Fünf Freunde, fünf Familien, fünf Höfe – ein gemeinsames Projekt: Die Haselnuss aus heimischem Anbau im oberösterreichischen Traunviertel zu kultivieren. Denn Haselnuss ist nicht gleich Haselnuss, das wissen wir nun.
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Gestatten, wir sind die Kernhofbauern!
Aus der Region rund um Bad Hall kommen die Kernhofbauern: Aus Pfarrkirchen, Kremsmünster und Vorchdorf, dort stehen ihre Höfe und dort findet man auch die besagten Haselnusshaine. Die „fünf Freunde“ und ihre Familien sind bereits im fünften Jahr ihres ungewöhnlichen Projekts: Der Anfang war nicht leicht und es war auch nicht immer so klar wie jetzt, dass sie in Haselnuss machen wollen. Ganz zu Beginn waren etwa auch Walnüsse und Holler im Gespräch – aber DASS sie gemeinsam ein natürliches Produkt aus der Region vom Pflanzen bis zum Verkauf „bespielen“ wollen, das war fix.
Wir sitzen bei einem der Kernhofbauern in der Küche und knacken uns während unseres Gesprächs die eine oder andere Haselnuss auf zum Knabbern. Ja, die schmecken schon ganz anders als die Kerne aus dem Packerl vom Diskonter, die wir normalerweise auf unser Frühstücksmüsli streuen: Dabei sind sie von der Ernte vom vergangenen Herbst, sagt Johannes Köberling – sie sind seitdem nachgetrocknet und schmecken nicht mehr ganz so authent und überzeugend wie gänzlich frische Haselnüsse.
Fünf Jahre lang war die Lehrzeit und sie ist noch lange nicht vorbei, erzählen mir die Kernhofbauern bei Kaffee und Haselnuss-Cookies. Der Einstieg war für sie voller Risken: Jetzt eben haben sie einen Hagelschaden in Vorchdorf zu beklagen und auch der Einkauf der Pflanzerln ganz zu Beginn, das Setzen, Hegen, Pflegen, Bewässern und die ersten Marketing-Aktionen sowie das Packaging des Endprodukts: Alles musste erst (gemeinsam) recherchiert und erarbeitet werden. Im Herbst 2020 war es dann soweit: Nach fast fünf Jahren Lehr- und quasi Wanderjahren konnte man die erste kleine Ernte einfahren. 5000 Bäume haben sie momentan gemeinsam – und 500 Kilo Ernte, das war der erste Ertrag. Übrigens: 60% des Gewichts der Haselnuss ist rein die Schale. Und für die wird sich auch noch eine nachhaltige Nutzung finden, da sind sich alle Kernhofbauern einig.
Nur geerntet (oder besser „geklaubt“, wie man hier sagt) wird getrennt, alle anderen Arbeiten, Planungen und Aktivitäten rund um das Nüsschen – das machen sie in gemeinsamer Kernhofbauern-Manier. Der 26. Oktober, das soll alljährlich das Datums sein, ab dem der Verkauf der superfrischen Haselnüsse starten soll: Man kauft sie in kleinen Einheiten zu 100 Gramm oder 400 Gramm, mehr ist nicht – die biologisch produzierte Haselnuss der Kernhofbauern ist und bleibt etwas Besonderes, Verkäufe en gros wird es nicht geben, sind sich die „Pioniere“ auch hier einig. Die Haselnuss aus dem Traunviertel soll eine „NASCH-Nuss“ bleiben und damit viele genussverliebte Menschen und keine Konzerne glücklich machen: Ob frisch geröstet aufs Müsli oder in Zukunft vielleicht auch als Schokolade, als Haselnusscreme oder Nugat.
Brainfood Haselnuss
Wo kriegt man Haselnuss – Setzlinge, sprich das Pflanzgut, in diesen Mengen wohl her? Die Kernhofbauern haben in Deutschland und in der Schweiz eingekauft (und lange vorreserviert) und an verschiedenen Stellen ausgepflanzt. Auch hier war erst Lehrgeld nötig: Passt die Haselnuss in die Region und zu den hiesigen schweren Lehmböden? Würde es Unterschiede geben, je nach Bewässerung oder Lage der Haine in Vorchdorf und etwa Pfarrkirchen? In einem Forschungsgarten mit 25 Sorten beobachten die Kernhofbauern, welche Pflanzerln sich wo am wohlsten fühlen. Im Endeffekt hat sich schließlich jeder für etwa 3-4 Sorten entschieden, die in den ersten fünf Jahren ausgepflanzt wurden. Die Haselnussbäume werden etwa fünf Meter hoch, manche unveredelten Bäumchen müssen von unten regelmäßig nachgeschnitten werden – damit sie nicht zum Haselnuss-Strauch mutieren.
Beim „Klauben“ übrigens will die Haselnuss bemuttert werden: Kurz, bevor sie von selbst zu Boden fallen würden, ist der beste Zeitpunkt für die Ernte. „Schütteln“ ist nicht die Lösung, erzählen mir die Kernhofbauern – so ginge Qualität verloren. Die Haselnuss steckt nämlich voller wertvoller Vitamine, besonders Vitamin B und E, das man für die Körperzellen benötigt und auch als Antioxidans wirkt, das Immunsystem stimuliert und Entzündungsprozesse hemmen kann.
Zwar bietet die Haselnuss reichlich „Vitamine für den Kopf“, aber wichtig ist ihr Geschmack und das Knacken, da sind sich die Kernhofbauern alle einig. Sie hatten ihr „AHA-Erlebnis“, als sie die ersten, eigenen Kerne geröstet und gehackt verkosteten. Zum Rösten übrigens bringen sie ihr Produkt nach Wieselburg ins Nussland. Und was eine echte, „taube Nuss“ ist, wie wir es aus dem Sprichwort kennen – das ist eine Nuss, die nicht aus dem Kelch fällt.
Tipp: Wandern zu den Kernhofbauern
Wer die Kernhofbauern und ihre Haselnüsse gerne einmal besuchen möchte, der kann das während eines Aufenthalts in Bad Hall tun oder sich auch individuell einen Termin vereinbaren. Besonders beliebt, nicht nur bei Kurgästen, sind die Kernhofwanderungen, die beim Tourismusverband Bad Hall starten und zu einem der fünf Kernhöfe führen.
Dort kann man mit den Kernhofbauern fachsimpeln und plaudern, wird durch die Haselnusshaine geführt und erfährt bei Kaffee und Kuchen alles über ihre Kultivierung im Traunviertel. Und wenn sie nicht schon ausverkauft sind, kann man sich dort auch mit ein paar Genussproben von gerösteten oder knabberfrischen Nüssen eindecken. Besonders nett gestaltet ist die Geschenkebox mit dem Haselnuss – Knacker, selbst ausprobiert…
Tipp: Ein Genuss-Dinner im Haselnuss Hain
Zum ersten Mal im Sommer 2021 gestartet und gleich ein Erfolg gewesen: Das Dinner im Haselnuss-Hain ist ganz etwas Besonderes.
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9 Mal Naturgenuss rund um Bad Hall
Die Kernhofbauern rund um Bad Hall sind mit ihrem Engagement nicht allein. Rund um Bad Hall gibt es noch viel mehr Naturerlebnisse zu bestaunen – schon mal was vom Bio-Sanddorn vom Ranwallnerhof gehört, nein? Na, dann wird es Zeit, im Hofladen der Neudeckers vorbeizuschauen…
HINWEIS: Dieser Artikel entstand in entgeltlicher Kooperation mit Bad Hall Tourismus. Ich bedanke mich bei den Kernhofbauern für die Möglichkeit des Kennenlernens und dass sie mir für alle Fragen zur Verfügung standen.
1 comment
Nicht nur dass Haselnüsse von Kindheit an meine Lieblingsnüsse sind ( da haben wir sie allerdings von den Sträuchern am Waldrand heruntergeklaubt), waren die Einblicke und Erläuterungen bei den Kernhofbauern und Bäurinnen für mich sehr lehrreich. Viel Erfolg weiterhin.