4 Tage wiederunterwegs in Berlin – 3 davon schwer schuftend als Reisebloggerin auf der ITB – und abends gab´s dann Showtime im Friedrichstadt-Palast. Dank VisitBerlin durfte ich auch heuer wieder mit der Berlin Welcome Card gratis öffi unterwegs sein.
Inhaltsverzeichnis
Meine erste Revue im Friedrichstadt-Palast in Berlin
Das eindrücklichste Erlebnis zuerst: Nein, das waren nicht die 25 Kilometer, die ich an 2 Tagen auf der ITB – der weltgrößten Tourismus Messe – zwischen den Hallen zurückgelegt habe, sondern ganz was anderes: Die aktuelle Revue im Friedrichstadt-Palast, zu der ich mit Begleitung Samstag Abend geladen war. Eigentlich hatte ich geplant, mir an meinem Freien Tag abends endlich mal das Brecht´sche Berliner Ensemble mit seinen aktuellen „Drei Schwestern“ reinzuziehen – weil ich doch gerade erst den Briefwechsel Brecht-Helene Weigel gelesen hatte.
Was der Friedrichstadt-Palast mit dem Jedermann zu tun hat
Aber Sprechtheater hab ich in Wien eh immer – aber so eine echte Berliner Revue – oder „Grand Show“ im „modernsten Show-Palast“ Europas, in der „größten Theaterbühne der Welt“ (DAS HAT MICH DANN DOCH SEHR ÜBERRASCHT!) – das klang für mich als Theaterliebhaberin der ersten Stunde verlockend.
Ich nahm also die freundliche Einladung des Friedrichstadt-Palast an und war hochgespannt, was da kommen würde. Die Website versprach schon mal ein „MUST SEE“ in Berlin (lt. NY Times) und die Fotos wirkten perfekt phänomenal, wenn auch etwas zu futuristisch für mich als Pragmatikerin.
Der Friedrichstadt-Palast, bzw. sein Vorgänger Gebäude war vor dem 1. Weltkrieg erst Zirkus, dann nach einem Umbau wurde es das „Große Schauspielhaus“ des Max Reinhardt, dem Begründer der Salzburger Festspiele und des Jedermann am Domplatz – na, wenn das kein großer Name ist.
Und auch Erik Charell (mir bekannt durch die Comedian Harmonists) zeigte hier seine bekannten Revuen. Ab 1933 galt das Intérieur (die Shows sowieso) als entartet und der Palast wurde zum „Theater des Volkes“ und noch schlimmer. Im alten Gebäude fand dann noch die bekannte DDR-Samstag Abend Show „Ein Kessel Buntes“ statt – die Liste der Gäste (lt. Wikipedia) muss man sich echt mal geben (tschechische, polnische, jugoslawische Künstler – aber auch Julio Iglesias, Shirley Bassey, Wencke Myhre, die Wiener Sänderknaben und Dagmar Koller!!!). Die Show gabs übrigens bis 1991/92.
Aber der heutige Palast, wie er jetzt dasteht, den gibts als Neubau erst seit 1984 – einige hundert Meter vom alten entfernt. Im 35. Jahr der DDR wurde er am 27. 4. eröffnet – „seit diesem Tag verfügt die DDR über ein Nachtleben“ – schreibt der Spiegel am 7. 5. 1984. Das berühmte Wasserballett der DDR, klärte mich meine deutsche Reiseblogger Kollegin Tanja Klindworth auf, das konnte man hier im Palast sehen.
Das war die Show im Palast
Aber jetzt endlich zur The WYLD Show anno 2016: Mit dem größten Produktionsbudget aller Zeiten schuf Thierry Mugler (der vom Parfum) eine futuristische Collage mit irre langer Ballet-Girl-Reihe und unglaublich anstrengend wirkenden Tanzeinlagen, mörderischen Akrobaten-Sprüngen, Lichtfacetten, Video-Installationen, Vorhang-Choreo, schwebenden Boards mit Sängern, Außerirdischen mit Berlin-Touch, BMX Stunts, Magic Stairs, der auferstandenen Nofretete (aus dem Ägypt. Museum Berlin), 60 internationalen TänzerInnen, 4 ukrainischen Muskelpaket-Akrobaten, Show-Taucherinnen in Wasser-Röhren (sie holen alle 45 Sekunden Luft) und 17 Mann Showband. Aber eine Handlung, die ging mir ein bisschen ab – und der Rote Faden erschloss sich mir leider nicht.
Was mir als Wiener Theatergeherin im Palast aufgefallen ist: Es gab nirgends Gedränge – weder im Eingangsbereich, noch im Foyer, noch an den Garderoben oder beim Platzfinden – trotz der 1895 (!) ZuschauerInnen. Man darf sogar seine Tasche und sein Übergewand mit reinnehmen – wenn das mal die Platzanweiser in Burg- und Akademietheater in Wien hören würden. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen.
Weiters: Die PlatzanweiserInnen waren unfassbar entgegenkommend (als Wienerin bin ich da nicht verwöhnt), nahmen sich gar Zeit zum Plaudern und bringen Dich persönlich zum Platz. Gut, das Achterl Wein war für mich in der Pause unleistbar, aber ein Brezel wär drin gewesen. Während alle ihren Platz suchen, geht auf der Bühne bereits was ab – der berühmte Schweizer Pantomime Faycal Mihoubi macht schon mal Stimmung.
Und fast 2000 Menschen gehen 2 Stunden lang begeistert mit – bis zum Schluss – Standing Ovations für die GRAND Show, als man endlich fotografieren darf. Die Leute toben. Das kenne ich aus Wien nur von Musical-Inszenierungen. Aber so eine echte Show hatte ich noch nie gesehen – gut, dass ich die Gelegenheit genutzt habe.
HINWEIS: Ich wurde vom Friedrichstadt-Palast eingeladen, die Vorstellung THE WYLD zu besuchen. Visit Berlin stellte mir für die Dauer meines Aufenthalts die Berlin Welcome Card zur Verfügung.
2 comments
Wer braucht schon eine Handlung, wenn er Sixpacks sehen kann? Und was kostet jetzt das Gläschen Wein?
7 Euro das Glaserl deutschen Weins. Ja, die Sixpacks. Die hatten reichlich davon . Überall. am Körper.