Will Shakespeare in tausend Nöten: Sommernachtskomödie Rosenburg

Und: "Wo ist der Hund?"

by Angelika Mandler-Saul

Bei der Premiere von „Shakespeare in Love“ auf der Rosenburg agiert ein buntes, musikbegabtes Team unter der Regie von Marcus Ganser auf der wohl überdachten 360 Grad Bühne. Heimlicher Star: Golden Retriever Dame Phoebe aus dem Hause Elisabeth Engstler.

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Kein Theater ohne Hund! (Foto: Jenni Koller)

Sommernachtskomödie 2023: „Shakespeare in Love“

Fazit: Ein heißer Sommerabend, der perfekter nicht sein könnte. Ein sommerliches Bad im Kamp, vor der Vorstellung ein erfrischender Sommerspritzer mit Ausblick auf die Rosenburg und danach eine gelungene Sommertheater-Aufführung in alter Rosenburg´scher Manier rund um Shakespeare und natürlich auf authenter Rundbühne wie im Theater des 16. Jahrhunderts.

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Will muss dichten (Foto: Jenni Koller)

Die Schauspieler:innen spielen, singen, tanzen und musizieren, fungieren gekonnt in Doppelrollen und selbstredend geht es auch nicht ohne entscheidende Fecht-, und Liebesszenen ab. Begeistertes Premierenpublikum in der Sommerfrische im Kamptal, bekannte Gesichter auf der schönen, überdachten Rundbühne und Hund „Phoebe“ als heimlicher Mittelpunkt, denn: „Kein Theater ohne Hund“, so wird es Elisabeth I. (1533-1603), die im Stück als „Dea ex Machina“ und „Frau im typischen Männerberuf“ agiert, in den Mund gelegt.

Genau meine Meinung, das mit dem Hund…

TIPP: Sommerfrische - Baden im Kamp

Übrigens: Das Erlebnisbad in Gars am Kamp liegt direkt am Fluss und ist wunderbar geeignet, um einen Hauch von Sommerfrische zu genießen, bevor man weiterfährt auf die Rosenburg.

Das Stück

Will Shakespeare steckt in einer veritablen Krise. Sein Freund und Schriftstellerkollege Christopher „Kit“ Marlowe scheint bekannter und beliebter als er zu sein und seine Schreibblockade wechselt sich trotz seiner Beliebtheit bei den Damen mit einem lästigen, wiederkehrenden Hardwareproblem ab: Ein männlicher Teufelskreis fürwahr. Sein Stück „Romeo und Ethel, die Piratentochter“ will deshalb sogar nicht gelingen. Noch dazu hat die Königin Elisabeth, I. zwar eine große Theaterliebe, aber auch einen Spleen. Ein Hund muss immer mit dabei sein: Ohne Hund kein Theater. Das allerdings macht die Sache für Will auch nicht einfacher.

So dauert es einen kurzweiligen und amüsanten Sommertheaterabend lang, bis endlich eine starke Frau hinter dem Mann dafür sorgt, dass „Romeo und Julia“ schlussendlich so geschrieben werden kann, wie wir es seit Jahrhunderten kennen. Das Stück wurde 1998 erfolgreich verfilmt (sieben Oscars!) und erlebte im Theater in der Josefstadt 2017 die deutschsprachige Erstaufführung.

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„Willst Du schon gehen? Der Tag ist doch noch fern…“ – Hub und Hebebühne als Julias Balkon (Foto Jenni Koller)

Die Aufführung auf der Rosenburg

Die Sommernachtskomödie ist auch 2023 unter der Intendanz von Nina Blum Garant für einen gelungen Tag im Kamptal und/oder eine wunderbare Sommertheater-Experience für den Abend. Die Schauspieler:innen singen, tanzen, sprechen und musizieren in historischen Kostümen, fast alle in Doppel- oder Mehrfachrollen. Die historisch anmutenden Instrumente hat Schauspieler Bernie Feit selbst nachgebaut (ihn hab ich zuletzt bei „Die liebe Familie“ im TV gesehen), er ist neben Daniel Keberle (bekannt aus TV-Serien wie Landkrimi, Soko Donau, CopStories etc) Publikumsliebling und Lachgarant des Abends. Elisabeth Engstler in zwei tragenden Rollen und mit selbst komponiertem Lied sowie Solo singend im Großen Finale ist sehr bühnenpräsent und sorgt auch für die nötige Hundeaffinität im Stück. Die beiden Hauptrollen werden perfekt und glaubhaft von Curdin Caveziel und Soi Schüssler verkörpert.

Der Boden der runden Bühne zeigt dank Marcus Ganser exakt den Stadtplan Londons zur Zeit von William Shakespeare, also Mitte des 16. Jahrhunderts.

bühne sommernachtskomödie rosenburg
Stadtplan als Boden der Bühne
Die Themse quasi

Ein Wassergraben durchzieht die Bühne – mit einem Schifanakl wird da die Themse entlang gerudert und auf einer kleinen, feinen London Bridge gesprungen, gekämpft, geküsst, getrunken, gemordet.

Die London Bridge gab es übrigens wirklich auch schon vor 400 Jahren – aber sie sah ganz anders aus als die heutige Tower Bridge: Sie war zu Shakespeares Zeiten die längste Brücke Europas über eine viel breitere Themse und mit kleinen Häuschen bebaut.

Als Green Event zertifiziert, darf man sich bei der Sommernachtskomödie auch darauf verlassen, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsbelange wichtig genommen werden:

Das gilt u.a. etwa auch bei der Verpflegung (vegan und glutenfrei ist im Angebot).

Wo ist denn nun der Hund?

„Nicht ohne Hund“: Das kann ich durchaus nachvollziehen. Ich würde den daheim wartenden Vierbeiner auch gerne ins Sommertheater mitnehmen. Geht aber nicht, obwohl die Rosenburg als Ausflugsziel dank der Familie Hoyos vorbildlich hundefreundlich ist.

Das gilt aber nicht während des Sommertheaters, bzw. nur für ausgewählte VIP Hunde. So hat Vierbeiner Phoebe Engstler, ihrs Zeichens Golden Retriever Dame aus dem Hause Elisabeth (Lizzy) und Amelie Engstler eine durchaus tragende Rolle. Auch so kann man die heißen Hundstage im Kamptal überstehen: „Wo ist der Hund?“ hat ein bisschen das Zeug, der Running Gag der Sommernachtskomödie 2023 zu werden – meine Meinung. So gibt es dann auch sogar vereinzelt Applaus für Phoebe bei der Premierenfeier, den sie aber Retriever-like nonchalant übergeht und sich stilsicher lieber an jene Gäste hält, die bereits schmausen.

Die Rosenburg als Theater-Location

Blick zurück: Erni Mangold 2007 bei Shakespeare auf der Rosenburg

Die Familie Hoyos (von der wir auch bereits während der Rosenburg-Führung gehört haben) stellt ihre Rosenburg freundlicher Weise als Location für die Sommernachtskomödie zur Verfügung.

Vor Nina Blums Intendanz firmierte das hiesige Sommertheater unter „Shakespeare auf der Rosenburg“ und wurde von Alexander Waechter (Regie damals oft in weiblicher Hand, etwa Birgit Doll oder auch Carolin Pienkos) geleitet.

Ich selbst war bei „Was ihr wollt“ anno 2007 das letzte Mal bei Shakespeare auf der Rosenburg, mit dabei auf der Bühne: Erni Mangold.

Auch dank dieser Shakespeare-Vergangenheit verfügt die heutige Sommernachtskomödie Rosenburg über ein typisches Shakespeare-Theater: Eine geniale Rund-Bühne, von allen Plätzen sieht und hört man als Zuschauer wirklich hervorragend. Noch dazu verfügt man über eine Überdachung – Waldviertler Regengüsse kurz vor Vorstellungsbeginn kann man hier mit Langmut entgegensehen. Auch die Pausen-Zonen sind mit großen Schirmen überdacht: Bei der Premiere 2023 waren die auch dringend nötig, denn „Shakespeare in Love“ fand bei bestem (und heißestem) Sommertheater Wetter statt.

Das Catering übernimmt die Gastro der Rosenburg: Super organisiert (Erst zahlen, dann mit Bon abholen – Pausenbestellung möglichI; kaum Wartezeiten und großzügig angelegt, sodass es nicht schnell zu Staus kommen kann. Auf der schönen Pausenwiese vor dem Zelt hat man zudem auch den Seiteneingang der Rosenburg im Blick: Durch den Rosengarten gelangen wir nach der Vorstellung dann zur Premierenfeier in den dunklen (Absicht?) Innenhof.

Ähnlich großzügig sind die Parkanlagen (vorbildlich mit WC), sodass man sich keine Sorgen machen muss, wenn man kurz vor Beginn anreist – weil man sich zuvor etwa zu lang in der schönen Badeanlage in Gars vergnügt haben mag. Wer nämlich Zeit und Muße hat, dem sei vor der Sommernachtskomödie ein Besuch in dieser schön renovierten historischen Badeanlage dringend empfohlen. Hier gehts zur IG-Story meines Sommertheater Reigens 2023.

Sommerlicher Kamptalreigen: Rosenburg, Gars und Langenlois

Tolle, historische Kulissen im Kamptal – gepaart mit Kultur-Genüssen von Oper über Operette und Musical: Im niederösterreichischen Kamptal ist man 2023 groß da in Sachen Sommertheater. Nach der Sommernachtskomödie auf der Rosenburg folgen die Premieren der Oper Burg Gars mit „Aida“ (Intendanz Johannes Wildner) und im strahlend neu renovierten Schloß Haindorf bei Langenlois gibt man „Das Land des Lächelns“ unter der Intendanz von Christoph Wagner-Trenkwitz. Letzterer ist heuer auch wieder in der „Hölle am See“ mit „Grünbaum am Steg“ bei Marie-Theres Arnbom in St. Gilgen am Wolfgangsee lesend am Steg zu Gast (Empfehlung: Ich war 2022 vorort).

Tipp: Märchensommer Poysbrunn

Meine kleinen Nichten sind begeisterte Märchensommer-Geherinnen. Nina Blum ist auch beim Märchensommer Poysbrunn im Weinviertel die Chefin: Ein Kinder-Wandertheater, bei dem die Kids anfangs in Gruppen aufgeteilt werden und mit den einzlenen Protagonisten durch das Schloss Poysbrunn und den Park ziehen: Singend und spielend, versteht sich. Immer schnell ausverkauft und das mit Recht!

Ein Wandertheater ganz ohne Skandale à la Alma, dafür mit vielen entzückenden Liedern, die die Kids daheim noch monatelang nachsingen.

Ausflugstipp Rosenburg: Hunde herzlich willkommen

TIPP: Die Rosenburg abseits des Sommertheaters zu einer Führung besuchen – dann aber gleich mit Greifvogelschau, um die entzückenden Eulen kennen zu lernen, die auch bei unserer Ankunft im Schloss ein prüfendes Auge auf uns haben.

Offenlegung: Mir wurden 2 Pressekarten für die Premiere der Sommernachtskomödie zur Verfügung gestellt.

1 comment

andreas 24. Juni 2023 - 08:39

Nebst Aufführung und dem wunderbaren Ambiente der Rosenburg hat mich das hausgemachte Gastrokonzept und dessen Qualität sehr beeindruckt. Hut ab!

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