist ja, dass in diesem Schloss immer noch die Nachfahren des Franz Ferdinand und seiner Sophie leben und arbeiten. Mit Kids. Heutzutage ist oder besser wäre man nicht mehr nur „Fürstin“, sondern Geschäftsführerin, Museumsbetreiberin und Marketingfachfrau zugleich – als Ururenkelin des ermordeten Thronfolgers.
Ein Ausflug ins Schloss Artstetten
Von Klein Pöchlarn oder dem Dokumentationszentrum über Oskar Kokoschka in Pöchlarn fährt man mit dem Auto ein paar Minuten hinan Richtung Schloss Artstetten. Um die Ecke liegt Maria Taferl, da man bei diesem Anlass gleich mitnehmen kann. Sei es, um eine Stippvisite in der Basilika zu absolvieren, bei Kaffee und Kuchen einzukehren oder über den alten Pilgerweg hinzuspazieren – wie das auch die kaiserliche Familie getan hat.
- Öffnungszeiten für Besucher (Museum und Gruft): Anfang April bis Allerheiligen täglich 9 – 17:30 Uhr
- In den Schlosspark darf man nur vormittags zwischen 9 und 13 Uhr
- Im Café kann man einkehren Donnerstag – Sonntag und Feiertag ab 10 Uhr
- Für Kids gibts ein Rätselheft für die Ausstellung – Kinder Rätsel Rallye.
- WEBLINK zum Schloss Artstetten
- Ja, die NÖ-Card gilt im Schloss Artstetten – einmalig: LINK
- Einkehrtipp: Schlossgasthof vor der Zufahrt zum Schloss
- Das Schloss Artstetten ist ein kulturelles Highlight der europäischen Reiseroute und Ferienstraße „Donau – Straße der Kaiser und Könige“.
- Ja, Hunde dürfe mitkommen auf den Familienausflug ins Schloss Artstetten.
- Hunde sind erlaubt im Park UND im Museum. SUPER!
Im Foyer sieht man ein nachgebautes Modell jenes Autos, in dem Thronfolger und Gattin in Sarajewo erschossen worden sind. Durch die Ausstellung spaziert man alleine und hat so genug Zeit, um in das damalige Leben ein bisserl reinzuschnuppern: Was es mit der Sammlung an kleinen Porzellan-Schafen und Lämmern zu schaffen hat? Zum Jähzorn neigende Thronfolger der Donaumonarchie pflegten ihrer Gattin zur Versöhnung nach einem Wutausbruch jeweils ein Lämmchen mit vermeintlichen Versprechungen und Begütigungen zukommen zu lassen. Der Guteste, konnte halt auch nicht aus seiner Haut. Nicht anders als manchen Männer von heute eben…
In der internationalen ARGE „Die Donau-Straße der Kaiser und Könige“ engagieren sich Tourismusorganisationen und Schifffahrtsunternehmen für das gemeinsame europäische Erbe Auf den Spuren u. a. von Marc Aurel, Friedrich Barbarossa oder den Habsburgern.
Das Schloss Artstetten und der Nibelungengau sind nur einige der kulturellen TOP HIGHLIGHTS der Straße der Kaiser und Könige: Die Donauregion Niederösterreich mit allen Highlights – nachlesen und nachREISEN!
Lohnt sich der Ausflug? Meine Meinung
Ja. Man sieht viele private Dinge der kaiserlichen Familie von damals und bekommt einen sehr intimen Einblick in das Leben von FF und Sophie. Als Besucherin darf man zu bestimmten Zeiten auch in den Natur-Schlosspark von Artstetten. Zu den anderen Zeiten wird er privat genutzt – von seinen heute lebenden Nachfahren. Besonders nett ist der idyllische Badepavillon am Pool im Park zu besehen. Nett wäre es auch, einen Kaffee im angeschlossenen Schloss-Café zu trinken, das war zu meinem Besuch leider geschlossen. Dafür gibt es ein wirklich gut sortiertes Shop mit interessanten Büchern, da habe ich gleich zugeschlagen.
Und weil die Ururenkelin des Franz Ferdinand auch ein bisserl Eventmanagerin ist, gibt es ziemlich coole Events im Schloss Artstetten: Vom Schlossparkfest über ein Happening in der Vollmondnacht, Erlebniswanderungen, Kindernächte, Schlosskonzerte und Theater: Maxi Blaha als Klimt Freundin Emilie Flöge spielt hier auch (selbst gesehen im Oberen Belvedere – genial!)
Auch für die Straße der Kaiser und Könige habe ich über Artstetten und die anderen Schlösser, die am Ende der Monarchie eine Rolle gespielt haben, geschrieben:
Weiterlesen: Der Verfall der Donaumonarchie in Stationen