Endlich, die Pyramiden von Gizeh standen seit Jahrzehnten auf meiner Liste und ich musste 50 (!) Jahre alt werden, bis ich sie endlich erleben durfte. Die Pyramiden, der Sphinx und die Gräber rundum – ein kurzer Bericht vom letzten echten Weltwunder der Antike.
Inhaltsverzeichnis
Kurztrip nach Cairo zu den Pyramiden
Mit unserem privaten Guide Mohamed und in dessem kleinen Privatflitzer ging es vom Hotel über die Stadt-Ringautobahn morgens gleich mal zum riesigen Parkplatz bei den Pyramiden von Gizeh – dort ging es ähnlich betriebsam zu wie wenig später bei unserem Besuch der Mayastätte Chichén Itzá in Cancun (eines der Neuen Weltwunder), aber das wussten wir damals noch nicht.
Unser Guide checkte für uns die Tickets und den Parkplatz und den Treffpunkt – wir mussten einfach nur genießen, schauen und zuhören.
Da wir mal wieder sehr wenig Zeit hatten, genossen wir es, fast nichts selbst organisieren zu müssen an diesem Tag, sondern uns auf Mohamed verlassen zu können. Er war seines Zeichens ein höchst gebildeter Akademiker in unserem Alter, der gut englisch sprach und am allerneuesten Stand der Pyramiden-Forschung war. Kein Geschwurbel und Halbwissen, sondern bei ihm hatten die Infos Hand und Fuß, waren belegt und überlegt.
Auf der Fahrt zu den Pyramiden haben wir erfahren, dass es hier drei große Ring-Roads um Cairo gibt, dass die Wohnsilos daneben einfach weggerissen werden, um Platz für mehr Fahrspuren zu schaffen, dass die meisten Menschen mit „Microbusses“als Öffis unterwegs sind und Cairo zusammen mit Großraum Gizeh über 24 Millionen Einwohner hat. Donnerstags ist hier der letzte Tag der Woche, Freitag und Samstag gelten als Weekend. Sonntags hingegen, da startet hier die Arbeitswoche.
Hotels in Cairo finden
Rund um die Pyramiden von Gizeh
Mohamed rechnet uns vor: 6 Dynastien gibt es in der ägyptischen Geschichtenrechnung. Wenn wir von den Pyramiden von Gizeh stehen, so befinden wir uns quasi in der Zeit der 4. Dynastie. Während der ersten beiden gab es keine Pyramiden in dem Sinne, man wurde in „Mastabas“ („my eternity house“) begraben. In der 3. Dynastie baute man Pyramiden mit mehreren Stockwerken und mit großen Stufen, wie etwa die Djoser Pyramide in Sakkara, die wir auch noch besichtigen werden (ein besonderes Highlight, dazu später).
Die Pyramiden von Gizeh, nämlich die Cheops, die Chefren und die Mykerionos Pyramide (das sind die griechischen Namen) sind aus Granit- und Kalksteinen zu mehreren Tonnen pro Block gebaut. Der Rosa Granit kommt hier in der Gegend nirgends vor, er stammt aus dem Gebiet bei Assuan am rechten Nilufer, 700 Kilometer von den Pyramiden entfernt.
Die verwendeten Kalksteine – etwa vom Tura Steinbruch etwa 17 km von Gizeh entfernt, konnten mit Nilschiffen transportiert werden. Wie aber der rosa Granit?
Viele Wissenschafter sind sich mittlerweilen einig, so Mohamed, dass die Ägypter in Sachen Wasser und in Sachen Stein unschlagbar waren und unvergleichlich viel Wissen darüber hatten. Vielleicht auch ein Wissen und v.a. Errungenschaften und Hilfsmittel, von denen wir heute nichts wissen und nichtmal etwas ahnen. Die uns heute bekannten Hilfsmittel hatten sie nicht – aber was, wenn sie über uns unbekannte Methoden oder Mittel verfügten und damit diese Tonnen von Granit aufhäufen konnten?
Heute werden die Pyramiden touristisch verheizt, soviel war bei unserem Besuch klar. Pferde und Kamele, die bei sengender Hitze über Stock und Stein gepeitscht wurden, mit schweren Anhängern und ohne Wasser, Lärm, Verkaufgsgebrüll und Keilerei. Wenn die Alten Ägypter wüssten, was wir aus ihren Gräbern gemacht haben.
Den schönsten Ausblick auf die gesamte Anlage der Pyramiden hatten wir von dem Aussichtsplateau, wo Busse, Autos, Pferde, Kutschen und Pferde hinaufbrettern und wo die „Wüstenritte“ hoch zu Ross oder zu Kamel starten. Wir genossen nur den Ausblick ohne Tiere zu bemühen und der war unvergleichlich schön. Was sah man zur Zeit der Ägypter von hier aus, fragte ich Mohamed. Nichts, meinte er. Keine Oase, keine Palmen, kein nahes Cairo. Nur Wüste und die Gräber der Pharaonen.
Rund um den hübschen Sphinx von Gizeh ohne Nase
Der Sphinx ohne Nase (Asterix Kenner wissen mehr darüber) liegt unweit der Pyramiden und stammt ebenfalls aus der vierten Dynastie – aus der Zeit des Chefren etwa 2500 v. Chr. Viereinhalbtausend Jahre liegt der Löwenkörper mit dem Menschenkopf jetzt hier im Sand, gebaut aus dem gleichen Kalk wie die Chefren Pyramide und er war einst wohl deutlich bunter als jetzt.
Dort geht es ein wenig ruhiger zu als oben bei den Pyramiden, zu Nicht-Corona-Zeiten herrscht hier aber dennoch allabendlich großer Rummel bei Illuminierungen. Man kann in die Anlage des Sphinx reingehen und von hier aus bei gutem Winkel auch alle drei Pyramiden von Gizeh sehen. a
Wir konnten auch noch Bekanntschaft mit wunderschön erhaltenem Alabasterboden machen. Der liegt nämlich im Valley Tempel, in dem man sich umschauen darf, was wir unter der Ägide von Mohamed und seinen interessanten Mumiengeschichten und Hieroglyphen Lesungen auch begeistert taten. Er erzählte mitreißend von den Errungenschaften und dem Wissen der Ägypter: Ob bei der Zahntechnik (Brücken waren ganz normal) oder in der Chirurgie bei künstlichen Kniegelenken aus Leder. Er zeigte uns Fotos vom mumifizierten Ramses, der gar nicht mal so schlecht ausah und Belege von „antiken“ Zahnbürsten….
Übrigens: Etwa 100 Sphinxen gibt es heute noch in Ägypten. Und außerdem: Die drei Sterne im Gürtel des Sternbilds Orion haben im Verhältnis die gleichen Abstände zu einander wie die drei Pyramiden von Gizeh.
Im Grab des Kagemi bekamen wir reichlich gut erhaltene und teils sehr farbenfrohe Hieroglyphen zu sehen – Mohamed konnte sie uns vorlesen, wir waren begeistert. Er erklärte uns auch ganz genau, wie man sie einst mühsam entziffern, oder besser entschlüsseln konnte – Stichwort Stein von Rosette.
Mein Tipp:
Die Djoser Stufen-Pyramide zu Sakkara
Auf dem Heimweg, bevor wir auf der gefühlt 10spurigen Ringautobahn in Cairo im Abendstau standen (und das Gefühl hatten, bei einem solchen Mörder-Stau und Smog jemals wieder das Hotel erreichen zu können), besuchten wir noch ein weiteres, echtes Highlight: Die Stufenpyramide in Sakkara, die auf einer riesigen Ausgrabungsstätte steht – die noch lange nicht fertig erschlossen ist. Auf der ganzen Anlage befinden sich unzählige kleine Pyramiden, Mastabas und Grabanlagen – unvorstellbar viel Geschichte steckt hier drin.
Die meisten Besucher bestehen sich aber nur die Djoser Pyramide aus der 3. Dynastie von etwa 2700 v. Chr. Sie gilt als das älteste (oder nach anderen Erkenntnissen zweitälteste) Steingebäude Ägyptens und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Hier könnte man mit einem guten Führer (den hatten wir) und entsprechendem Interesse einen ganzen Tag verbringen. Der nach dem zweiten Weltkrieg akribisch rekonstruierte Eingangsbereich schließt an eine Kolonnadengruppe an, auch ein Teil des ursprünglichen Daches wurde nachgebaut. Am Westportal tritt man dann ins Freie und sieht die wunderschöne Stufenpyramide.
HINWEIS: Ich habe nur einen Tag rund um die Pyramiden von Gizeh bei Cairo verbracht und dieser Artikel spiegelt meine persönlichen Meinungen und Eindrücke wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Wissenschaftlichkeit.
3 comments
Danke für den tollen Artikel über die Pyramiden!! Wie kommt man an guide Mohamed? Vg jörg
Mir eine email senden, dann schicke ich den kontakt. Office@wiederunterwegs.com
Guide Mohamed war super kompetent.