Am Balaton, sprich Plattensee in Ungarn, hat sich einiges getan seit meinem letzten Camping-Besuch in den 1990ern. Rausgeputzt und gepflegt, fast mondän, ist man hier mehr als bereit für die kommende Sommersaison. Der Hundebadestrand in Fonyód ist übrigens riesig.
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Ein Kurztrip an den Balaton
Ehrlich gesagt: Ein paar Mal hatten wir zwar auf der Anreise schon den Eindruck, vollkommen falsch in die Puszta abgebogen und vor Piroschkas einsamen Bahnhäuschen mit Signal im schönen Hódmezővásárhelykutasipuszta gelandet zu sein („Kérem Andi, mach Signal!“) – aber irgendwann ist man dann ja doch dort. Vom Weinviertel in NÖ aus kommen wir vom Norden und fahren dann bei Veszprém vorbei Richtung Siófok. Letztere ist übrigens offenbar DIE Partyhochburg am Plattensee, wird also von uns getrost rechts liegen gelassen. Rechts deswegen, weil wir auf der neuen (?) Schnellstraße E71 parallel zum See weiter unterwegs sind zu unserem ersten Ziel: Wir wollen nach Balatonlelle. Natürlich kann man auch all die kleinen Orte entlang des Sees durchfahren, von Strand zu Strand, Park zu Park und vorbei an den einladenden, teils riesigen Csárdas, die auch leer einen Einblick davon vermitteln, was hier im Sommer wohl los sein mag.
Der Balaton wirkt für mich wie ein eigenes Lebensgefühl, ein sehr sommerliches halt. Und irgendwie natürlich auch wie der Neusiedler See, nur größer. Als ich das letzte Mal am Balaton war, war grad „Mambo Number Five“ von Lou Bega in der Hitparade, meinen Recherchen zufolge muss das 1999 gewesen sein. Vor 25 Jahren also schon und vielleicht hat mich der Plattensee deswegen diesmal so überaus positiv überrascht. Viele EU-Förderungen haben es offenbar möglich gemacht: Der Plattensee hat sich gemausert, und – wie in allen Ferienregionen direkt am Wasser gelegen – scheint dort in sämtlichen Urlaubsorten am See in der warmen Saison doch einiges „abzugehen“. Wir waren im angenehm warmen April vorort, um zu sehen, was man vom Balaton anno 2024 hundetechnisch erwarten darf, denn: Wer soviel Wasser, Sommertourismus und Gäste hat, wird wohl auch was für Urlauber mit Vierbeiner anbieten können, oder?
Drei Tage am Balaton unterwegs – was wir mitgenommen haben?
Fonyód: Villen und Panoramablick
Hier stehen soviele Villen am Hügel mit der besten Aussicht auf den See, dass geeichte Sommerfrischlerinnen wie ich gleich wissen: Hier wohnte die betuchte ungarische Gesellschaft, hier hatten auch die Österreicher in der bei den Ungarn gar nicht so beliebten k.u.k. Monarchie ihre Villen. Die neue Promenade hoch über dem See hat aber auch wirklich die allerbeste Aussicht, quasi das Cottage Viertel: Rüber nach Badacsony zum Wein, aber auch nach Tihány. Von hier sieht man genau, dass auf der anderen Seeseite noch die geologischen Reste von ehemaligen Vulkanen liegen. Wunderschön angelegt! Und hier in Fonyód befindet sich auch der größte Hundebadestrand am Balaton.
Keszthely und Balatanboglár
In Keszthely befindet sich das Kis-Balaton Besucherzentrum, das wir leider nicht gesehen haben, weil wir den Hund nicht im Auto lassen wollten. Ich sage nur: Büffelherden, Haubentaucher-Lehrpfad, Freilichtmuseum, Erlebnispark – alles da und ganz neu. Auch im Barockschloss Festetics ist man noch nicht auf den Hund gekommen, leider – denn es ist wirklich ein prunkvoller Höhepunkt dieser Gegend. Dafür gibt es zwei kleine Hundestrände. Nicht beim Schloss :-)
In Balatonboglár erklommen wir das „Ungarische Atomium“ (Gömbkilátó/Aussichtskugel János Xantus); eine sehr beeindruckende Aussichtsplattform, die an das Atomium in Brüssel erinnert. Vom Park und den Spazierwegen dort oben hat man traumhaufte Ausblicke auf den Balaton. Und: Optimal geeignet für ein Sundowner-Bierchen mit Hund(en), wie man sieht.
Tihány und Balatonfüred
Tihány ist eine schnuckelige Halbinsel, die in den See ragt und auch per Fähre von Balatonföldvár erreichbar ist. Auf dem Inselchen hat man sich dem Lavendelanbau und -verkauf verschrieben. Zudem dem Wein, dessen Hochburg eigentlich die Anbaufläche rund um die ehemaligen Vulkankegel von Badascony ist. Auf Tihány kann man mehrere Rundwanderwege zu geschützten Seen machen und dann in nette Cafés einkehren. Am Weekend ist hier punkto Ausflugsverkehr schnell mal viel los. Wir haben dort die besten ungarischen Langos unseres Lebens gegessen, wen es interessiert: Ja, mit Rahm UND Käse. Pizzaformatig. An den Parkautomaten sind Münzen nötig. Eine wunderschöne Strecke entlang des Balaton – mit Badestellen und wenigen Parkmöglichkeiten führt von der Fähre am Oststrand bis nach Balatonfüred entlang.
Balatonfüred, als Ostösterreicher kennt man diesen Namen. Eine Kurstadt von anno dazumals: Mit dem bekannten Säuerling aus der Kossuth Lajos Quelle, einer Trinkhalle, alten Villen, Kurhäusern und ehemaligen Grand Hotels. Natürlich eine ordentliche, schattige Promenade und viele Eis-Standln. Der schöne Kurpark ist kühl, optimal zum Rasten und Eisessen. An heißen Tagen empfiehlt es sich, im ebenso kühlen Parkhaus zu parken, denn das Promenieren ist ohnehin anstrengend genug….
Der Hundestrand von Fonyód am Balaton
Wir staunten nicht schlecht. Hundestrände in solchen Dimensionen sind wir in Österreich nicht gewöhnt, wo man oft nur mit 30 Meter breitem Zugang für Vierbeiner am See abgespeist wird. In Funyód am Balaton befindet sich ein riesiger, zweigeteilter Hundestrand, der nur in der Hochsaison zu bezahlen ist – aber nur ein Pappenstiel quasi. Dann gibt es auch eine Snack-Bar mit dem unvermeidlichen Bier und einen SUP-Verleih. Die Anlage ist fast durchgängig Wiesengelände, teils auch schattig und dazu mit einer flachen Badebucht aus winzigen Muscheln. Leinen los – ein Hundebadetraum am Balaton. Wir waren dabei….
Nach dem Baden und Schwimmen lohnt sich ein kleiner Spaziergang am Yachthafen entlang zur Mole – für ein Fotoshooting oder zwei. Danach kehrt man ein im großen Restaurant Gyöngyhalász Étterem, auch dort Hunde willkommen. Unsere Vierbeiner bekamen die Wasserschüsseln als erste, danach ging es erst ans Kaffeetrinken. Köszönöm!
Kurze Eindrücke vom Hundestrand Fonyód
Tipps: Mit Hund am Balaton-Plattensee
Was wir in drei Tagen so rausgefunden haben – gemeinsam mit Ulli Miestinger von Vela On Tour und unter der Führung von Máté Krisztian, dem Missionar in Sachen „Dogfriendly in Ungarn“ waren wir unterwegs.
- Dogfriendly Hotel Anna Villa in Balatonföldvár: Zwar Zimmer mit Teppich, dafür Balkon gen See. Toller Biergarten an der Promenade und ein Hundestrand in 20 Minuten Gehentfernung. Hunde sind beim Frühstück und beim Abendessen erlaubt, im Biergarten sowieso. In der Hochsaison gibt es direkt vor dem Hotel an der Promenade einen Zustieg zum See für Hotelgäste UND deren Hunde.
- Hotel H55 (Hunde willkommen in großzügigen Appartements, keine Zusatzleistungen), dafür schöner Pool, tolle E-bikes und gegenüber des Parks am See gelegen
- Mirabella Camping Zamárdi bietet eine kleinen, eingezäunten Hundestrand am Campingplatz an und äußerst gepflegte, parzellierte Stellplätze sowie Mobilheime und Restaurant
- Bungalows im Hotel Platan in Zamárdi: Dogfriendly, gemütliche Anlage mit Pool
- Günstige Unterkünfte suchen und buchen
- In der Nebensaison können Hunde am Plattensee offenbar überall ans und ins Wasser, wo kein explizites Hundeverbot herrscht oder ein grade frequentierter Menschenbadestrand ist.
- An den Stränden des Balaton gibt es überall mobile Stufen und mobile schräge Ebenen, um in den See zu gelangen und wieder raus – als Hund oder Mensch. Das Ufer selbst ist meint betoniert und reguliert.
- Die öffentlichen, großzügig angelegten Parkanlagen am Balaton sind in der Nebensaison ein guter Tipp für Spazieren und Pritscheln mit dem Hund, etwa in Balatonlelle gegenüber vom
- Hundestrand Balatonföldvár: Einen längeren Spaziergang vom Anna Villa Hotel entfernt (oder drei Minuten mit dem Auto), schön eingezäunt mit mobilen Wasserzustiegen und Schatten – auch gar nicht übel.
- Zwei kleine Hundestrände gibt es in Keszthely
- Weinverkostung mit Hund: Das ist möglich im Weingut Homola bei Tihány
- Fähre Tihány mit Hund: No problem
- Balatonlelle: BurgerZ´ Bar ist hundefreundlich. Auch im Ambiente erkennbar…
- Dogfriendly Restaurant Fonyód neben der Mole: Gyöngyhalász Étterem
Mein Tipp:
Das Qualitätssiegel für Hunde in Ungarn
Máté Krisztián ist der sprichwörtliche und nimmermüde ungarische „Missionar“ in Sachen Hundefreundlichkeit in Ungarn.
Unter www.kutyabarathelyek.hu sammelt er hundefreundliche Restaurants, Ausflugsziele, Unternehmer, Hotels, Büros, Fast-Food-Restaurants, Baumärkte, Hundestrände, Bibliotheken, Firmen, Büros – einfach alles – und er ist auch proaktiv und als consultant dafür unterwegs, um Gemeinden, Ausflugsziele, Shoppingketten etc. hundefreundlich(er) zu machen.
Mit Hündin Sári vergibt er für Hotels sein Qualitätssiegel, wenn man sich dort als Vierbeiner-Gast willkommen fühlen darf. Augen offen halten nach diesem Siegel in Ungarn, es bürgt für Hundefreundlichkeit!
Danke Krisz, für Deine Zeit und Deine Expertise!
HINWEIS: Wir wurden eingeladen, eine Nacht im Hotel H55 zu verbringen. Die Eindrücke und Meinungen in diesem Artikel sind meine persönlichen.
Mein Tipp: