Zu Gast bei der Operette Langenlois: „Das Land des Lächelns“. Nicht nur die Melodien stehen für Romantik pur an diesem Abend, sondern auch das frühabendlich leuchtende Schloss Haindorf.
Inhaltsverzeichnis
Premiere 2023: „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár
Die Operette Langenlois 2023
Ein lauer Sommertheater Abend vor einer Traum-Kulisse mit den schönsten Melodien, die eine Operette hergeben kann:
Die Operette Langenlois beim Schloss Haindorf im Kamptal bürgt für einen wunderbaren Kulturtag in der Sommerfrische vor den Toren Wiens im nahen Waldviertel.
Meine Empfehlung.
Wenn die Festspiele Reichenau gemeinhin als das „Burgtheater auf Sommerfrische“ gelten mögen und die Raimundspiele Gutenstein das Ensemble des Theaters in der Josefstadt und seine Abonennt:innen ins Piestingtal bringt, so kann die Operette Langenlois gut und gern als Sommerquartier der Wiener Volksoper durchgehen.
Sogar Staatsopern Tenor Jörg Schneider, der erstmalig den Sou-Chong gibt (und das für Richard Tauber geschriebene „Dein ist mein ganzes Herz“ zum Weinen schön singt), hat vor 2017 zehn Jahre lang an der Volksoper gesungen. Das Buffo-Paar Jakob Semotan als Gustl und Juliette Khalil als Mi haben da wie dort stets alle Sympathien auf ihrer Seite und könnten nicht besser besetzt sein.
Sopranistin Cornelia Horak als Lisa und Ehegespons, Volksopern-Chefdramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz als böser Onkel Tschang sind natürlich ebenso mit der Volksoper „verbandelt“.
Regie führt Florian Hurler, es spielt das Wiener Kammerorchester, die Sänger:innen kommen vom Chorus Alea.
Vor der Vorstellung kann man sich im schattigen Winzerdorf im Schlosspark laben oder aber im Freizeitzentrum Langenlois ein gepflegtes Sommerfrische-Bad im Kamp nehmen.
Die Termine und Tickets der Vorstellungen 2023: ONLINE AUF DER WEBSITE
Der Premierenabend: „Immer nur lächeln“
Nicht nur die allzu bekannten Melodien standen für Romantik pur an diesem Abend: Auch das wunderschön in der Abendsonne leuchtende, frisch renovierte Schloss mit dem Premierenempfang davor und die barocke Kulisse hinter der Bühne trugen nicht unwesentlich zum Operettenerlebnis bei.
Mit Ehrengästen von Josef Pröll über Christa Kummer und Richard Lugner bis zu Bariton Clemens Unterreiner (designierter Intendant der Oper Burg Gars) genoss man den Premierenabend zunächst mit einem ausgiebigen Empfang in der heißen Abendsonne, natürlich auch mit der entsprechenden NÖ Politprominenz. Christoph Wagner-Trenkwitz als Intendant war dabei allgegenwärtig.
Nach der offiziellen, launigen Begrüßung tauchte man ein in eine kleine Zirkuswelt mit großen Gefühlen. Die beiden Liebespaare hatten eine bekannte Melodie nach der anderen zu singen, dazwischen wurde – als weitere Parallelhandlung – getanzt.
Das Orchester befand sich – wie in der Oper Burg Gars bei „AIDA“ – direkt anschließend an der Bühnenseite.
Bei dem entzückend gespielten und gesungenen Duett „Als Gott die Welt erschuf“ mit „Meine Liebe, Deine Liebe“ hatten Gustl und Mi alle Sympathien auf ihrer Seite („Das war aber echt liab“, hör ich hinter mir im Publikum), – da hätte man noch gut und gern ein bisschen verlängern können, denn:
Da schaut und hört man gerne zu.
Wagner-Trenkwitz (gute Maske!) gibt den zwielichtigen Tschang offenbar mit Freude.
Dass Sou-Chong in den Augen von Lisa im gemeinsamen Leben nicht wirklich performed, ist verständlich. Aber singen kann er: „Von Apfelblüten einen Kranz“, „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt“, „Immer nur lächeln„, „Dein ist mein ganzes Herz“ – ob chinesischer Prinz ohne offensichtlichen Gefühlsregungen wie im Original oder wie hier als Zirkusdirektor und Clown – die Arien sitzen bei einem Staatsoperntenor natürlich und vor dieser Kulisse kann man schon mal ein Tränchen dabei verdrücken.
Die Melodien sind aber auch zu schön. Und wenn dann gerade die Blaue Stunde über dem Barockschloss hereinbricht… Romantik pur.
Bei der anschließenden Premierenfeier wurde der Intendant nicht müde, alle Beteiligten namentlich zu nennen, ein schöner Abschluss eines perfekten Sommertheater Abends im Kamptal.
Wenn ich könnte, ich würde gleich nochmal reingehen (und das sag ich nicht oft, ehrlich!).
„Das Land des Lächelns“
Im Original bei Franz Lehár (seine Villa in Bad Ischl ist immer noch Pilgerstätte) verliebt sich die junge Wienerin und Tochter des Grafen Lichtenfels Lisa in einen chinesischen Prinzen und folgt ihm in die „Fremde“. Hier in Langenlois wird aus dem Prinzen der Direktor und Clown des chinesischen Nationalzirkus und Lisa erzählt in einer Art Rückblende ihrer erwachsenen Tochter von der exotischen Liebe ihrer Jugend in den 1950er Jahren. So hat man gut die Kurve gekratzt und die traurige „Immer nur lächeln“ Arie, die eigentlich auf einen Chinesen zugeschnitten war, passt somit hervorragend auch auf die Figur des Clowns. Beide Lisas kehren aber desillusioniert (im Original wegen der vier chinesischen „Nebenfrauen“) nach Österreich zurück.
Zuvor gibt es noch die phantastischen Operettenklänge, die ich seit meiner Kindheit in den Ohren habe (keine Ahnung, wie ich damals dazu gekommen bin – aber ich kann die Liedertexte immer noch auswendig).
Lehárs Stück spielt ursprünglich in Wien und Peking des Jahres 1912, der Text kommt u.a. von Fritz Löhner-Beda, die Vorlage („Die gelbe Jacke“, nicht so ein Erfolg…) stammt aber im Original von Victor Léon. Lehár schuf ein Remake, das1929 im Berliner Metropol-Theater uraufgeführt wurde – die Lieder des Sou Chong wurden Lehárs engem Freund, dem Tenor Richard Tauber auf den Leib geschneidert, der in der Filmversion von 1930 dem Tonfilm so zu einem internationalen Erfolg verhalf. Auch in Ischl waren Tauber und Lehár quasi Villen-Nachbarn.
Schloss Haindorf: Hotel und Operettenkulisse
Wer von Wien nach Langenlois ins Kamptal will, der fährt an den Schildern, die zum Schloss Haindorf weisen, schnell mal achtlos vorbei. Nun hat das Vorbeifahren ein Ende, denn das in Rekordtempo frisch renovierte Barockschloss Haindorf ist jetzt ein modernes Hotel und eine Seminarlocation. Dazu kommt: Als Operettenkulisse macht sich dieser historische Rahmen ganz besonders gut.
Vor 400 Jahren war Haindorf noch eine Mühle. Danach wechselte es die Besitzer von Grafer über Freiherren zum Baron Sales. Im zweiten Weltkrieg von den Russen verwüstet und danach für Werkswohnungen verwendet, kaufte das Land NÖ 1973 das Anwesen, die letzte Renovierung und die Fertigstellung zum Seminarhotel ist nun abgeschlossen. Seit 1996 werden hier im Sommer bereits Operetten vor barocker Kulisse rund um den Schlosspark gegeben, Platz ist für etwa 1500 Besucher:innen.
Von 2013-2020 war Dirigent Andreas Stoehr Intendant, ihm folgte Christoph Wagner-Trenkwitz (der vom Theatersommer Haag hierher wechselte). Als „Mekka der Operette“ (Quelle: noel.gv.at), wie Landeshauptfrau Mikl-Leitner die Location in einer Aussendung beschreibt, erhielt die „Kultur Langenlois“ für 2022 und 2023 eine großzügige Förderung durch das Land NÖ.
Sommerlicher Kamptalreigen: Rosenburg, Gars und Langenlois
Tolle, historische Kulissen im Kamptal – gepaart mit Kultur-Genüssen von Oper über Operette zum Theater: Im niederösterreichischen Kamptal ist man 2023 groß da in Sachen Sommertheater.
Nach der Sommernachtskomödie auf der Rosenburg bei Nina Blum folgten die Premieren der Oper Burg Gars mit „Aida“ (Intendanz Johannes Wildner) und im strahlend neu renovierten Schloß Haindorf bei Langenlois gibt man „Das Land des Lächelns“ unter der Intendanz von Christoph Wagner-Trenkwitz. Dieser ist heuer auch wieder in der „Hölle am See“ mit „Grünbaum am Steg“ bei Marie-Theres Arnbom in St. Gilgen am Wolfgangsee lesend am Steg zu Gast (Meine Empfehlung für Sommertheater im Salzkammergut).
Tipps für einen Tag im Kamptal
Wer – so wie wir – gerne im Campervan unterwegs ist: Das Hotel Schloss Haindorf bietet sieben Camping-Stellplätze direkt beim Schloss an. Weiters befinden sich mehrere Bauernleben-Übernächtigungsplätze für autarke Camper im Kamptal.
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- Sport- und Erlebnis-Freibad Gars am Kamp
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Hinweis: Mir wurden für die Premiere zwei Tickets zur Verfügung gestellt.