Im Vorfeld hört man von vielreisenden Traveller-Kollegen aus dem Vietnam, dass die Vietnamesen kaum Englisch sprechen. Kann doch kein Problem sein, denken wir uns. Wir sind doch reiseerfahren, denken wir uns. Naja.
Inhaltsverzeichnis
Vietnam: Die Verständigung scheitert ganz rudimentär.
Mit Händen und Füßen (und Zeichnungen) und überdeutlicher Mimik und Gestik sind wir schließlich immer noch weitergekommen auf der Welt. Und dass man in Vietnam die Freundlichkeit nicht so hochhält wie etwa in Thailand… egal, wir sind ja auch Wien-erprobt. Wir sind Freundlichkeit jetzt gar nicht so gewohnt…
Aber dass sie so wenig Englisch verstehen oder verstehen wollen, war dann doch eine Überraschung. Einfachst formulierte Fragen (ohne störende Verben oder Adjektive) wurden missinterpretiert, nicht interpretiert oder überhaupt (meistens) schweigend ignoriert. Gerne bedient man sich auch vager Handbewegungen in alle Himmelsrichtungen oder demonstriert betontes Nichtwissen.
MEIN FAZIT: Für Reiseneulinge eignet sich Vietnam also eher nicht, vielmehr dürfte es verstörend wirken :-)
Das Englisch ist hier im Vietnam irgendwie – anders.
Jene Vietnamesen, mit denen wir uns während unserer Reise auf die eine oder andere Weise verständigen konnten, versicherten uns jedoch überzeugend, in der Schule Englisch gelernt zu haben. Alle lernen Englisch hier. Und Französisch auch. Ein bisschen halt. Die TourGuides hatten gar Englisch auf der University studiert, what a surprise.
Von native Speakern allerdings sicher nicht. Denn phonetisch ist das vietnamesische Englisch von Englisch so weit entfernt wie der finno-ugrische Sprachzweig von Jane Austen´s Englisch (im Original :-) Außerdem dürfte bei den jungen Vietnamesen eher Südkorea hoch im Kurs stehen…
Zuallererst versucht man in Vietnam erst mal, etwaigen störendenden Fragen von Ausländern mit beredtem Schweigen entgegenzutreten. Danach darf man mit ein wenig Aufmerksamkeit rechnen, bzw. darf man auf Antworten wie „No“, „Yes“ oder auch das flüssig hervorgebrachte und beliebte „No have“ hoffen.
Ein typischer Dialog im Vietnam.
Prinzipiell wird von jedem englischen Wort gerne nur die Hälfte (maximal) ausgesprochen. Was heißt ausgesprochen, vielmehr wird das Wort nur ein wenig angerissen. Im Restaurant hört sich das dann (in korrekter Lautsprache ;-) ungefähr also so an:
Beef – „bi“
Chicken – „chi“
fried noodles – „frei nu“
Während der Vietnamese gerne abwartet, ob der Touri mit seinen störenden Fragen nicht doch abziehen will, entstehen dann irgendwann auch Dialoge wie folgt.
Tourist: I am looking for this kind of watch (zeigt ein Bild)
Viet: schweigt
Tourist: Do you sell this?
Viet: setzt sich Brille auf. Schweigt.
Tourist: Watch. Time. Like this.
Viet: Yes.
Tourist: You have it here?
Viet: no have. yes.
Tourist: Do you now where I can buy this?
Viet: schweigt.
Tourist: Somewhere here?
Viet: vieldeutige Handbewegung in die Ferne.
Tourist: Thank you.
Viet: Yes.
Tourist: Good bye.
Viet: Yes.
Der Transport im Vietnam: Bus und Zug und Flug
Die Vietnam Airlines von BKK nach Hanoi hat uns positiv überrascht. Viel Beinfreiheit in der Eco, ein vollständiges warmes Menü inkl. Choice bei nur 1:30 Flugzeit.
Drei Strecken sind wir insgesamt mit dem Zug gefahren. Die Kurzstrecken können problemlos kurzfristig im Hotel, Guesthouse oder Booking Office gebucht werden (obwohl zwischen Hue und Hoi An wars schon echt voll im Softseater). Der vielzitierte Nachtzug nach Hue (oder auch weiter) erfreut sich (mir nicht ganz verständlich, denn Inlandsflüge sind spottbillig) großer Beliebtheit und ist gut gebucht. Würde ich das nächste Mal langfristiger vorbestellen (geht auch im vorhinein über das Hotel), damit man in der 1.Etage (also ganz unten) liegen kann: Dort sieht man wenigstens aus dem Fenster. Breiter sind die Betten auch nicht.
Einen pseudo-Touri-Luxuszug gibts auch, aber nicht jeden Tag – dafür mit saftigem Aufpreis. Auf jeden Fall selbst einen eigenen Morgen-Snack mitnehmen – Croissant mit Cappuccio ist nicht. Dafür gabs bei den Softseater-Zügen quasi ein Menü.
MEIN TIPP: Übrigens waren die Buchungsinfos auf der genialen Website http://www.seat61.com/ stets aktueller als auf der Website der Vietnam Railways.
Vietnam: Die Sache mit den Open Tour Bussen
Jeder redet von ihnen. Mit ihnen kommt man unkompliziert und extrem günstig durchs ganze Land und zu den meisten Sehenswürdigkeiten. Wir haben auch zwei Etappen per Open Bus absolviert und sind so endlich in den Genuss der legendären Sleeping Busses (über die wir uns damals in Laos nicht drüber getraut haben :-) gekommen.
Also die Idee ist gut. Der Preis auch. Die Liegemöglichkeiten im Bus sind auch nicht schlecht (auch hier die Empfehlung: UNTEN IST BESSER!) und man schwitzt nicht die ganze Zeit – dazwischen friert man auch ordentlich. Also eigentlich wie im Flieger. Nur mit 180 Grad Ausblick.
Mein Fazit: Und ein bisschen kommt man sich auch vor wie in einer Mischung aus Legebatterie und Sanatorium.
Denn in dem Sleeper liegen 36 Personen – und sie liegen immer. Ein wenig kann man den Sitz verstellen, aber.man.liegt.immer. Und das mag eventuell ein wenig seltsam wirken. Noch seltsamer aber ist das Gebahren der vietnamesischen Open Tour Busfahrer – einer eigenwilligen Mischung aus grimmig dreinschauenden Männern, die ihre immerwährende Ignoranz, Aggressivität, schlecht verhehlte Gewaltbereitschaft und ihr Unverständnis gegenüber allen in ihrem Bus Reisenden unverblümt vor sich hertragen.
Da wurde mir schon auch auf die Schienbeine geschlagen, weil ich nicht dort stand, wo er wollte, oder dann die Sache mit den Schuhen: Derer muss man sich nämlich unter den bösen und ungeduldigen Blicken der Bus-Staff entledigen – nur auf Socken oder barfuß darf das Allerheiligste betreten werden.
Eine Pause erkennt man daran, dass der Bus dort stehen bleibt, wo schon viele Busse stehen und einige Worte durchs Wageninnere gebrüllt werden. Dann darf man seine Sanatoriumsliege verlassen und nach der letzten Stufe in bereitgestellte fremde Flipflops schlüpfen, um einzukaufen oder die Toilette aufzusuchen. Die Flipflops werden bei der Rückkehr wieder abgenommen (!) Jawoll.
Mehr gibt es über die Busse nicht zu vermelden, außer dass sie immer voll sind, überraschend pünktlich, günstig und dass prinzipiell nicht erkennbar ist, wohin sie fahren. Wer auf ein Schild, eine Infotafel, offizielle Abfahrtszeiten oder sonstige verlässliche Hinweise hofft, der kann lang suchen. Aber Ankommen ist super. Wo wir noch in Asien waren und uns besser verständigen konnten? In Shanghai, Hongkong oder Laos etwa.
Tipps von anderen Menschen, die im Vietnam herumgeirrt sind :-)
- Der kennt sich wirklich aus beim Zugfahren im Vietnam: Gerhard gibt 10 lebenswichtige Tipps.
- Backpacking in Norden des Vietnam? Kann Katrin.
- Mit dem Zug über den Wolkenpass – für Fortgeschrittene…
6 comments
Die mangelnde Sprachkenntnis fand ich ja gar nicht so schlimm, mehr diese Ignoranz, wie Du sie in Deinem Dialog beschreibst. Das fand ich oft erschütternd – ich war ja auch bereit, mich mit Händen und Füssen und Sprachführer in der Hand zu verständigen, aber vielfach kam nix zurück. War auf die Dauer sehr ermüdend :(
hmm, interessant ich hatte eine ganz andere erfahrung bzgl. englisch in vietnam. ich konnte mich eigentlich immer ganz gut verständigen und hatte nicht den eindruck, dass es sooo schlecht ist (im vergleich zu anderen asiatischen ländern).
:D wenn ich die fotos vom sleeper bus sehe, kommen meine erinnerungen wieder hoch. genauso wars auch bei mir.
Ja, so unterschiedlich können die Eindrücke sein. Ich finde in Vietnam war es sogar noch schwieriger, sich sinnvoll zu verständigen, als in Kambodscha. Wobei China, Japan, Thailand und Laos kein Problem war :-)
Lieben Gruß aus dem verschneiten Oberösterreich!
Angelika
Hallo,
ein wirklich sehr schöner Beitrag. Besonders der Aussprache-Guide gefällt mir: „Fri Nu“ :-) In Thailand verhält es sich ähnlich. Die meisten sind schlichtweg etwas zu gemütlich, um die Worte richtig auszusprechen, obwohl sie es durchaus könnten. Frei nach dem Motto: Die Langnase wird es schon verstehen. Herrlich. Da bekommt man gleich wieder Lust auf Reisen.
Ja, auch wenn ich jetzt daran denke, muss ich gleich wieder vor mich hin lachen. Genau so wars. Phonetisch nämlich :-)
Open Tour Busse: Die Idee ist genial. ab 10 Stunden wird’s hart. Die Chauffeure mögen keine Ausländer. Schuhe müssen an der Tür ausgezogen werden. Man sieht viel von Land und Leuten.