Wer im Hotel „Goldenes Schiff“ in Bad Ischl direkt an der Traun absteigt, hat nicht nur das Flussrauschen, sondern auch die Geschichte des Hauses allgegenwärtig im Sinne: Denn hier nächtigten vor 200 Jahren Schiffleute und die sogenannten „Traunreiter“ mit ihren Rössern.
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Von Traunreitern und weißem Gold: Das Hotel Goldenes Schiff in Bad Ischl
„Wie kam einst das Salz aus Hallstatt in alle Winkel der Monarchie?“ Kurz gesagt: Es war eine aufwändige, gefährliche und langwierige Prozedur, das Salz über den Traunsee und Gmunden über den Traunfall und nach einem extra Umladen bei Stadl und dem Stift Lambach schließlich an die Donau zum Weitertransport zu bringen. Für diesen Hotelbericht bin ich auf die spannende Geschichte der Schiffbauer, Schiffer, Wechselknechte, Hüter und Traunreiter – zwischen 16. und 19. Jahrhundert allesamt mit dem Salztransport beschäftigt – gestoßen. Die Schiffer transportierten das kostbare Salz von Hallstatt über den Fluss Richtung Traunsee, während die Traunreiter die Fuhre retour übernahmen.
Das Hotel Goldenes Schiff liegt in Bad Ischl – also direkt an diesem Salztransportweg an der Traun – und fungierte einst als Wirtshaus und Übernachtungsplatz für Schiffer, die mit ihrer kostbaren Fracht von Hallstatt aus Richtung Ebensee und weiter zur Verladung unterwegs waren.
Aber auch für die besagten Traunreiter, die die Zillen mit Pferden wieder stromaufwärts retour zum Ausganspunkt ziehen mussten. Das Mosaik gleich um die Ecke vom Hotel an der Hauswand gegenüber vom Zauner und so manches Wandbild an Häusern entlang der Traun erinnert heute noch an den Beruf der Traunreiter.
Aber nicht nur die Traunreiter nächtigten gerne hier, sondern auch die Bad Ischler Sesselträger – über die man mehr im schönen Stadtmuseum erfahren (und u.a. den Verlobungsbalkon von Kaiser Franz Josef und Sisi betrachten) kann.
Das Hotel Goldenes Schiff hat sich die Zillen und die Traunreiter quasi als „Aufmacher“ geholt, ganz zu Recht. „Wo die Zille, da ein Weg“ – so lautet der witzige Wahlspruch des Hauses.
Selbst das schöne Zunftzeichen mit einer Zille weist auf die Geschichte des Hauses hin: „Goldenes“ Schiff deshalb, weil Salz einst als „Weißes Gold“ bezeichnet wurde – seit 1821 trägt das Haus den heutigen Namen. 1877 fuhr die allerletzten Salzfuhre auf der Traun.
Seit 1932 ist das Haus im Besitz der Familie, die auch heute noch das Hotel betreibt und zuletzt kräftig modernisiert hat. Das Wirtshaus, das vor 200 Jahren nur vier Gästezimmer und einen Stall für die Rösser der Traunreiter anbot, ist heute ein modernes Ischler Stadthotel mit viel Geschichte.
Vom Wirtshaus der Traunreiter 1821 zum chilligen City-Hotel nowadays
Heute wird das Hotel in dritter Generation betrieben, es hat sich nach dem größten Umbau in seiner bald 200 Jahre alten Geschichte zum chilligen City-Hotel an der Traun gemausert und verfügt jetzt auch über einen eigenen Traun-Spa mit Ausblick zum Fluss. Das zugehörige Restaurant, das heute noch verpachtet ist und einen bei Schönwetter verlockenden kleinen Gastgarten am Fluss hat, wird ab nächstem Jahr ebenfalls von der Betreiberfamilie geführt werden: Geplant ist auch eine Bar und beide Lokalitäten werden direkt von der Lobby aus (mit direktem Durch-Blick auf die Traun) erreichbar sein. Wer weiß, was da noch alles in peto ist – bei einer solchen location am Fluss…
Bei der Neugestaltung hat man sich ganz die spannende Geschichte der Schifffahrt auf der Traun zunutze gemacht: Die golden glänzende Rezeption in Form eine stilisierten Zille und das schöne Petrolblau im Intérieur der Zimmer, das der Farbe des Flusses nachempfunden ist – der Fluss und seine Bedeutung für Bad Ischl ist hier indoor und outdoor allgegenwärtig. Die Lobby geht in den Frühstücksbereich über, wie das in Cityhotels momentan überall auf der Welt en vogue zu sein scheint. Hier aber wirkt es gemütlich und kommunikativ.
Der Frühstücksraum wurde mit größeren Fenstern versehen und mit einigen bequemen Polstermöbeln mit Aussicht auf die Fußgängerzone ausgestattet. Mein Highlight: Drei verschiedene Arten, zum schnellen Morgenkaffee zu kommen. Entweder mit Cappuccino Maschine, mit Nespresso oder Filtercafé. Gleich daneben und nur einen Griff entfernt: Sekt in weiß und rosé – das kann bei einer Sommerfrische Destination auch nie ganz falsch sein.
Ansonsten ebenso hocherfreuliche Assets: Frischer Prosciutto von der Maschine, selbst geröstetes Granola und heimische Marmeladen. Das Service ist superschnell beim Abräumen. Wer mit Hund reist, darf den Frühstücksraum nicht betreten, ist aber eingeladen, an den ebenfalls schön gedeckten Hochtischen gleich neben dem Seiteneingang im Raum mit den Schiffs-Luken Platz zu nehmen – wir fanden es dort mindestens genau so fein.
Superieur Zimmer, E-Bikes und Traun-Spa
Wir waren in jenem Teil des Hotels unterbracht, an dessen Platz einst das allererste Solebadehaus der Kurstadt Bad Ischl stand – das „Tänzl-Bad“ Haus, benannt nach dem Salinenkassier Michael Tänzl, in dem Kurarzt Franz Wirer und „Salinenphysikus“ Josef Götz (der seinen erkrankten Salinenarbeitern Solebäder verabreichte) erstmals Kurbehandlungen mit Sole anboten. Der Legende nach war die Solekur auch bei der zunächst kinderlosen Erherzogin Sophie erfolgreich: Ihr erster kleiner „Salzprinz“ war der spätere Kaiser Franz Josef, der über 80 Mal in Ischl urlauben sollte.
Wir hatten ein Eckzimmer im 4. Stock mit Holzboden und in den erwähnten Traunblau-Farben mit einem seitlichen Ausblick auf den Fluss und den Tudor-Aufbau der gegenüber liegenden Villa Landauer (siehe: Die Villen von Bad Ischl, demnächst online). Ein standalone Kühlschrank mit AF-Getränken und eine gemütliche, kurze Chaiselongue sowie ein offenes Badezimmer sind in den neuen Superieur Zimmern vorzufinden. Die vergleichbaren Nebenzimmer dürften über die ganze Zimmerbreite eine Fensterfront mit Ausblick auf die Traun haben. Bei uns war dort die Wand mit Regalen, TV und schmaler Ablage zum Schreiben, bzw. für das Info-Tablet angesiedelt.
Der Traun-Spa mit Dampfbädern und Sauna sollte unbedingt an einem verregneten Nachmittag (kann ja passieren im Salzkammergut) auf dem Programm stehen – oder auch sonst mal zwischendurch zum Rasten, Lesen oder Chillen mit Ausblick. Oder gar um die Fitnessgeräte zu erklimmen. Sehr angenehmes Ambiente, bequeme Couches mit guten Leselampen (wichtig) und fast immer dabei: Die Traun und ihr Geplätscher. Sechs Zimmer habe man für den neuen Wellnessbereich geopfert, ein Außenliegebereich sei noch in Arbeit, so Hoteldirektor Edwin Gruber.
Der öffentliche Parkplatz (gebührenpflichtig) liegt einige Meter entfernt am Kai. E-Bikes, E-Roller sowie E-Mountainbikes kann man direkt im Hotel ausleihen und so besonders angenehm die Kurstadt erkunden: Auf diese Weise kommt man etwa flotter nach Lauffen zum Freilichtmuseum, kann die Villen von Bad Ischl ganz ohne Fußmarsch erkunden und auch mal eine kleine E-Radtour Richtung Rettenbachalm oder Goisern einplanen, ohne sich vollkommen „verausgaben“ zu müssen.
Eckdaten zum Hotel Goldenes Schiff
- 60 Zimmer, davon 20 mit Traunblick
- Kategorien: Classic/Plus mit Stadtblick sowie Superieur/Plus mit Traunblick sowie
- Family Suites
- Vermietung von E-Bikes und E-Rollern
- Traun-SPA
- Hunde Aufpreis pro Nacht: 12 Euro
- Parkplatz Innenstadt: 4 Euro pro 24 Stunden
- WEB
- Andere günstige Unterkünfte in Ischl
Weiterlesen: Urlaub in Bad Ischl – TIPPS
Recherche:
- Viasalis.at
- MK-Salzburg Agentur Pressemeldungen
- oegeschichte.at
- badischl.at
- Website Goldenes Schiff/ Geschichte
- ORF: „Erbe Österreich – Kaiserstadt Bad Ischl“
HINWEIS: Ich wurde von Bad Ischl Tourismus eingeladen, 2 Nächte mit Begleitung im Hotel Goldenes Schiff zur Recherche zu verbringen. Die Kosten einer Verlängerungsnacht wurden zu 50% vom Hotel übernommen.
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Und Klos mit Fernbedienung für Sitzheizung, Spülung, etc. habe ich bisher nur in Japan kennen gelernt.