Salzburg feiert Max Reinhardt: Wenn ein Theatermacher 150 wird

Das Fest zu seinem Geburtstag. Highlight: Die perfomative VR Führung durch die FAUST Stadt von 1933.

by Angelika Mandler-Saul

Max Reinhardt war jahrzehntelang DER deutschprachige Theatermacher: 1920 brachte er den ersten JEDERMANN auf den Salzburger Domplatz und 1933 eine schon damals legendäre Aufführung des FAUST in die Felsenreitschule.

Jedermann 2023
Der Jedermann anno 2023: Mich würde ja Reinhardts Meinung dazu brennend interessieren.

Der Theatermacher Max Reinhardt

Zum 150. Geburtstag

max reinhardt zitat josefstadt
Die Josefstadt 2022
Salzburg 2023

Die Salzburger Festspiele und die Theaterwelt begehen 2023 den 150. Geburtstag (und 80. Todestag) ihres Mitbegründers Max Reinhardt (gebürtig aus Baden bei Wien), der 18 Jahre lang hier im Salzburger Schloss Leopoldskron lebte, bzw. gemeldet war.

Denn wirklich gelebt hat er hier in Summe nur etwa 1000 Tage – in 18 Jahren. Die restlichen vielen Tage verbrachte er arbeitend und reisend, inszenierend, planend und Briefe schreibend zwischen Wien, Berlin und den USA.

Diese Briefe dienten nicht selten der Übermittlung von seitenweise Anweisungen – gerichtet an seine Helferschar daheim: An seine Ehefrau Helene Thimig, seine Assistentin Gusti Adler, seinen Tross an Sekretären und Assistenten. Management by writing letters.

max reinhardt stolperstein
Quelle: Stolpersteine Salzburg

Nur mit ihrer aller Hilfe konnte er auch sein Salzburger Traumschloss Leopoldskron so inszenieren und ausstatten wie seine Theaterstücke: Mit barockem Prunk, teuren Tischlerarbeiten, Fliesen, Wandteppichen, antikem Intérieur, Holzböden, chinesischen Kunstwerken, Büsten und – exotischen Tieren für den Schlosspark, die Gusti Adler in aller Welt „zusammenkaufen“ musste.

Salzburg feiert diesen seinen Theatermacher nun mit einer dreiteiligen Ausstellung (auch in Leopoldskron) rund um die Inszenierung von Goethes FAUST (1933-1937) in der Felsenreitschule, denn sie gilt bis heute als legendär.

Es ist seine allerletzte Inszenierung in Salzburg, danach war auch Max Reinhardt – Flüchtling. Enteignet, verfolgt, verarmt. Gestorben im Exil in New York.

Wer war Max Reinhardt?

max reinhardt foto in der bibliothek leopoldskron
Im Arbeitszimmer in Leopoldskron

Reinhardt war nicht nur Schauspieler, Regisseur und Entdecker von jungen Talenten auch Netzwerker, Stratege, „Theater-Magier“ und eallzeit in Freund der prunkvollen Inszenierung. Er lud nach Leopoldskron, hielt dort gar „Audienzen“, aber auch Vorsprechen und Meetings bis in die Nacht hinein ab.

Alles dauerte bei ihm lang: Die Proben, die Feiern, die Gespräche, auch die Inszenierung von „Der eingebildete Kranke“, die er zu sich nach Leopoldskron holte und mit Max Pallenberg gemeinsam die Gäste begrüßte – ebenso inszeniert wie das nachfolgende Stück vor dem Kamin. Adrienne Gessner erzählt in ihren Memoiren, dass sie nach ihrer Probe um 23 Uhr heimgegangen war, aber gegen 2 Uhr morgens von der Garderobiere zurückgerufen wurde: Sie wäre wieder dran, alle würden nur auf sie warten. Sie war innerhalb von 10 Minuten zur Stelle und probte wieder weiter. Alle fanden das damals normal, denn es war eine Reinhardt Probe.

Alles musste opulent sein, darunter ging nix. In Berlin bespielte er Bühnen mit 1800 Mitwirkenden, in London mit über 3000 Besuchern, er wollte immer ein Theater für die Massen. Das gelang ihm zunächst auch in Hollywood mit dem „Sommernachtstraum“ 1934 in der Hollywood Bowl: 15.000 Menschen jeden Abend, das war nach seinem Geschmack.

schloss leopoldskron mit park im sommer
Schloss Leopoldskron: 18 Jahre die offizielle Heimstätte von Max Reinhardt, 1937 von den Nazis geraubt.

Nach einer beispiellosen Karriere als Regisseur an fast allen Berliner Bühnen, dem Aufbau von Schloss Leopoldskron als Dreh- und Angelpunkt der deutschsprachigen Künstlerwelt und der Neueröffnung des Theaters in der Josefstadt als ein „Theater der Schauspieler“, das es bis heute ist, lebte er ab 1937 bis zu seinem Tod 1943 im Exil in den USA, wo er auch begraben wurde.

Richtig Fuß fassen konnte er aber in den USA nicht, er starb desillusioniert und verarmt.

Warum ist der FAUST von 1933 so wichtig?

faust reinhardt 1933 foto ausstellung festspiele
Bei der Arbeit am FAUST-Set in de Felsenreitschule, Paula Wessely als Gretchen, Helene Thimig und Reinhardt

90 Jahre FAUST in der Salzburger Felsenreitschule: Wieder ein Jubiläum, das 2023 gefeiert wird.

Was war das Besondere daran? Es war eine Aufführung in einer akribisch in den Felsen des Mönchsbergs nachgebauten Kleinstadt (Architekt: Clemens Holzmeister) mit einer genialen Simultanbühne, die mehrere Szenen nebeneinander gleichzeitig zu spielen erlaubt ohne notwendige Umbauten, dazu eine umwerfende Besetzung von Wessely über Balser zu Pallenberg und detailverliebte Kostüme:

Der Salzburger FAUST war schon 1933 eine solche Attraktion dass sogar Stefan Zweig einen Sommer daheim verbrachte und von der alljährlichen Salzburg-Flucht tunlichst absah.

In der Ausstellung „DIe zauberhafte Wirklichkeit des Theaters“ wird das Werden des FAUST und der FAUST Stadt 1933 noch einmal lebendig:

Die Ausstellung gliedert sich in drei Teile: Während des Fests zur Festspieleröffnung im Juli 2023 konnte ich alle drei Locations besichtigen, jeweils von wirklichen Kapazundern durch die Ausstellungen geführt.

Die Exponate wurden teils vom Theatermuseum Wien bereitgestellt, teils aus dem Salzburger Festspiele Archiv kuratiert und mit der Wienbibliothek im Rathaus als Kooperationspartner organisiert.

schlosspark leopoldskron
Das Fest zur Festspieleröffnung 2023 im Schlosspark Leopoldskron

Besetzung FAUST 1933 (Theatermuseum Wien)

„Die Bühne als Stadt“: Im Karl Böhm Saal im Großen Festspielhaus

Ich habe eine der begehrten Zählkarten ergattert: Die Dramaturgin und Leiterin des Festspielarchivs, Margarethe Jasinger selbst führt uns vom Faistauer Foyer durch den Karl-Böhm Saal hinauf zur Balustrade.

Der Wiener Stararchitekt Clemens Holzmeister (seine Tochter Judith Holzmeister gab Buhlschaft und Glaube beim „Jedermann“) hat für Max Reinhardt eine ganze FAUST-Stadt in die Felsenreitschule hineingebaut:

Ohne Umbaupausen konnte man auf einer Simultanbühne mehrere Szenen gleichzeitig verfolgen, genial. Dazu Lichteffekte, Musik, Parallel-Szenen – die nach oben noch offenen Felsenreitschule, es muss unvergleichlich gewesen sein.

Natürlich war 1933 die Premiere zur Hälfte verregnet, aber die Felsenreitschule als große Theaterlocation war spätestens jetzt beschlossene Sache – zuvor hatte man dort nur eine Art Pawlatschentheater gegeben.

Das wichtigste Ausstellungsstück: Das Modell der FAUST-Stadt, eine Leihgabe aus dem Theatermuseum in Wien. Witzig: Eine Kühlerplakette mit Faust-Sujet aus Salzburg und Teile der original Faust-Linde – ein Ahorn, den man vom Mönchsberg in die Felsenreitschule zwangsübersiedelt hatte: Für die Szene der „Bauern unter der Linde“, bei Reinhardt gibt es keine Zufälle. Alles ist durchinszeniert.

faust stadt modell theatermuseum
Das Modell der FAUST-Stadt nach Clemens Holzmeister (Theatermuseum)

Stefan Zweig und Max Reinhardt: Sie konnten zueinander nicht kommen

Stefan Zweig war der meistgelesen Autor seiner Zeit und mit seinen Übersetzungen erfolgreicher als Thomas Mann und Bert Brecht. Gleichzeitig war er ein Mann des Ehrgeizes – mit dem berühmtesten Regisseur und Theatermacher seiner Zeit Max Reinhardt wollte er unbedingt zusammenarbeiten. Seine Theaterstücke eigneten sich allerdings nicht für Reinhardt´sche Planungen: Der wollte alles bombastisch groß, kunstvoll inszeniert, prunkvoll, auffallend. Zweig schrieb aber Kammerstücke (ein großer Erfolg am Burgtheater 1926 war sein „Volpone“) – die beiden passten also auch in dieser Hinsicht nicht zusammen.

Dennoch es wäre nicht Zweig gewesen, wenn er nicht auch da „vehement“ dahinter geblieben wäre: Mit Briefen und Einladungen, die er über Reinhardts Assistenten und Gusti Adler zwischen Wien und Salzburg klug an den „Herrn Professor“ platzierte. 30 Jahre lang. Aber es wollte nicht klappen und Zweig blieb ein wenig „eingschnappt“ zurück: Als kleiner Eintrag bei „Z“ in Reinhardts Telefonbüchl, gleich nach Bertha Zuckerkandl.

Da konnte ihm das spätere Angebot, in den USA ein Drehbuch für die Verfilmung von „Hofmanns Erzählungen“ für den Herrn Professor zu schreiben, auch gleich gestohlen bleiben. Zweifellos hatte auch Zweig-Hasser und Reinhardt-Intimus Hugo von Hofmannsthal bei dieser unglücklichen Nicht-Liaison jahrelang seine Hände im Spiel.

reinhardt brief anzweig
„Nö, das will ich dann auch nicht.“ Der Professor lädt endlich ein, Zweig sagt ab.

Der Direktor des Zweig Museums, Arturo Larcati erklärt die Exponate und die Umstände jener Zeit. Warum Stefan Zweig, der alles andere als ein Fan des Festspielrummels („Massen an Snobs“ schreibt er 1920) war, 1933 zum FAUST in der Stadt blieb und gar dreimal – Generalprobe, Premiere und eine Aufführung – besuchte? Das deutscheste aller Theaterstücke von Reinhardt in Salzburg inszeniert zu sehen, während nebenan in München Hitler schon Reichskanzler war, das war für Zweig zweifellos eine Art des Widerstands, mit dem er sogar die Festspiele unterstützen wollte.

„Bitte geben Sie keine Ruhe“: Schloss Leopoldskron wird inszeniert

Hinter jedem erfolgreichen Mann stehen – eine oder mehrere Frauen (in Reinhardts Fall auch Männer), die den Erfolg erst möglich machen. In Reinhardts Fall war die Thimig-Freundin Gusti Adler (sie arbeitete bis zu ihrem Tod 1980 in Hollywood bei Warner Bros und war als junges Mädchen in den Maler Joseph Auchenthaller verschossen, dessen Frau Emma später in Grado das FORTINO eröffnete) seine alleskönnende Privatsekretärin, die oft mehrmals am Tag Briefe und Telegramme mit ausufernden ToDo-Listen erhielt. Sie hielt die Stellung auch in Leopoldskron, organisierte Handwerker und Gäste, Umbauarbeiten, Einkäufe und Proben.

Bitte geben Sie keine Ruhe“, schreibt er an seine Assistentin – bis nicht alles so läuft, wie er es angeordnet hat: Der Gong müsse laut genug sein bei der FAUST Bühnenmusik, und tausende Kleinigkeiten mehr.

Der Autor von „Die Akte Leopoldskron“, Johannes Hofinger, führt uns durch Schloss Leopoldskron, das zum Fest der Festspieleröffnung für alle (mit den erwähnten Zählkarten) geöffnet ist. Er kennt das Schloss und seinen zeitweiligen Besitzer quasi wie sich selbst und weiß auch amüsante Geschichten rund um den Theatermagier in seinem inszenierten Barock-Ambiente. Das Schloss kauft er 1918 baufällig und macht daraus mit viel, viel Geld ein prunkiges Schmuckkasterl, das er auch für Premierenempfänge, Partys, Vorsprechen, Proben, Meetings und Theaterinszenierungen nutzt.

Hier wurde nichts dem Zufall überlassen, weiß Hofinger. Auch kaum ein Foto, das wir von Reinhardt kennen, ist spontan entstanden: Immer posiert er irgendwie – mit Briefen, denkend, ins Weite schauend, diskutierend oder mit seinen Hunden. Ich muss schmunzeln, ja das ist mir schon aufgefallen. „War er manisch-depressiv?“, fragt eine Zuhörerin während des Rundgangs. Bei diesem zwanghaft perfekten Einrichten des Schlosses, ein naheliegender Gedanke, aber Hofinger dementiert.

In der Bibliothek sind einige Schaukästen mit Originalen Briefen und dem Regiebuch zu FAUST zu sehen, wenn man es hinschafft – der ORF ist da und filmt, die Enthusiast:innen sind zahlreich an diesem Weekend. Verständlich.

Die Faust-Stadt goes VR: Eine performative Führung

Die FAUST Stadt von 1933 wird 2023 nicht nachgebaut werden, leider. Aber wozu haben wir Augmented Reality und VR-Brillen? Dank einer Collab der Salzburger Festspiele und dem Ars Electronica FutureLab kann man ab Ende August mit Hilfe von 3D Brillen und Virtual Reality die Faust Stadt in der Felsenreitschule dennoch erfahren und sehen können.

Ich war dabei bei einer der ersten Presseführungen. Weitere Führungen sind auf der Website der Salzburger Festspiele zu buchen.

Faust Bühne reinhardt 1933
Auf der Bühne der Felsenreitschule

Eine Schauspielstudentin holt uns im Faistauer Foyer ab und – halb spielt sie, halb liest sie – führt uns in den Karl Böhm Saal, wo sie durch die Ausstellung „Die Bühne als Stadt“ begleitet.

Mit Rückblicken auf die politisch aufgeheizte Stimmung im Salzburg 1933 sehe und höre ich noch einmal, wie die Felsenreitschule zu der beeindruckenden Kulisse wurde, die sie heute ist und wie die Premiere (natürlich) auch 1933 verregnet war.

Dann geht´s endlich zum von mir so lang erwarteten performativen „Herzstück“ der Ausstellung: Auf der Bühne der Felsenreitschule warten die vorbereiteten VR Brillen auf uns – auf der Bühne sind Fausts Studierstube, der Garten und die Faust-Linde baulich angedeutet. Anhand dieser Rekonstruktion taucht man sodann ein in die virtuelle Theaterwelt: Das Bühnenmodell aus dem Theatermuseum in Wien wurde als Vorlage genommen, gemeinsam mit einem 3D-Laserscan der Felsenreitschule basiert die Performance aus Licht, Musik und Locations darauf.

Wir sehen – durch die Brille mit eigens komponierter Musik unterlegt – einen Funken, der zwischen den Locations überspringt: Von der Faust´schen Studierstube über den Dom und die Häuser der Holzmeister´schen Stadt auf der Bühne dahinter bis zum Garten und zur Linde – dreidimensional erblühen die Blumen dort, geht die Sonne auf und unter, leuchtet die Edmundsburg herunter auf den blühenden Garten und die Walpurgisnacht. Viel zu kurz sind die 10 Minuten der virtuellen Präsentation, gerne wären wir alle wohl noch etwas tiefer in diese geniale FAUST-Stadt von anno 1933 eingetaucht.

Übrigens ist nur ein ganz kleiner Teil der damaligen originalen Aufführung in einem Videoschnipsel noch erhalten, auch diesen sehen wir im Rahmen der Führung – projiziert an die Wand der Felsenreitschule: Ein wenig Bauerntanz und einmarschierende Tanzpaare. Aber wir hören Paula Wessely als Gretchen im Original eingespielt mit ihrem berührenden Dialog „Meine Ruh‘ ist hin, Mein Herz ist schwer, Ich finde sie nimmer. Und nimmermehr.

Kritiker Felix Salten war damals bei der Generalprobe 1933 mit dabei und berichtet in der Neuen Freien Presse enthusiastisch von der Performance auf der genialen Simultanbühne. Nach der Premiere spricht er von Pallenberg als „Überraschung des Abends“ und Paula Wessely als „Ereignis des Abends“. Ganz anders fällt hingegen die Nazi-Berichterstattung eines gewissen M.M. aus, dem nicht nur die Simulatanbühne ein Dorn im Auge ist.

Die Premierenbesetzung anno 1933:

Ewald Balser (Faust), Max Pallenberg (Faust), Paula Wessely (Gretchen), Lotte Medelsky (Marthe), Frida Richard (Hexe), Helene Thimig (Böser Geist). Pallenberg kam im Juni 1934 bei einem Flugzeugabsturz tragisch ums Leben, nachdem er sein Ticket erst kurz zuvor gegen eines für den Unglücksflug getauscht hatte. 1934 übernahm Raoul Aslan seinen Mephisto.

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Das Fest zur Festspieleröffnung 2023

Der Samstag nach der Jedermann Premiere 2023 mit Michael Maertens erstmals in der Titelrolle wird in Salzburg mit dem „Fest zur Festspieleröffnung“ begangen. Mit 11.000 Zählkarten für 85 Programmpunkte an 31 locations in der City. Noch dazu bei heißem Kaiserwetter, Salzburg hat gebrodelt und ich war dabei.

Bei einer Führung durch die Festspielhäuser, ich habe das Salzburger Glockenspiel von GANZ Nah und ganz oben gesehen, war bei diversen Konzerten (u.a. Thomas Gansch und Wiener Blond dabei) und in den Innenhof des Wiener Bürgerspitals gelugt.

Dazu die dreiteilige Max Reinhardt-Faust Ausstellung und der „Jedermann Remixed“ bei den Siemens Festspielnächten – dieser Samstag war gut gebucht. Ich war übrigens mit dem Fahrrad in Salzburg unterwegs.

Ein (kleines) Fest für Max Reinhardt in Leopoldskron

Erstmals darf man auch als Nicht-Hotelgast und Nicht-Seminarteilnehmer:in in die heiligen Pfründe des Schlosses Leopoldskron vordringen, denn das Fest zur Festspieleröffnung macht es diesmal möglich. Nach einer kleinen Erfrischung im daneben liegenden „Lepi“, dem Leopoldskroner Bad, darf ich nach Rücksprache mit der Security an der Schloss-Pforte (auch hiezu gibt es einen elendslangen Brief von Reinhardt an Adler, wie dieselbe denn zu verschließen sei. Kein Wunder, denn die Eingangshallewurde 1934 Opfer eines Bombenangriffs durch illegale Nazis) mein Rad im Park abstellen.

Nach einem kleinen philharmonischen Konzert im Marmorsaal lesen Michael Maertens und Buhlschaft/Tod Valerie Pachner aus Briefen Reinhardts an Thimig und Adler. Die Zuhörerschaft (Zählkarten!) ist begeistert – der Ausblick auf den Weiher und den Untersberg aus dem Marmorsaal tun das ihrige dazu.

Abends stehen Konzerte zur Jedermann-Musik aus einem Jahrhundert auf dem Programm sowie sogar „Der Sommernachtstraum“ – der Film aus 1935. Da bin ich aber mit meinem Rad längst über alle Berge, denn mein Campervan steht nicht grad um die Ecke.

Der Tag in Leopoldskron firmiert unter „Ein Fest für Max Reinhardt“, war aber m.E. ein wenig lieblos gestaltet. Zahlreiche Einweiser:innen waren vor Ort, teils aber leider äußerst gelangweilt mit ihrem Smartphone zugange, teils unwillig wirkend und nur selten zu proaktiven Handlungen wie Grüßen aufgelegt. Das Konzert um 13 Uhr wurde weder angesagt noch moderiert, keine Begrüßung, keine Verabschiedung. Die Lesung von Maertens und Pachner wurde hingegen sehr schön mit einleitenden und einladenden Worten bedacht. Ein Food Truck übernahm das „Catering“ für den ganzen Tag.

Reinhardt hätte sich ein „Fest“ für ihn wahrscheinlich sowohl anders vorgestellt, als auch etwas repräsentativer angelegt. Hervorzuheben ist die Führung von Johannes Hofinger, dem ich noch ewig hätte zuhören können und der mit Herz und Hirn erzählt hat. Danke.

Dennoch: Den unvergleichlichen Ausblick auf den Leopoldskroner Weiher und den Untersberg, den genieße ich dann doch noch ausgiebig. Einen ausführlichen Bericht über das Schloss Leopoldskron, seine Geschichte von Max Reinhardt bis zu „Sound of Music“ und Hotellocation gibts außerdem noch hier:

Hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele

Eine Führung hinter und durch und in die Kulissen der Salzburger Festpiele und einmal quer durch die Felsenreitschule: Dort, wo einst die legendäre FAUST Stadt hineingebaut wurde, anno 1933 noch ohne Dach und natürlich mit einer verregneten Premiere.

100 Jahre Jedermann: Das Jubiläumsjahr – Rückblick

1920 beging man wiederum ein anderes Jubiläum: 100 Jahre JEDERMANN am Salzburder Domplatz – die schönste Theater-Notlösung der Theatergeschichte.

Quellen:

  • Goethes „Faust“ auf der Bühne (1806-1996): Fragment – Ideologiestück – Spieltext, Bernd Mahl (Google Books)

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