Entlang der Mosel und rauf auf den Bremmer Calmont, den steilsten Weinberg Mitteleuropas mit Klettersteig und Gipfelkreuz. Mein persönlicher Rheinland Pfalz Schnellkurs für Österreicher, Teil 2 mit Focus: Mosel.
Inhaltsverzeichnis
An der Mosel entlang: Wachau-Feeling und Kreuzfahrt Fieber
Liebe LeserInnen aus Österreich: Für uns sind also jetzt Hunsrück und Rheinland Pfalz keine Fremdworte mehr und wir wissen auch, wo sich die schönste Hängebrücke in Deutschland befindet, aber über die Mosel wissen wir nur, dass es dort Wein gibt. Stimmts? Auf meinem Roadtrip durch Rheinland Pfalz bin ich irgendwann dann von den Höhen des Hunsrück hinab an die Mosel gefahren – etwa so, wie man vom Waldviertel ganz oben runter in die milde Donauregion der Wachau fährt. Mein Erstbesuch an der Mosel.
Vom Hunsrück fährt man wirklich „runter“ an die Mosel – im wahrsten Sinne des Wortes. Beim ersten Kreisverkehr am Fluss muss ich einfach aussteigen, zum Grüß Gott sagen. Und außerdem, weil mitten im Kreisverkehr eine schwarze Kellerkatz´ thront. Im Weinviertel ist die Kellerkatz´ allgegenwärtig in den Weinkellern, hier an der Mosel ist die „Zeller Schwarze Katz“ quasi ein Wahrzeichen. Entlang der Mosel fahre ich von Zell über Alf (sic!) und Neef nach Bremm: Dort befindet sich der steilste Weinberg Europas, der Bremmer Calmont.
Geplant meinerseits ist eine Erstbesteigung eben dieses Weinbergs inkl. Gipfelkreuzsturm. Man wird sehen.
Zell an der Mosel liegt aber auch wirklich zu pittoresk. Wenn der erste Ort hier schon so bildschön ist, was erwartet mich dann weiter die Mosel entlang? Noch mehr Foto-Points, Burgen, Ruinen, Schlösser, Kirchen und Fachwerkshäuser sowie cool gelegene Campingplätze und vor allem viele Winzer und Weinstuben zum Verkosten, oder wie es hier heißt: Für „Proben“.
Der steilste Weinberg Europas: Mit Klettersteig und Gipfelkreuz – der Bremmer Calmont
Über den Bremmer Calmont (so heißt der steile Weinberg) verläuft ein Klettersteig hinauf zum Gipfelkreuz. Ähnlich wie in der Südsteiermark oder in der Wachau sind die Lagen hier wirklich extrem steil: In diesem Falle sind es 65 Grad Neigung und damit die steilste Einzellage in Europa. Zum Gipfelkreuz gelangt man auf mehreren Varianten des Klettersteigs oder per Panoramawanderweg.
Hier an der Mosel kann man sich Weinrieden- und Terroirtechnisch nicht verirren: Die Namen der Weinberge (oder der Rieden oder des Terroirs – da war ich mir nicht ganz sicher?) stehen nämlich stets in großen weißen Lettern am Hang, sodass man beim Vorbeifahren gleich weiß, was Sache ist. Als ich also am Fuße des Calmont parke, prangen die Lettern „Bremmer Calmont“ hoch über mir, so ähnlich wie in Hollywood. Nur war hier an der Mosel das Wetter zunächst deutlich schlechter als in Kalifornien.
Klettersteig Einstiege gibt es also mehrere. Unten im Ort Bremm ist alles gut beschriftet und weil bei diesem Nebelwetter wenig los ist, parke ich sehr zentral an den Wandertafeln – gleich dort, wo die Einheimischen ihre Marmelade aus dem rosa Weinbergpfirsich verkaufen.
Man kann über ausgesetzte kleine Steige und Pfade oder den Panoramaweg hinaufsteigen, oder auch tw. den echten Klettersteig mit Leiter und Seil-Versicherung nutzen. Hat man diesen Teil hinter sich, führt ein weiterer steiler Wanderpfad hinan. Der letzte Teil zum Kreuz ist am steilsten, dafür entschädigt ein wirklich fulminanter Ausblick auf die Mosel Schlinge, die gegenüberliegende Klosterruine Stuben und den herbstlich bunten Petersberg. Der Petersberg selbst hat ebenfalls eine lange Geschichte hier in der Gegend: Er war eine keltische Kultstätte, später unweigerlich eine römische Befestung und ganz später im Zweiten Weltkrieg eine Flak Station für die nahe Eller Brücke.
Unten im Ort Bremm kann man an jeder Ecke in eine Weinstube oder einen Winzerhof einkehren, ab Hof Wein einkaufen oder eine Probe nehmen. Direkt an der Straße von Privatverkäufern, wie bei uns daheim im Weinviertel – sehr praktisch und vor allem ohne viele Transportwege…
Wäre der Abstieg vom Gipfelkreuz (man kann aber auch rundum wandern per Panoramaweg retour nach Bremm) nicht so steil und bei diesem Wetter gatschig, würde ich oben bei der Weinausschank am Gipfel ein Achterl kosten,
aber so steige ich lieber nüchtern wieder hinab in den Ort. Das Verkosten des Moselweins, der übrigens durch den Klimawandel angeblich langsam aber stetig an Säuregehalt verliert, verschiebe ich auf abends in dem beschaulichen Ort Alken. Aber einen kleinen Snack vertrage ich dennoch nach der teils ausgesetzten Kletterei – Winzerin will ich hier nicht sein. Glaube ich.
Auf dem Weg nach Cochem und Alken komme ich am Wasserschloss von der Leyen vorbei. Oder besser gesagt: Ich fahre hindurch, denn die Straße wurde durch das Schloss hindurch gebaut. Dann plötzlich wird die wunderschöne Route an der Mosel entlang von der Reichsburg hoch über dem Ort Cochem dominiert: Was für ein Ausblick, was für Burgen man hier hat – fast jeder Ort wird von Burgen, Schlössern, Ruinen und alten Stadttoren dominiert, wunderschön.
Die Mosel, die Orte, die Burgen
Überhaupt ist das Moselgebiet als älteste Weinregion Deutschlands bekannt für seine extremen Steillagen. Vorherrschend ist hier bei den Weißweinen natürlich der Riesling – wie bei uns im Weinviertel der Grüne Veltliner. Der Weinberg ist hier wegen der Steilheit oft mit Trockenmauern unterteilt, die Bewirtschaftung mit Traktor wie bei uns ist unmöglich. Vielmehr arbeitet der Winzer hier oft mit Seilzug (da sitzt er dabei auf einem Sitzpflug, der hinan gezogen wird) und Einschienen Zahnrad-Bahnen („Mono“ genannt), die auch Material den Weinberg hinauftransportieren können. Es gibt aber auch ganz spezielle Traubenvollernter für steile Hänge. „Weinbau auf der Rasierklinge“ – Aussteigen für den Winzer ist gefährlich.
Hier in Cochem („das kleine Dorf mit Weltflair“) geht dann Samstag Nachmittag schon deutlich mehr ab als etwa in Alf oder Ediger-Eller (alles Orte, in denen ich kurz stehen bleibe, weil ich unbedingt auch Campingplätze und Promenadenwege an der Mosel erkunden will). In Cochem sorgen die Kreuzfahrt-Touristen wohl für temporäre Menschenmassen wie in Dürnstein in der Wachau etwa. Noch dazu bin ich genau zur Nachmittagszeit hier und wie ich schon in Thüringen unschwer erkennen konnte, wird zu dieser Zeit in ganz Deutschland ordentlich gejausnet mit Kaffee und Kuchen. Oder auch wie jetzt gerade im Herbst mit Federweißer (Sturm!) und Zwiebelkuchen. Cochem am Samstag Nachmittag – da ist es mit der Beschaulichkeit vorbei, dafür ist es aber auch historisch entzückend zum Durchwandern.
Über der Stadt thront die Reichsburg, das Wahrzeichen von Cochem, die im Mittelalter einmal mehr eine Zollburg war. Ein Shuttlebus führt von der City hinauf. Allein wegen der Burgen und deren Besichtigungen kann man hierher an die Mosel reisen. Übrigens hatte ich den Eindruck, dass es sich hier an der Mosel auch wirklich hervorragend Campen lässt. Anders als bei uns in der Wachau befanden sich an der Mosel die schönsten Stellplätze und Campingplätze direkt am Fluss. Vor allem Stellplätze dürfte es hier viel mehr geben als in Österreich und zwar nicht ins Hinterland verbannt, sondern in erster Reihe. Mit dem Rad ist dann der nächste Winzerhof oder die nächste Verkostung quasi immer in Reichweite. Aber auch einer der 40 „Lauschpunkte“, ein Audioguide per App für Radlfahrer am Mosel-Radweg.
Meine nachmittägliche Jause im gut besuchten und freundlichen Burg Café in Alken fällt diesmal ohne Käsesahne-Torte aus, denn die Stücke schauen riesig aus der Vitrine und wenn ich die esse, krieg ich abends im Winzerhof nichts Deftiges mehr runter. So passiert im Hunsrück, wie wir wissen. Und schließlich will ich ja endlich den berühmten Moselwein dazu kosten: Das tu´ ich dann endlich im superfreundlichen Winzerhof Brachtendorf, wo ich untergebracht bin. In der Abendsonne scheint die Burg Thurant herunter auf die Mosel und die ersten Schlucke kann ich sogar noch im Freien mit Blick auf die Mosel genießen – wunderschön. Und endlich: Ein halbtrockener Rosé und ein klassischer Riesling aus der Gegend verschönen meinen Abend in der Weinstube. Noch dazu in den hier üblichen Größen eines „Schoppens“ in 0.2 Liter Form, nicht wie bei uns in den winzigen „Achterln“, die ich zunächst zu bestellen versucht bin.
Anderntags in Kobern-Gondorf im Mühlental ist sonntäglicher Nebel im Moseltal eingefallen. Aber der Tatzelwurm, der Kollege vom Klagenfurter Lindwurm, und die schönen Fachwerkshäuser sehe ich allemal noch klar und deutlich. Die ältesten Fachwerkshäuser in Deutschland stammen aus dem 14. Jahrhundert – ganz unten wurde meist gemauert und dann die dreimdimensionalen Holzkonstruktionen darüber ausgeputzt. Übrigens: Wer genau hinsieht, wird viele verschiedene Holzformationen an den Wänden und besonders über den Toren beobachten können – die sollen eine (geheime?) Bedeutung haben – je nach Haus und Besitzer. Ich spaziere auch zum freistehenden Glockenturm und ein Stück hinauf zur Matthiaskapelle, aber wie daheim im „Nebel- und Windviertel“ Weinviertel fällt hier der morgendliche Nebel ein und macht einen Ausblick ins Moseltal unmöglich.
Noch mehr Fotos von der Mosel
Link Tipps rund um Mosel und Bremmer Calmont
- Wandern auf dem Moselsteig – auch mit Hund!
- Winzerhof Brachtendorf: Riesling Gelée zum Frühstück kosten!
- Bremmer Calmont – der Klettersteig
- Kobern Gondorf – Tatzelwurm Alarm
- Cochem und die Reichsburg
- Bootsfahren auf der Mosel: Moselrundfahrten
- Wandern mit Hund an der Mosel
- Kulinarik in einer restaurierten alten Mühle: Alte Mühle Thomas Höreth
Noch mehr Rheinland Pfalz für Dummies
Unter uns gesagt: Die Rheinland Pfalz Gastlandschaften bestehen aber nicht nur aus Hunsrück und Mosel, jedoch irgendwie musste ich ja mal starten. Leider war keine Zeit mehr für das nahe Koblenz, das ich ebenfalls noch nicht kenne. Auch der „Romantische Rhein“, die Pfalz, das Nahe-Gebiet, die Eiffel und der Westerwald (Tipp für Wandern mit Hund: Der Westerwaldsteig) gehören dazu. So wie die Kulturlandschaft unserer Donau ist und war natürlich auch der Rhein seit Jahrtausenden ein wichtiger Verkehrsweg und ist damit im Mittleren Oberen Rheintal mit seinen Burgen auch eine der 46 deutschen UNESCO Welterbe Stätten.
HINWEIS: Dieser Artikel entstand in einer entgeltlichen Kooperation mit den Rheinland Pfalz Gastlandschaften, der Hunsrück Touristik und dem Moselland.Moselland. Die Ansichten und Meinungen darin sind unübersehbar meine eigenen und sind Momentaufnahmen meines Aufenthalts im Herbst 2019.
1 comment
Hallo,
Schöner Bericht von der Mosel!
Aber kleiner Tipp – das Wasserschloss von der Leyen liegt hinter Lehmen kurz vor Kobern-Gondorf. Nicht auf dem Weg nach Cochem und Alken, das ist entgegengesetzte Richtung.
Viele Grüsse nach Österreich
Silke