Wir haben ganz Slowenien durchquert, um nach Jeruzalem (Ostslowenien an der kroatischen Grenze) zu gelangen – und um den dortigen authenten Weißwein zu verkosten. Im „touristischen Bauernhof“ HLEBEC wurde dann deftig geschmaust und im Weinkeller ordentlich verkostet. C´est si bon.
Das Weingut Hlebec ist nicht schwer zu finden, wenn man nicht direkt in Jeruzalem sucht, sondern in Kog – das Navi wusste Bescheid und ab Mikulov war das Weingut hervorragend ausgeschildert. Wir kamen uns aber auch so recht heimisch vor – es sieht hier nämlich aus wie in der Süd- oder Südweststeiermark.
Auf den ersten Blick wirkt der Hof wie eine steirische Buschenschank, allerdings mit einem gewissen urig künstlerischen Touch. Denn jeden August findet hier ein internationales Künstlerworkshop statt, wobei die Kusntwerke dann gleich in den Bauernhof integriert werden. Auch wenn die wild mit Wein bewachsene Terrasse etwas schlampig wirkt, es ist doch gemütlich und vor allem gastfreundlich. Außerdem wird hier ja schließlich auch richtig gearbeitet, es ist ja Lese-Zeit.
Wir wohnen in einem einfachen Doppelzimmer mit Ausgang auf eine große Terrasse mit Weingartenblick – man sieht hier sofort, dass wir uns auf einem bewirtschafteten Weingut befinden, auf dem rundum gearbeitet wird. Nach einem wunderbar deftigen warmen Abendessen – Rheinriesling und den lokalen Sipon gibts schon mal zum Essen (Dazu wird vom Junior Chef einfach die frische Flasche auf den Tisch gestellt – Na zdravje!) in der zünftigen Stub’n mit den langen Tischen gehts mit dem Senior Chef runter in den Weinkeller.
Unser Hundling Coffee ist übrigens hier – neben Haus- und Hofhund Flocki – sehr gern gesehener Gast, in den Keller darf er aber nicht. Und zwar deswegen, weil in seiner Schnauzenhöhe die Gefahr der Gärgase zu groß wäre. Er sitzt also zweieinhalb Stunden raumfüllend am Stiegenabgang, stiller Vorwurf inklusive und beobachtet uns beim Verkosten.
Der Seniorchef erzählt uns über seine Arbeit: Seit über 35 Jahren arbeitet er hier in und vor allem mit der Natur – seit der Ostöffnung ist er hier dabei, seine zahlreichen Ideen rund um seine Weintrauben zu verwirklichen. Dazu gehören neben den Weinen in sämtlichen Ausbaustufen und einem hervorragenden Sekt („Revolution“ mit LOVE) auch die Fabrikation eines lokalen Cognacs (KOGnac, weil wir hier doch im Örtchen KOG sind) und er experimentiert mit Balsamico Essig.
Für das alles braucht er Geduld und Zeit – beides hat er, sagt er. Wir erfahren, wie die Trockenbeerenauslese entstanden ist, die wir gerade kosten (weil es damals einfach temperaturtechnisch zu keiner Eisweinlese kommen wolllte) und dass durch die napoleonischen Krieger hier aus dem Ausruf „C´est si bon“ einfach der „Sipon“ entstand. Dieser Wein ist ein lokaler, bekannter slowenischer Weißwein, auch Schipon geschrieben.
Der Sauvignon, den wir köpfen, schmeckt etwa nach Paprika (nächstes Jahr kanns schon ein Hollertouch sein) und mein Liebling ist der „Furkl“ Weißwein – ein hiesiges altes Mundartwort für „Lausbua“.
Hlebec kommt vollommen ohne Düngung und ohne Spritzmittel aus – weil er seine Reben und seine Stöcke quasi alle persönlich kennt und weiß, was sie brauchen, um auch „ohne“ auszukommen. Das glaubt man ihm auch aufs Wort, wenn er von seinen Erfahrungen und Bemühungen um seinen Weinbau hier in Kog erzählt.
Wir haben uns recht wohlgefühlt, bedanken uns auch für das morgendlich liebevoll hergerichtete und beschriftete Hunde-Frühstück und die schöne Zeit im Weinkeller!
3 comments
Danke für die guten Tipps. Vielleicht fahren wir eure Slowenien rundumadum mal nach (auch ohne Hund) – klingt sehr interessant! Die Weinverkostung inkl. Einkauf klingt sehr verlockend.
Liebe Claudia, ja es hat uns sehr gut gefallen – die Natur ist dort einfach ein Traum. Touristisch versorgungstechnisch Nebensaison halt, aber auch nicht anders als in Österreich, wenn der Herbst beginnt :-) Liebe Grüße aus dem Weinviertel – Angelika
Furkl, Revolution und Kognac haben wir für zu Hause gecatered. Die Weine habe ungefähr das Preisniveau guter Weinviertler Weißweine. Den Kognac finde ich ausgesprochen gut, hat ein Wahsinnspreis/Leistungsverhältnis und erreicht seinen Zenit sicher erst in einigen Jahren. Unserer war 7 Jahre alt. Mein stiller Held war Coffee, der uns fast 3 Stunden ohne Muckser am Treppenaufgang liegend beobachtet hat.