Den besten Blick auf das Matterhorn hat man vom Gornergrat aus, habe ich mir sagen lassen. Unser Roadtrip mit dem Campervan auf der Grand Tour of Switzerland führte uns auch nach Zermatt und zum legendären Matterhorn.

Inhaltsverzeichnis
Tatsache: Der beste Blick auf´s Matterhorn
Unser Roadtrip mit dem Campervan auf der Grand Tour of Switzerland war einfach phänomenal:
Von Pass zu Pass und See zu See mit einigen Ausflügen in die mehr als luftigen Höhen der Schweiz bei Traumwetter und wirklich guten herbstlichen Straßenbedingungen – auch für unseren etwas behäbigen Kastenwagen gut zu machen. Nachdem wir uns einen halben Tag Fahrpause am Lago Maggiore bei Palmen, Schwimmen und Sonnenbaden gegönnt hatten, war die Zeit schließlich reif für unseren ersten Berg ganz ohne Pass-Straße und gewagte Kehren: Das Matterhorn.


Den besten Blick auf´s legendäre Matterhorn, den hat man vom Gornergrat aus, so habe ich mir von einem befreundeten Bahnexperten sagen lassen.
Und so war es denn auch: Kurz nach Abfahrt der legendären Gornergratbahn von der Station mitten im Gewusel von Zermatt gegenüber vom Bahnhof (superpraktisch) hatten wir das Matterhorn bereits zum ersten Mal im Blick.
Wahrlich ein Erlebnis, mein erster Blick auf´s Matterhorn. Endlich. Und der 360 Grad Ausblick auf die umliegenden Viertausender ist auch nicht zu verachten. Wirklich nicht.
Oben angekommen, war natürlich unser erster Weg zum Grand Tour of Switzerland – Hotspot, selbstredend. Schließlich waren auf auf Roadtrip mit dem Campervan, um die schönsten Plätze der Schweiz entlang der Route zu erkunden. Und das Matterhorn darf da nicht fehlen.
Die andere Variante, das Matterhorn (zumindest als Bewunderer ohne Bergsteigerambitionen) näher kennen zu lernen, wäre die Auffahrt zum Matterhorn Glacier Paradise per Glacier Ride Kabinenbahn und Gipfellift gewesen – rauf auf 3.883 Meter, zum Gletscherpalast und der Aussichtsplattform an der „höchstgelegenen Bergstation Europas“.
Anreise mit dem Campingbus nach Täsch und Zermatt

Eine der wichtigsten Fragen im Camperleben: Wo parken wir? Diese Frage stellte sich uns auch bei unserem ersten Besuch in Zermatt. Antwort: In Zermatt parken wir ganz sicher nicht, denn dort ist autofreie Zone. Die einzigen, die dort rumkurven dürfen, sind die einheimischen Betriebe mit ihren kleinen E-Vehicles. Das allerdings tun sie mit Verve. Wir Besucher:innen dürfen nur bis Täsch fahren, dort befindet sich auch der Terminal des Zermatt Shuttles mit einem Parkhaus. Parkhäuser haben böse Höhenbeschränkungen, fallen also für Kastenwägen und Wohnmobile aus.
Kurz vor Täsch bei Randa gibt es zwei Campingplätze, bzw. Stellplatzmöglichkeiten für das Campervolk – in Täsch einen kleinen, begehrten Parkplatz ohne Höhenbeschränkung sowie einige Taxianbieter, die Parkplätze für Tag und Nacht (30 CHF) anbieten. Wir legten großzügig 10 CHF drauf und leisteten uns den Camping Alphubel direkt am Fluss, direkt an der Straße, direkt an der Eisenbahn – also optimal für uns Halbtagesgäste.
Wir brauchten ihn nur als Übernachtungsplatz, er liegt aber so günstig, dass Engagiertere ihn auch als Ausgangspunkt für etwa den Besuch der „längsten Fußgänger-Hängebrücke der Welt“ (Randa) in Zermatt nutzen könnten.
Vom Terminal in Täsch fahren wir mit dem Zermatt Shuttle – offenbar die einzige Zugverbindung in der Schweiz, bei der Hunde nicht gratis mitfahren – nach Zermatt/Bahnhof Matterhorn-Gotthard-Bahn.





Dann ist es nur noch ein Katzensprung über die überraschend belebte Straße rüber zur Talstation der Gornergratbahn. Dank unserer VIP Tickets, die uns von der Gornergratbahn zur Verfügung gestellt wurden, dürfen wir an der Schlange der Wartenden vorbeimarschieren und im extra Warteraum Platz nehmen. In der Kabine der Gornergratbahn selbst sind wir dann aber alle wieder gleich wichtig und: Es ist richtig viel los.

Die Gornergratbahn: Seit 125 Jahren rauf zum Matterhorn-Ausblick
Es ist soviel los in der Gornergratbahn (Ende September, Traumwetter), dass unser mitreisender Hund Coffee ziemlich erschöpft am Gornergratbahn ankommt. Warum? Weil die umsitzenden, sehr freundlichen und höchst kontaktfreudigen Mitreisenden aus China, Korea, Indien und den USA den schwarzen Hund zu unser aller Füßen gar nicht genug streicheln, rufen, fotografieren und liebkosen können. Coffee ist der Selfie-Star unserer Auffahrt auf den Gornergrat – ja, bin ich denn die Einzige, die am Fenster hängt und sich an den ersten Blicken zum Matterhorn nicht satt sehen kann?





Es ist wahrlich atemberaubend, welche Ausblicke sich bei der Auffahrt gen Matterhorn-Blick auf´s Gornergrat da auftun: Die Zahnradbahn Gornergrat fährt seit über 125 Jahren (seit 1898) diesen Weg und zwar elektrisch! Sie war die erste elektrische Zahnradbahn der Schweiz und führt uns auf sagenhafte 3098 Meter. Zu ihrer Zeit war sie sogar die erste Eisenbahn in Europa, die auf über 3000 Meter rauf führte.

Gestartet sind wir auf 1604 m.ü.M, über die Riffelalp (ab da ein Doppelspurenabschnitt) und den Riffelboden, Riffelberg (wieder doppelt) sowie den Rotenboden führt die Strecke in geschwungenen Kehren nach den ersten Blicken über Zermatt und zum Matterhorn schließlich hinauf zum Gornergrat.


9,34 Kilometer sind wir mit der Zahradbahn unterwegs. Bei der Auffahrt passiert man den Riffelsee, den man aber nur kurz erspäht, wenn man weiß, wo man hinschauen soll. Der Riffelsee nahe der Station Rotenboden wäre an sich nicht sooo besonders, aber: Bei optimalen Bedingungen spiegelt sich das Matterhorn in dem (wirklich kleinen) Seelein und das wiederum ist ein weltberühmtes Postkarten (und Instagram) Motiv, das man kennt in aller Welt. Deswegen ist die kleine Wanderung zum Riffelsee auch einer Völkerwanderung ähnlich, die wir diesmal lieber auslassen und nur die Ausblicke genießen.



Rund um den Gornergrat: Die Aussichtsplattform
Bei unserem Besuch war der Photopoint „Golden Spot“ mit der historischen, gelben Lok He 1/2 3003 leider noch nicht eröffnet. Aber wir waren auch mit unserem altbekannten und geliebten Grand Tour of Switzerland – Foto Hotspot mehr als zufrieden.



Hinter der Bergstation geht es hinauf zu besagtem Fotospot, danach passieren wir das 3100 Kulmhotel und wollen erstmal hoch zur Aussichtsplattform, um einen Überblick zu erhalten über die spektakuläre Bergwelt:
29 Viertausender kann man von hier aus sehen, darunter das Monte Rosa Massiv und den Gornergletscher. Wir spähen durch die Fernrohre, kommen den Bergen noch näher und das Beste daran: Im Fernrohr sind die Gipfel benannt – endlich weiß man mal ganz genau, was man wo sieht. Genial.




Wir erkennen „Castor und Pollux“ (hier Berge, keine Sternbilder), die Dufourspitze, das Breithorn (angeblich einer der leichtesten Viertausender der Schweizer Alpen). Der Gornergletscher ist auch da. Noch. Er ist umgeben von den Drei- und Viertausendern rundum – die werden wohl weiter da bleiben, der Gletscher selbst ist am Schwinden.
Übrigens: Das überwältigend schöne Panorama vom Gornergrat aus findet sich erstmals 1856 (!) bereits im Baedeker. Seit 1928 konnte man sogar im Winter mit der Bahn hierher gelangen.


Auch Mark Twain war 1878 hier und schwer begeistert: „Ich hatte von dem hohen Sitze aus einen grossartigen Blick auf den Monte Rosa und scheinbar auf den ganzen Rest der Alpenwelt. Eine mächtige Schar von Schneegipfeln türmte den Horizont auf. Unverstellbar war die Pracht des von der Sonne beschienenen Alpenschnees. Nirgends gibt es eine solche Ausstellung von Grösse und Schönheit, wie sie vom Gornergratgipfel geschaut werden kann.“ (Quelle: zermatt.ch)


Übrigens: Die Schweiz ist ein begehrter Drehort für Bollywood Filme, deshalb auch die vielen indischen Besucher:innen, die uns auch aufgefallen sind. Vor allem junge Paare suchen offenbar die Fotospots aus den bekannten Filmen auf. Am Gornergrat wurde ebenfalls gedreht und gefilmt: Witzig, da mal reinzuschauen….
Das 3100 Kulmhotel Gornergrat
Ein kleiner Rundwanderweg namens 360° Loop führt uns weg von den vielen Menschen auf der Aussichtsterrasse: Zwei Minuten gehen wir am Felsen entlang und schon sind wir ganz allein in der Bergwelt, man hört und sieht nichts mehr von den Menschen. Magisch! Mit unserem Feldstecher versuchen wir Steinböcke zu sehen, leider vergeblich. Aber als wunderschönes Trostpflaster kreisen über uns ausgiebig drei riesige Gänsegeier, wir sind belohnt!




Das 3100 Kulmhotel* (Es liegt auf 3100m) besticht bei unserem Besuch zu allererst durch seine gut besuchte Terrasse, die wirklich einen formidablen Ausblick auf das Matterhorn bietet. Es hat ein eigenes Planetarium und von außen ist es noch genau so anzusehen wie zu seiner Entstehungszeit um 1910, als es 43 Zimmer hatte und höchst umstritten war. Es würde doch – so wie sein Vorgänger das Hotel Belvedere – den formidablen Standort und die Berge vollkommen „verbauen“, so kritisierten Zeitgenossen.
Heute gilt es als „das höchste Hotel“ der Schweizer Alpen, das innen jedoch (ich frage an der Rezeption) angeblich vollkommen modern gestaltet ist und keine Einblicke mehr in das Hotelleben von anno dazumals bietet. Vielmehr würde es heuer nochmal modernisiert, so die Dame an der Rezeption. Da war mir das historische Kulm Hotel am Pilatus noch lieber, dort spürt man noch echtes Belle Epoque Feeling, wie ich finde.

Das also ist Zermatt
Bei der Rückfahrt mit der Gornergratbahn ist Hund Coffee nochmals Star der umsitzenden Runde in der Gornergratbahn. Gut, dass wir einen Sitzplatz ergattern, denn die Höhenluft ist anstrengend, auch wenn man nur schaut, staunt und fotografiert.
Wir nutzen die Möglichkeit, bei der Retourfahrt zum Campingplatz auch noch durch Zermatt zu streifen: Gleich nach fünf Minuten wird uns fröhlich zugerufen: „Hi, Coffee – nice to see you again“, eine Gruppe aus Korea erkennt ihren vierbeinigen Reisebegleiter aus dem Zug wieder.




Zermatt ist ein einziger Fotospot und voller Besucher:innen, die mit Trolleys auf und ab rollen. Am meisten interessieren mich die letzten alten Häuser, von denen es noch etwa 30 gibt: Es sind typische Oberwalliser Stadeln und Speicher, die auf Stelzen gebaut sind. Zwischen diesen Stelzen und dem Boden des Hauses befinden sich „Mäuseplatten“, das sind Granitplatten, die die Mäuse vom Haus abhalten sollen. Der alte Dorfteil nennt sich Hinterdorf und verfügt noch über diese besonderen Gebäude aus dem 16.-18. Jahrhundert.



Die Erstbesteigung des Matterhorn im Jahr 1865 ist bei unserem Zermatt Spaziergang auch gegenwärtig: Bodenplatten und Wandtafeln erinnern an die englischen Besteiger und ihre einheimischen Begleiter.
Wir sehen auch das Haus, in dem die Bergführer Familie Taugwalder wohnte. Der Brite Edward Whymper und drei englische Kollegen bezwangen als erste mithilfe ihrer einheimischen Bergführer das Matterhorn. Beim Abstieg riss ein Seil und vier britische Bergsteiger kamen zu Tode: Überlebt haben Whymper und die beiden Taugwalders, die das Sicherungsseil für die vier Menschen nicht halten konnten.
140 Jahre später (!) konnte die Firma Mammut nachweisen, dass ein Hanfseil dieser Art im Jahre 1865 maximal 300 Kilo und niemals 4 Menschen hätte sichern konnte. Die überlebt habenden Erstbesteiger wurden also posthum entlastet. Eine der vielen interessanten und spannenden Geschichten rund um den Mythos des Matterhorn.

Weiterlesen: Die Jungfrauregion – Eiger, Mönch und Jungfrau
Wir haben zwei Nächte Pause am Campingplatz in Lauterbrunnen eingelegt und von dort mit dem Jungfrau Travel Pass per Berner Oberlandbahn, Wengernalpbahn und diversen Bergbahnen zwischen Grindelwald und Lauterbrunnen die legender Bergwelt im Berner Oberland besichtigt. Plus: Eine tolle Panoramawanderung an meinem Geburtstag mit Blick aufs Jungfraujoch.
Hinweis:
Für die Berichterstattung im Rahmen der Grand Tour of Switzerland wurden mir von der Gornergratbahn zwei Tickets zur Verfügung gestellt. Mit freundlicher Unterstützung von Schweiz Tourismus in Wien.