Wie das schon klingt: Opatija. Oder noch pläsierlicher in meinen Ohren: Abbazia. Das ehemals mondäne k.u.k. Winter-Seebad an der Kvarner Bucht in Kroatien ist auch ohne Kaiser heute noch (oder wieder) voll angesagt. Und nah genug für einen nostalgischen Weekend Trip.
Inhaltsverzeichnis
Opatija – (M)ein Kurztrip in die Stadt der Vergangenheit
„Das Tragen von Hutnadeln im Wasser ist nicht gestattet“,
heißt es 1909 in einer Kundmachung im Kurort Abbazia. Nun, das soll unser Problem nicht sein, wir schreiben 110 Jahre danach: Endlich, ein ganzes Weekend an der kroatischen Riviera und dann noch in Opatija – dort, wo einst „unser“ österreichisches Küstenland war. Wie etwa in Triest oder Grado.
Vor einigen Jahren war ich als Brac-Bootsbesitzerin hier in der Stadt Opatija an der Kvarner Bucht, um die Prüfung zum kroatischen Küstenpatent abzulegen (ganz ohne Bestechungskaffee, ich war echt angestrebert bis obenhin). Auf der Fahrt nach Krk zum Camping Njivice haben wir ebenfalls hier Stop gemacht für eine gepflegte Promenade und damals wusste ich, dass ich sobald wie möglich wieder herkommen will. „Sobald wie möglich“, das kann bei einer Reisebloggerin schon mal ein gutes Jahr bedeuten. Und genau so war es dann auch.
Anreise nach Opatija heute & vor 110 Jahren
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Anreise 1909 von Wien Süd nach Opatija mit der Südbahn
„Nur 12 Stunden Reisedauer von Wien oder Budapest“ nach Abbazia, dem „Klimatischen Winter-Kurort und Seebad“ an der österreichischen Riviera,
…wirbt man anno 1909 etwa in der „Österreichischen Alpen-Zeitung“. 12 Stunden Schnellzugsfahrt von Wien nach Abbazia – Mattuglie und dann mit dem elektrifizierten Bähnlein hinab „nach dem Kurorte“. Natürlich inklusive Gepäcktransport. Damals kein Problem und selbstverständlich hier an der Kvarner Bucht
Die kleine elektrifizierte Bahn, die von der Bahnstation nach Voloska, Opatija und nach Lovran unterwegs war, die hätte so mancher Touristiker heute gerne wieder installiert, um den Individualverkehr an der Riviera unter Kontrolle zu halten und „klimafit“ zu werden.
Und schnell war sie damals auch schon: Die ganze Fahrzeit betrug mit 30 Haltestellen nur eine Stunde, die Bahn verkehrte bis 1933.
Weiters liest man in der Alpen-Zeitung vor 110 Jahren über Abbazia, das jetzige Opatija:
„Alle Kurmittel, klimatischer Winterkurort, weltberühmtes Seebad, interessante Ausflüge zur See und prachtvolle Spazierwege… Modernste und vornehmste Etablissements mit Lift, Bädern, Hochquellwasser, Telefon und elektrisches Licht, Wintergarten … und vorzügliche Küche…“
Kurz: Wir befinden uns 1909 in Abbazia, der „Perle der österreichischen Riviera“ und die dürfte damals unschwer mit der Südbahn zu erreichen gewesen sein. Zumindest ohne Umsteigen von Wien aus. Der Beweis: Im Fahrplan der K. k. priv. Südbahn-Gesellschaft (gültig vom 1. Oktober 1908 für den Winter 08/09) heißt es wie folgt: „Abfahrt Wien Südbahnhof um 9:20, Ankunft in Abbazia abends um 9:31 Uhr.“ Am ebenfalls begehrten Sommerfrische Ort Semmering konnte man damals dank der Südbahn und der genialen Ghega Viadukte übrigens auch schon nach knappen zwei Stunden aussteigen.
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Anreise 2019 von Wien Hbf nach Opatija
Wer heutzutage etwa wie wir im Herbst 2019 öffentlich nach Opatija gelangen wollte, wäre auch 12 Stunden unterwegs: Mit dem Nachtzug. Allerdings müssten wir Zugreisenden 2019 kurz vor 4 Uhr morgens aus dem Venedig Night Jet in Villach in den Euronightjet nach Rijeka umsteigen, dafür wären wir dann auch nach 11:42 Stunden in Opatija (Recherche: oebb.at – 22.10.2019).
Im Sommer, also zur Reisehauptsaison unserer Zeit, kommt man da schon weitaus komfortabler per Bahn an die österreichische, pardon kroatische Riviera: Mit einem EuroCity von Wien Hbf nach Rijeka in gut neun Stunden. Schau´ ma mal, was der Semmering Basistunnel bringt, dann sieht mich Opatija sicher bald mal wieder – per Bahn. Leider fällt dann die historische Semmering Bahnfahrt weg, dafür geht´s ab 2026 deutlich schneller in den Süden.
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Flixbus Varianten
Dann gibt es noch den Flixbus: An guten Tagen kann man da schon mal in flotten sieben Stunden von Wien Erdberg in Opatija sein und das ab 23 Euro (Recherche: Flixbus.at, 22.10.2019). Gefahren wird untertags, Ankunft abends.
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Die Retro Luxus Variante wie bei Kaisers: Der Majestic Imperator – Train de Luxe.
„Ein Palast auf Schienen“ ist der Luxuszug, der zu bestimmten Terminen von Wien nach Opatija mit dem erklärten Ziel „Hotel Miramar“ fährt. Die kaiserlichen Hofzüge, die zu k.k. Zeiten für die höfische Gesellschaft verkehrten, wurden in Prag in der Lokomotivfabrik gebaut.
Sie gelten als Vorbilder für den Majestic Imperator – akribisch wurde nach alten Plänen und Zeugenaussagen Waggon für Waggon nachgebaut: Der älteste Waggon der Flotte stammt übrigens wirklich aus der original Lokomotivfabrik aus Prag, ein Stück aus dem Jahre 1905. Mit der Arbeit von Kunstschnitzern, Originalstoffen aus der Hofburg und aufwändiger Handarbeit von Fachleuten wurden die Waggons liebevoll bis ins allerkleinste Detail gestaltet und verkehren nun zu speziellen Anlässen u.a. zwischen Wien und Opatija.
- Package: Zugfahrt von Wien nach Abbazia-Mattuglie im Majestic Imperator gen Hotel Miramar
- inkl. Transport, Sektfrühstück, Verpflegung an Bord, Empfang und Gepäcktransport
- 4 Nächte Aufenthalt im Hotel Miramar mit Halbpension
- Rückfahrt wie oben
- Programm online
- Preis pro Person: 1790 €
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Parken in Opatija: Wir sind mit dem Auto da!
Wir sind mit dem Auto nach Opatija unterwegs, damit wir auch den Anreisetag am Meer nutzen können, denn der Flixbus käme erst am späten Abend an. Und wir wollen eigentlich keine Minute versäumen von unseren lauschigen Herbsttagen in Opatija im Hotel Miramar. Anfahrtszeit aus dem Weinviertel über Slowenien: 6 Stunden.
Parken in Opatija kann zur Hochsaison zu einem kleinen großen Problem werden. Die drei offiziellen Public Parkplätze sind für Tagesgäste schnell ausgebucht, wer ein Hotel wählt, sollte drauf achten, dass Parken inkludiert ist, bzw. eine Parkmöglicht vorort organisiert werden kann. In den Sommermonaten staut es nämlich schon bei der Zufahrt von der Autobahn nach Opatija hinein, wer da erst lang eine Möglichkeit zum Parken suchen muss, fängt den Urlaub gestresst an.
Die Strandpromenade: Auf Monarchie-Spuren entlang des Lungomare
„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben um einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“
Unser Kurztrip nach Opatija stand unter diesem Motto, einem Ausspruch von Astrid Lindgren. Wir hatten eine traumhafte Unterkunft im Hotel Miramar mit einem Balkon und Meerblick, einen Felsenstrand vor dem Hotel und den Lungomare, die Promenade direkt vor dem Haus. Die bekannte und beliebte Strandpromenade heißt hier Lungomare, vulgo Franz-Josef-Promenade und ist meines Erachtens das Beste an ganz Opatija. Das Hotel Miramar hat einen wunderbaren Folder aufliegen, der alle meine Fragen bereits im Vorfeld über diese Strandpromenade beantwortete: Der Lungomare – Spazierkarte mit Geschichte und Geschichten einer idyllischen Flaniermeile.
Entlang des Lungomare – die Strandpromenade von Volosko nach Lovran
Eine Flaniermeile, auf der schon ganze Heerscharen prominenter Besucher aus Kunst, Kultur und Politik von Volosko über Opatija nach Lovran und wieder retour gewandelt sein mögen: Zur Hoch-Zeit des Winterkurortes, der seinen Aufschwung natürlich der Südbahn zu verdanken hat – so wie die Regionen am Semmering oder bei Toblach in Südtirol. Wer hier flaniert, könnte sich auch in Wien oder Prag wähnen, denn viele Bauwerke stammen hier aus der kundigen Hand von Carl Seidl, einem Theophil Hansen Schüler. Volosko ist auch heute noch ein beschaulicher Fischerort und in Lovran kann man ebenfalls schön ein Päuschen einlegen.
Zwischen der Villa Minach im Osten bei Volosko (hier wohnte Graf Andrássy und wurde dem Vernehmen nach auch von Kaiserin Elisabeth mehrmals besucht) und 10 Kilometer weiter westlich bei der Villa Astra in Lovran (wo sich die damaligen Stars der Wiener Hofoper angesiedelt hatten) kann man – meist direkt am Meer – aber auch nur endlos hin und her promenieren und dabei immer etwas Neues entdecken. Oder den einen oder anderen wohlfeilen Espresso, Sprizz oder Hugo einnehmen. Gerne auch mit Zitronentörtchen in einem Kaffeehaus.
Natürlich ist hier zu Ende der Saison bereits mit einigen Einbußen an Freundlichkeit seitens der Café- und Restaurant Teams zu rechnen, immerhin sind wir in Kroatien. Nicht überall dort, wo uns der Sinn danach steht, dürfen wir einen Café und einen Snack einnehmen, aber irgendwann werden wir entlang der Promenade doch fündig. Das Hotel Milenij liegt von jeher besonders schön gelegen und das dortige Café Wagner war auch schon 1898 ein Hot Spot zum Sehen und Gesehen Werden mitten in Opatija. Wir reihten uns in die Reihe derer ein – auch wenn man hier auf ein Croissant schon mal ein halbes Stündchen warten muss, fad wird es dabei nicht. In der Kavana Strauss geht das schon fixer, zudem mit einer gedeihlichen Auswahl an Mehlspeisen, wie man sich das als Tourist aus Wien halt so vorstellt.
Vom Hotel Miramar zur Marina und weiter zum Park Angiolina mit der gleichnamigen Villa und dem Tourismusmuseum ist es nur ein Katzensprung. Vor lauter Schauen kommt man aber eh kaum weiter, zu schön gelegen ist dieser Promenadenweg am Meer entlang, wo sich früher ein „Seebad“ an das andere reihte. Eines von ihnen wurde in den letzten Jahren nach den alten Fotos nachgebaut, das Angiolina mit Roof Top Bar und Strandzugang.
Seebäder und Badebuchten: Baderegeln anno 1910
In einer offiziellen Kundmachung der K.k. Bezirkshauptmannschaft „Volosca“ ließ man am 1. August 1910 die Regeln für ein gedeihliches und vor allem schickliches gemeinsames Seebad öffentlich anschlagen. So heißt es etwa:
„Das Tragen von Hutnadeln im Wasser ist nicht gestattet.“ und „Hunde dürfen in die Badeanstalt nicht mitgenommen werden.“
Noch wichtiger:
„Der Aus- und Ankleideraum ist in eine Herren- und Damen Abteilung abzuteilen und zwar derart, dass jede Kommunikation zwischen denselben unmöglich ist.“
und
„In den Gängen sind Spucknäpfe aufzustellen. „
Natürlich gab´s noch mehr Regeln, aber Spaß dürfte man beim Baden dennoch gehabt haben, denn im Sporer Pavillon und im Tourismusmuseum kann man in den Ausstellungen einen sehr amüsanten Einblick ins Badeleben der Monarchie in den Badebuchten und verschiedensten Seebädern an der Strandpromenade gewinnen.
Theodor Billroth verteidigt Abbazia
Die Wiener Medizinische Wochenschrift druckt am 11. Jänner 1885 eine Replik auf Leser-Beschwerden ab: Im Feuilleton über die Chancen Abbazias rechtfertigt sich kein Geringerer als Theodor Billroth langatmig über die scheinbar harschen Reaktionen auf einen in der Neuen Freien Presse abgedruckten wahrscheinlich für die Region werbenden „Brief aus Abbazia“, dass noch nicht alles so klappte wie es sein soll, aber:
„.. Man hat noch weit mehr vor mit Abbazia. Es soll auch Meerbad werden… Der jetzige Badeplatz, wo Männlein und Weiblein im Kostüme wie in Ostende zusammen baden, liegt ganz dicht neben dem Hotel Quarnero, was denjenigen Badenden, die keine besonders schöne Körperformen zu zeigen haben, nicht eben angenehm sein wird.“
Damals kämpfte man jedoch noch mit den Macken von Petroleum- und Gasbeleuchtung und Billroth versuchte, die wohltuende Wirkung des Seebads zu belegen, erklärt aber gleichzeitig sehr ausführlich, was seines Erachtens hier noch alles zu geschehen habe – von Wandelbahnen, Frühstückszeiten, Petroleumgestank, touristischer Infrastruktur und Restaurationsangebot. Tja, an alles kann man halt auch nicht denken. Lesenswert!
Alle waren sie hier. In den Seebädern des „verwienerten Abbazia“
Karlsbad war natürlich zu Ende der Monarchie Anfang des 20. Jahrhunderts unangefochten an erster Stelle der Kurorte der Monarchie, aber als Winterkurort und Seebad folgte Abbazia auf dem Fuße. Arthur Schnitzler hielt sich mehrmals im „Klimatischen Winter Kurort und Seebad Abbazia“ auf, die legendäre erste Begegnung mit der Thalhof Wirtin Olga Waissnix allerdings spielte sich in Meran ab. Auch Richard Beer-Hofmann dürfte zwischen Wien, dem Thalhof in Reichenau und der Pension Quisisana (heute: Hotel Opatija) in Abbazia und dem Ausseerland wohl damals richtiggehend „gependelt“ sein.
Kronprinz Rudolf war ausnahmsweise offiziell mit Gattin Stephanie vorort (das zweite Hotel in Abbazia wurde nach ihr benannt, noch heute kann man den schönen Festsaal besichtigen: das Remisens Premium Heritage Hotel Imperial ist 2019 dogfriendly!), weiters Alexander Girardi, Gustav Mahler als junger Mann und später mit seiner Alma, Peter Rosegger, Isadora Duncan und natürlich unser Kaiser selbst, nebst Katharina Schratt sowie Hermann Bahr. Letzterem wurde allerdings vehement von einem wiederholten Besuche in Abbazia abgeraten, ein gewisser W. Fred schrieb an ihn im Feber 1904:
Lieber Freund, vor allem müssen Sie wirklich nach diesem verwienerten Abbazia? Ich meine: ist irgend ein ärztlicher Rath massgebend? Ich denke nur, Abbazia wird Sie zu sehr mit ärgerlichen Wienern zusammen führen. Mir wäre Italien, für Sie und mich lieber…“
Dürfte aber nichts gefruchtet haben, denn schon am 15. 2. 1904 schrieb Bahr aus dem Hotel Guarnero in Abbazia an Schnitzler in Wien, wie sehr er dessen „Der Einsame Weg“ schätzte.
Alma Mahler urlaubte im selben Jahr hochschwanger mit Tochter Maria in Abbazia, nur schlecht als recht betreut von ihrer unfähigen Bediensteten, wie sie sich in den Erinnerungen an Gustav Mahler grantig erinnert. Mahler kam mit dem Zug aus Wien nach und wurde von ihr auf der Bahn Abbazia Mattuglie abgeholt – im Nebenabteil waren die Söhne Erzherzog Ottos zugange, darunter der spätere letzte Kaiser Karl. Mahler fuhr bald wieder nach Wien, nicht ohne kurz darauf seiner Frau briefliche Anweisungen zu ihrer Rückfahrt zu übersenden:
„… Geht also sofort zum Reise Bureau beim Hotel Stefanie und bestellt Euch … ein Ganz-Coupé 2. Classe… Es lässt sich nämlich von hier aus nicht mit Sicherheit bestimmen, ob Ihr in Mattuglie bei dem Schaf von Stationsvorstand auch sicher ein Coupé vorfindet!“
Die Südbahngesellschaft „stampft Abbazia aus dem Boden“
Das erste Haus am Platze war allerdings das Quarnero mit dem schönen Kristallsaal. Natürlich so wie das Hotel Kronprinzessin Stephanie ein Haus der Südbahngesellschaft, die schließlich für das Entstehen und die Entwicklung von Abbazia als Destination verantwortlich war. Für das Quarnero dürfte man Fachleute und Personal aus dem ebenfalls neu entstandenen Südbahnhotel am Semmering gleichsam „abgezogen“ haben. Das Südbahnhotel am Semmering (1881/82) und jenes in Toblach in Südtirol (1878) waren jedenfalls solche Erfolge und permanent ausgebucht, dass sich der legendäre Direktor der Südbahngesellschaft Schüler auf der Suche nach einer weiteren vergleichbaren Einnahmequelle im österreichischen Küstenland machte. Durch die Südbahn konnte der Tourismus und die Bewegung von freizeithungringen Massen in unseren Breiten damals überhaupt erst entstehen.
Die Ärzte Theodor Billroth und Leopold Schrötter priesen die Meerluft für die Behandlung der damals in den Großstädten weit verbreiteten Lungenkrankheiten und natürlich der Tuberkulose. Bevor Schüler und seine Südbahn nach Abbazia kamen, gab es hier nur ein paar Fischerhütten. Aber bereits ein paar Jahre später existierte hier alles, was das urlaubende und seebadende Herz damals begehrte: Musikpavillons, Kurkapellen, Trinkhallen, Tennisplätze, Seebäder und Hotels. Weiters Gasometer, Aquädukte, zahlreiche Kuranstalten, Postamt und Hafen, für den der Friedhof weichen musste. Der „Kursaal“ des Quarnero galt 1911 gar als das „eleganteste Café der Welt“. Von wegen Wien und Paris…
Mein Hotel Tipp: Das Hotel Miramar
Aus den Gemäuern der historischen Villa Neptun, die 1890 von einem Burgenländer nach Plänen des Architekten Adolf Tilly erbaut wurde und damals noch Villa Meyne tituliert wurde, entstand das Adria-Relax-Resort Miramar, das eine wahrhaft wunderbare Lage am Lungomare einnimmt. Das Wiener Salonblatt berichtete damals regelmäßig, wer wo wann abstieg – heutzutage datenschutztechnisch unvorstellbar…
Hier urlaubten u.a. Graf Kinsky (1899 noch in der Villa Meyne), Fürst Esterhazy (1908), die Gräfin von Hardegg, die Prinzessin zu Windisch-Grätz, die Erdödys samte Komtesse Jella verbrachten hier oftmals die Wintermonate und improvisierten sogar am Faschingsdienstag 19080 gar „einen äußerst gelungenen Faschingsabend“ in der Villa Neptun.
Das nette Örtchen Voloska ist übrigens nur ein paar Minuten Spaziergang vom Hotel Miramar entfernt, was die Österreichische Alpenzeitung im Heft 6 aus 1909 zu der säuerlichen Aufklärung veranlasste:
„… die Villa Neptun… und viele andere der schönsten Villen und Pensionen in Abbazia liegen eigentlich in Volosca. Für das Publikum liegen sie aber in Abbazia, nur weil sie in den Postrayon des Postams Abbazia fallen.“
Ja, jeder wollte halt damals mitschneiden am Erfolg Abbazias.
Das Hotel Miramar hat solche Haarspaltereien heutzutage nicht mehr nötig: Das Haus unter österreichischer Führung ist verdienter Weise ein Platzhirsch hier am Lungomare und das m.E. hauptsächlich deshalb, weil hier österreichische Gastgeberqualitäten mit touristischer Professionalität gepaart ist, was sich in Kroatien sehr wohltuend anlässt. Mehrere Gästevillen scharen sich um die wieder auferstandene Villa Neptun, unterirdische Gänge führen zu Spa, Wellness und Salzwasser- und Süßwasserpool.
Hier auf der Terrasse braucht man nicht auf das Service zu warten, wann immer man einen kulinarischen Wunsch hat, wird dieser – bei traumhaftem Meerblick – erfüllt, indoor wie outdoor. Wie bei den meisten Hotels, die direkt am Lungomare gebaut sind, gibt es einen gemauerten Felsenstrand, hier in Terrassenform, der die Entscheidung schwer macht: Hier bleiben oder am Pool oder am Balkon abhängen?
Wir haben alles ausprobiert und waren sogar Anfang Oktober noch baden. Echtes Seebad Feeling in einem ehemaligen Winterkurort eben. Was die kulinarische Komponente betrifft: Selten ein so ansprechendes über überbordendes Fisch- und Meeresfrüchtebuffet gesehen wie hier und beim Frühstück sind sogar wir elendslang sitzen geblieben. Bei dem Ausblick! Im Park des Hotels wurde übrigens der Kamelie, dem Wahrzeichen Opatijas, von Hans Muhr mit dem Kamelienbrunnen ein Denkmal gesetzt.
Übrigens noch ein Nachtrag zur Geschichte des Hauses: Im Fremdenblatt vom 11. 9. 1917 sowie im Neuen Wiener Tagblatt liest man als Amtseintrag, dass das gesamte Areal der damaligen Villa Neptun samt Mobiliar, Gärten, Spielanlagen, Badebassin, Park und KurhausRestauration zu einem Ausrufpreis von 100.000 Kronen gerichtlich feilgeboten wurde. 1935 findet sich erst wieder ein Eintrag im Neuen Wiener Journal, dass in der Villa Neptun die Wiener Kinderferienkolonie untergebracht wurde.
- 14. – 19. November 2019
- Europäisches Literaturfestival in Opatija
- Lesende Autoren u.a. : Franzobel, Markus Orths, Marie Gamillscheg, Egyd Gstättner
- Zusatzprogramm: Literaturspaziergang in Triest auf den Spuren von Rilke und James Joyce
- Package vom Hotel Miramar inkl. Führung durch Opatija: ANGEBOT ONLINE
Für vermeintliche Schlechtwettertage an der Riviera bietet das Hotel Miramar übrigens nicht nur täglich wechselndes Ausflugsprogramm und interne Events wie Verkostungen lokaler Spezialitäten, sondern auch eine höchst reputierliche Bibliothek mit Focus auf die Donaumonarchie. Hier könnte man stundenlang blättern, wühlen, lesen und recherchieren, aber leider darf man nur in Begleitung eines Hotel-Mitarbeiters und dessen Schlüssels unter Aufsicht einzelne Bücher ausleihen. Was der Freude am stundenlangen Schmökern und Gustieren leider etwas Abbruch tat.
Top Sehenswürdigkeiten in der Stadt Opatija
Wer entlang der Strandpromenade, dem Lungomare spaziert, bekommt die Sehenswürdigkeiten Opatijas frei Haus geliefert: Das Mädchen mit der Möwe, die Villa Angiolina und der Park rundum mit dem Tourismusmuseum und dem Pavillon Sporer nebenan, die Villen und einstigen Südbahnhotels der ersten Stunde. Die Kirche mit der grünen Kuppel ist sehenswert, ebenso die Kirche des Heiligen Jakob in der Altstadt. Die Kaffeehäuser und Promenaden Cafés und Bars reihen sich aneinander und die Intérieurs der Hotels der einstigen Südbahngesellschaft haben noch den einen oder anderen sehenswerten Festsaal.
Weiterlesen: Sommerfrische in der Donaumonarchie
- Grado – Als Emma Auchentaller den Tourismus ins Fortino brachte – Schlag´ nach bei Michael Dangl
- Sommerfrische Neu – gibt es die?
- Reichenau: Sommerfrische Kultour rund um die Rax
- Unterwegs in die Sommerfrische der Wiener Alpen
- Im Wiener Ringstraßenhotel Bristol – damals und heute
- Meran im Frühling
- In und hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele – damals wie heute
- Mit Gustav Klimt durch Wien und zur Klimt Villa
Literatur Recherche (*Affiliate Links) Opatija
- „Briefe aus Grado (1900-1912) – Emma Auchenthaller, Christine Casapicola 2017
- Hermann Bahr, Arthur Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891 – 1931. Online: https://bahrschnitzler.acdh.oeaw.ac.at/index.html
- Recherche ANNO der Österr. Nationalbibliothek
- „Die Südbahn – Ihre Kurorte und Hotels“, Désirée Vasko Juhász, 2. Auflage, 2018
- „Einmal Wien-Triest. Das Südbahn Lesebuch“, Dienes und Schmidt, 2007
- „Gustav Mahler. Erinnerungen“, Alma Mahler-Werfel, 2. Auflage 2011
Hinweis: Dieser Artikel spiegelt meine eigenen Recherchen, Meinungen und Rückschlüsse wider und ist eine Momentaufnahme eines Besuchs in Opatija im Herbst 2019.
5 comments
Johann Schnitzler, Laryngologe an der Wiener Poliklinik, „Klinischer Atlas der Laryngologie“ 1895, posthum von Sohn Arthur und Schwiegersohn Markus Hajek herausgegeben, der als Ordinarius der Universitätsklinik 1923 Sigmund Freud am Gaumen operierte und 1924 Franz Kafka wegen Kehlkopftuberkulose behandelte…
genau der :-)
Glückwunsch zu Ihrem schönen und aufschlussreichen Beitrag. Als Laryngologe darf ich den kleinen Seitenhieb auf Theodor Billroth (1829-1894) nicht unkommentiert lassen. Damals schrieb man eben so. Langatmigkeit kann man der gesamten Fachliteratur vorhalten, wenn man sich einbildet, besser zu sein. Verwöhnt durch TikTok wollen wir alles ganz schnell schnallen. Billroth war kurzatmig, und im Rahmen seiner hauptsächlich herzbedingten Kurzatmigkeit starb er am 6. Februar 1894. Der Einsatz der Ärzte Franz Polansky (Rožnov pod Radhoštem, Beskiden), Theodor Billroth (Laryngektomie 1873), Leopold Schrötter (Alland), Theodor Escherich (Darmflora) und Alois Monti (San Pelagio/Rovigno) war der Gesundheit der Jugend gewidmet. Ihr Lebenswerk erforderte ein Durchhaltevermögen, von dem wir uns keine Vorstellung machen.
Danke! Laryngologe – so wie die Schnitzlers :-)
Herzlichen Gruß
[…] sehr schönen und deutlich informativeren Artikel als meinen über Opatija und seine Geschichte inklusive Anreisemöglichkeiten gibt es übrigens bei meiner Kollegin Angelika vom Reiseblog Wieder […]