Im Steinschalerhof im niederösterreichischen Pielachtal waren wir schon öfter zu Gast – hauptsächlich deshalb, weil das Hotel hundefreundlich ist und naturidyllisch liegt. Aber auch die Küche dort hat es uns angetan, denn: „Fleischig, vegetarisch, vegan“ – alles ist hier im Angebot. Diesmal waren wir bei einem Wildkräuter Kochkurs zu Gange.
Inhaltsverzeichnis
Der Wildkräuter Kochkurs: 15 Dinge, die ich gelernt hab für die Ewigkeit
Wenn Hans Weiss über seine Lieblingsthemen – die Dirndl, das Mulchen und seine Natufaktur im Pielachtal – zu reden beginnt, dann sieht man sich unversehens einem riesigen Konvolut an Wissen gegenüber, dem man zu folgen versucht. „Je schlampiger ein Garten, desto besser“ – so sein Credo für mehr Biodiversität im Garten, in der Natur, allerorten. Denn die Biodiversität sichert unser aller Überleben: Wenn ein Insekt ausstirbt, eine Pflanze nicht mehr wächst – dann hat das alles unmittelbare Folgen für ein funktionierendes Gefüge in der Natur.
Am ersten Abend des Wildkräuter Kochkurses im Steinschaler Hof gibt es ein Get Together mit Dirndl-Verkostung, der Frucht vom Gelben Hartriegel – dem erklärten Liebling von Hans Weiss und seiner Familie – sowie eine Einführung für den nächsten Tag: Es stehen die Anwendungsmöglichkeiten der Wildkräuter Küche und ein kleiner Kochkurs am Programm.
„Alles passt überall hin“, sagt er und meint die Pflanzerln, die Wildkräuter, aber auch das Unkraut in seinem „schlampigen“ Garten. Und auch bei seinem Vortrag anderntags hat alles Platz, was ihn und uns rund um die Wildkräuter interessiert. Nur für die Nacktschnecken, da ist kein Platz in seiner Natufaktur, scheint´s. Versteh ich.
Beim Wildkräuter Kochkurs erzählt er nur einen winzigen Bruchteil seines Wissens und noch weniger davon kann ich mir merken. Aber einiges hab ich dann doch mitgenommen – in meinen kleinen Reihenhausgarten ins Weinviertel.
Ein paar Dinge, die ich mir ab sofort ganz sicher merken werde – manche davon mit einem kleinen Augenzwinkern.
15 Dinge, die ich ganz sicher nicht mehr vergessen werde – bezüglich Natur, Garten und Wildkräuter
- Im Eissalat vom Supermarkt sind fast keine Nährstoffe mehr vorhanden. Jede Brennessel am Wegesrand hat mehr gesunde Inhaltsstoffe.
- Wildkräuter sind gärtnerisch gar nicht behandelt, sie müssen ohne unseren Support wachsen und sich durchkämpfen: Deswegen haben sie viel mehr Inhaltsstoffe als gezogene und gezüchtete Kräuter oder Gemüse – siehe Eissalat.
- Die nackte Erde, das ist nix für die Natur! Grünhalten der Flächen, Erde wenig bewegen und nicht umstechen!
- Mulchen, Mulchen, Mulchen – Ein Credo der Steinschaler Naturgärten im Pielachtal: Mulchen fördert den Humusaufbau, ist ein Eldorado für Regenwürmer und – ja, man kann auch Kaffeesud nehmen, aber großflächig aussäen!
- Das, was bei mir im Staudenbeet ungefragt aufgeht, das ist der „Ursalat“, der Lattich: Bitter, aber voller Inhaltsstoffe.
- Flecken am Stiel? Diese Wildkräuter sind nicht genießbar!
- Auch die Blüten sind Teil der Wildkräuter. Mjam :-)
- Wenn der Schnittlauch blüht: Auch mit den Blüten ab in den Salat!
- Giersch nur VOR der Blüte verarbeiten. „If you cannot defeat them, EAT them“!
- Rote Klatschmohnblüten peppen jeden Grünen Salat auf. Auch wenn sie geschmacksfrei sind.
- Trau keinem Garten ohne Unkraut!
- Bärlauch Mengen als Bärlauch Salz verarbeiten! Und: Das Blanchierwasser weiterverwenden, da sind soviele Nährstoffe drin.
- In einer Handvoll guter Erde leben mehr Lebewesen als Menschen auf der Welt.
- Die Wachauer Marille gibts, pardon, erst seit 120 Jahren. Die Dirndl existiert seit tausenden von Jahren.
- Wildkräuter muss man kosten, nicht nur daran riechen.
Das sind die Dinge, die mir sicher im Gedächtnis bleiben, aber: Erzählt hat er noch viel, viel mehr, der Hans Weiss vom Steinschalerhof. Und außerdem: Ich weiß jetzt, wie eine Magenta Mende aussieht. Wunderbar! Und man kann sie hervorragend verkochen. Und so geschieht es denn auch am Nachmittag.
Beim gemeinsamen Kochen (oder Zuschauen und Kosten) wurden uns Interessierten von seiner Frau Annemarie und seiner Tochter Cecilie am Nachmittag vorgeführt, wie gut die Wildkräuter aus dem „schlampigen Garten“ schmecken können, wie bunt und vielfältig die Wildkräuter sind, wie einfach es sich damit kochen lässt und wie köstlich alles gemeinsam dann am Teller oder im Topf daher kommen kann.
Dazu gab´s viele Tipps und Anregungen für den kleinen Genuss zwischendurch – wie etwa, dass man die Blätter vom Karfiol im Rohr braten und ebenfalls mit etwas Knobi köstlich zubereiten kann, dass Krokant für das Dessert in Nullkommanix zubereitet ist und Bierhefe in der Marinade dieselbe sämig und ansehnlich macht.
Was wir gekocht haben: Natur schmecken im Wildkräuter Kochkurs
Schon während wir beim Vortrag über die Biodiversität, die Naturgärten des Steinschalerhofs und allerlei anderem rund um die „Natufaktur“ des Hans Weiss gelauscht haben, gab´s eine kleine kulinarische Überraschung:
Einen Smoothie aus gemischten Wildkräutern aus dem Garten: Palmenkraut, Augentrost, Minze, Kukurma, Pfeffer, Apfel-Dirndlsaft. So oder so ähnlich können die Ingredienzien lauten, denn kein Smoothie schmeckt je wie der andere, erzählt uns Cecilie Weiss.
Jeden Tag finden sich andere Kräuter im Garten, immer gibt´s andere Zusammensetzungen und man kann fröhlich drauf los mischen: Meistens schmeckt es sehr gut, wie in diesem Fall. Sehr süffig, wenn ich das so sagen darf.
Im weitläufigen Steinschalerhof finden wir Kochwütigen uns unter der Ägide von Cecilie und Annemarie dann in einem Raum im Dachgeschoß zusammen, um beim Schaukochen dabei zu sein. Ein riesiger Haufen frischer Wildkräuter, am Vortag von den Gärtnerinnen geerntet, erwartet uns – einen guten Teil davon werden wir besichtigen, verkochen und schnabulieren.
Am Menüplan stehen eine Wildkräuter Quiche, eine Butter mit Brennesselsamen (Handschuhe!), ein köstlicher Spitzwegerich Salat mit Speck, ein süßes Pesto aus Melisse für das Dessert (Zwetschgeneis mit Garten After-Eight Minze) und ein deftiges Pesto aus Brennesseln und Melisse mit Nüssen und Parmesan. Spontan wurde aus den Resten der Wildkräuterbasis auch noch ein Häppchen Spinat zubereitet. Und zum Drüberstreuen für´s Dessert: Noch schnell ein frisches Krokant gemacht. „Wegen der Textur beim Dessert“, so unsere Köchinnen unisono. Mir war´s recht, die Textur.
Meine Favoriten: Der Spitzwegerichsalat mit Speck und das süße Melissen Pesto zum Eis.
Zu Mittag hatten wir übrigens ein „Wildkräuter Fastfood“ als Lunch genossen (selbst vorbeikommen und rausfinden, was das sein kann) und als Nachtisch eine Pielachtaler LinzerSchnitte quasi – mit Kräutern im Teig und mit Dirndl-Marmelade. Ganz köstlich. Das ganze Package für das Weekend rund um die Wildkräuter Kulinarik mit Frühstück und Abendessen sowie den Wildkräuter Kochkurs, die nächsten Termine für die super Brunches (Fleischig, vegetarisch, vegan) und anderen kulinarischen Events und THEMENWOCHENENDEN – gibts online beim Steinschalerhof oder auf Facebook.
Übrigens, da der Steinschalerhof eine der hundefreundlichsten Locations ist, die ich kenne in Österreich – ist es natürlich auch kein Problem, wenn Ihr den Kochkurs absolvieren und den Vierbeiner mitnehmen wollt.
Beim Vortrag war Coffee im Meeting Raum ebenfalls dabei, im Restaurant sitzen oft friedliche Gasthunde und die Haushündinnen Paula und Dirndl machen ihre Streifzüge durchs Haus.
Während des Kochkurses war zwar Coffee nicht dabei, aber es gibt sicher ne Möglichkeit, Euren Hund einstweilen im offenen Nebenraum warten zu lassen – oder Dirndl und Paula nehmen ihn unter ihre Fittiche ….
Die Steinschaler Gärten
Der erste Eindruck der Steinschaler Naturgärten bei seinen Gästen – auch jenen, die mit der NÖ-Card vorbeischauen, sei manchmal: „So ein schlampinger Garten“, erzählt Hans Weiss gerne. Aber als Verfechter der Biodiversität, als Biberliebhaber und Wildkräuterexperte schwört er wie gesagt auf Natur pur im Kräutergarten und die hat halt mit geraden Formen und abgezirkelten Beeten wenig zu tun. Aber dass hier trotzdem alles sprießt und die Gärtnerinnen sehr wohl achtsame Augen auf die Kräuter und Pflanzerln haben, das sehen wir dann spätestens beim Garten-Walk, der uns auch zum Bacherl hintaus führt – dem Hundebadeplatz für vierbeinige Gäste (schon getestet by Coffee).
Und hier sehe ich auch endlich das obgenannte Unkraut, das sich immer in meinem Vorgarten umtut – es ist der Ur-Salat – der Lattich, sprich „Lettuce“ (engl. für Kopfsalat). Na bitte, so schließt sich der Kreis. Und die Brennesselsamen, die wir vorher in die Butter schaumig gerührt haben, die sehe ich hier auch von Angesicht zu Angesicht.
Der Steinschalerhof im Pielachtal: Naturnah wohnen, essen und mit dem Hund urlauben
Hier gehts zu meinem Bericht aus dem Steinschalerhof: Urlaub mit Hund mitten in der Natur in einem der Gartenhäuschen.
TIPP: Natur FlussBaden im Pielachtal – für Hund und Mensch
HINWEIS: Ich wurde vom Steinschalerhof eingeladen, am Kochkurs teilzunehmen um darüber zu berichten. Ich bedanke mich für diese interessante Möglichkeit! Die Berichterstattung ist meine höchstpersönliche Meinung.