Die Region Lipno hat 365 Tage im Jahr Saison, so wird es beworben. Der Stausee der Moldau ganz nah an der oberösterreichischen Grenze zu Freistadt am ehemaligen Eisernen Vorhang: Unser lohnender Kurztrip mit Sidestep bis nach Budweis – bei launischem Aprilwetter.
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Wir wollen zum Lipno Stausee!
Er ist so groß, so nah und doch waren wir noch nie wirklich dort: Am Lipno Stausee, der sowohl über das Waldviertel, aber auch das Mühlviertel von uns Ostösterreichern recht schnell mit dem Auto oder Camper erreichbar ist. Mit einer Zwischenstation beim Mahnmal zum ehemaligen Eisernen Vorhang (Initiator: Alois Mock) gleich neben dem Hotel Guglwald geht´s für uns dorthin, wo die Moldau seit den 1950ern aufgestaut ist, an den Lipno-Stausee.
Der zuversichtliche Plan: Pritscheln, Plantschen und Baden im Lipno Stausee und ein frühlingshafter, einsamer Stellplatz in erster Reihe am Campinplatz Modrin. Aber der Frühling ist für zwei Tage ausgesetzt, bei launischem Aprilwetter mit Neuschnee finden wir uns anderntags im Winter wieder. Aber schließlich hat Lipno ja auch ganz offiziell 365 Tage Saison, so die Touristiker. Na denn, wir haben trotzdem wieder einiges hineingepackt in diese zweieinhalb Tage im schönen Südböhmen.
Die höchstgelegene Burg Böhmens: Vitkuv Hradek
Bei Ankunft Schnee. Wir parkten bei der Kirche St. Thoma im Böhmerwald und stiegen dann über den Schneepfad hinan zur höchstgelegegenen Burg Böhmens (Wittingshausen), von wo wir uns einen Überblick über den Lipno See erhofften. Leider war die Burg geschlossen und auch nach einer kleinen Kletterpartie der Männer sahen wir über den Wipfeln des Böhmerwaldes nicht so richtig zum See.
Aber wieder unten angekommen war es dann so weit: Direkt am Lipno Stausee fanden wir einen schönen Parkplatz und den Start zu einem Wanderpfad immer am Wasser entlang hier an der ruhigsten Ecke des Sees. Hier könnte man sicher an einigen Stellen – bis nach Lipno nad Vltavou – immer wieder ins Wasser zum Baden, mit oder ohne Vierbeiner. Eine offizielle Badewiese gibt es hier auch. Nach ein paar Fotos und einem erfrischenden Pfotenbad für Coffee fahren wir aber weiter nach Lipno zum Hotel Element, denn wir wollen zum Baumwipfelpfad. Das Sonnenfenster ist nur kurz, das gilt es zu nutzen.
Der Baumwipfelpfad in Lipno
Das Hotel Element und das Restaurant Stodola sind unsere Zufluchtsstätten für diesen kurzen Wintereinbruch im Frühling. Unser Zimmer im ersten Stock hat einen Balkon mit Seeblick, nur die Schneewand und der Winternebel sind beim Ausblick ein wenig hinderlich. Aber das wissen wir erst anderntags, denn am Tag der Anreise nutzen wir das einstündige Sonnenfenster, schnappen unsere Lipno Card und erklimmen den wirklich schönen Baumwimpfelpfad von Lipno.
Allerdings getrennt – denn wie es bei Baumwipfelpfaden Usus zu sein scheint (auch am Traunsee), dürfen Hunde ihre Familien dabei nicht begleiten. So besichtigt jeweils einer von uns einstweilen mit dem Vierbeiner das Souterrain des Baumwipfelpfades, das schöne Shop und pro forma auch die Hundehütten, die unter dem Zustieg zum Pfad auf Hunde warten. Wir bringen es natürlich nicht übers Herz, Hund Coffee dort im Dunkeln einzusperren, während wir den Aufstieg und von oben die Aussicht bis zum Dachstein (aber nicht an diesem Tag) genießen. Im Laufschritt gehts also getrennt (damit der andere nicht zulange warten muss) über die schönen Holzstege mit den Schnitzfiguren und Erlebnisstationen schließlich in einigen Kurven ganz hinauf auf den Turm: Von dort sieht man den Böhmerwald, nach Österreich und den östlichsten Teil des Lipno-Stausees, wunderschön. Bei Sonne sowieso. Auch den Dachstein und die Alpen kann man an klaren Sommertagen von hier sehen. Die Rutsche hinunter ist leider gesperrt, sonst wäre ich zum Abschlagen deutlich schneller unten gewesen :-) 40 Meter hoch ist der Turm und erfreulicher Weise barrierefrei zugänglich.
In der Hochsaison gelangt man mit dem Vierer-Sessellift hinauf zum Einstieg in den Baumwipfelpfad, zum Hochseilgarten und Erlebnispark für Familien. Danach kann man mit dem „Downhill-Scooter“ über eine 3,5 Kilometer lange Abfahrt wieder runterdüsen vom Ausflugsberg, der übrigens im Winter als Lipno-Kramolin als Skiberg mit vier Sesselbahnen fungiert. Ein wirklich lohnendes Familienausflugsziel für Eltern, Kids und keine Hunde. Mit der Lipno-Card kann man zudem auch günstiger die Aquaworld oder die Wald-Erlebniswelt besuchen, Räder mieten oder den Zoo Hluboká erkunden.
Hotel Element Lipno und Restaurant Stodola
Da das Hotel-Restaurant Stodola ein vom Hotel Element getrenntes Gebäude und auch ein öffentliches Restaurant ist, durften wir Hund Coffee zum Frühstück und auch zum Abendessen mitnehmen, quasi als Wiedergutmachung für den kurzen Gedanken an die Hundezwinger… Wir verbrachten einen sehr gemütlichen Abend bei höchst süffigem „Tankbier“, Haus-Pizza und dem in Tschechien unumgänglichen Appetizer zum Bier, dem Beef Tartare.
Danach waren alle außer Hund Coffee recht froh, nur einige Schritte durch das Schneetreiben retour ins warme Zimmer zu haben. Das Frühstück anderntags tröstete uns über den Neuschnee ebenfalls hinweg: Selten soviel frisches und schön angerichtetes Obst in einem Hotel gesehen, nebst Kuchen, reichlich Aufschnitt und einigen guten, hausgemachten Aufstrichen sowie warmen Eiergerichten mit allerlei Zubehör in Sachen Speck.
An der Mole und an den Stränden rundum war bei unserem Besuch heilige Ruhe, im Sommer ist hier sicher reichlich Trubel. Aber manchmal haben die launischen April-Wetterkapriolen halt auch Vorteile und wir den Lipno Stausee fast für uns allein. Hat sich gelohnt.
Horní Planá und Adalbert Stifter
„Die Perle von Lipno“, so nennt sich Horní Planá. Das mag sein, aber der Tag unseres Besuches war leider bei 1 Grad und Schneeregen nicht optimal dazu geeignet, uns diese Perle länger zu besehen. So statteten wir nur dem Adalbert Stifter Park und seiner Büste einen Besuch ab und besahen uns sein Geburtshaus (geschlossen, aber spannende Ausstellung) von außen. Von der Entdeckung des Adalbert Stifter Lehrpfades sahen wir unter diesen Umständen auch ab. Und weil wir im Schneeregen auch nicht wandern wollten, verzichteten wir diesmal auch auf die Erkundung des Schwarzenberg´schen Schwemmkanals auf tschechischer Seite. Immerhin kennen wir ihn auf unserer österreichischen Seite bereits, allerdings bei ähnlichen Wetterverhältnissen. Stattdessen disponierten wir um und setzten kurzer Hand das Schloss Hluboká nad Vltavou und Budweis auf unseren Reiseplan.
Ausflug zum Schloss Hluboká nad Vltanou
Wir verließen also Horní Planá recht schnell, um uns das vielgerühmte Schloss Frauenberg (Hluboká nad Vltavou) nahe Budweis anzusehen und den Nachmittag dann in der Stadt selbst zu verbringen. Eine gute Entscheidung, wiewohl wir für die Erkundung des Lipno Stausees mit Strand, Wanderwegen und Bootsfahrt sowie Campingplatz nun doch noch mal vorbeikommen werden müssen.
Das Schloss Hluboká nad Vltavou ist tatsächlich genau so pittoresk, wie es die Bilder vermuten lassen. Als Gast mit Hund darf man den ganzen Park erkunden und der ist riesig. Von außen sieht man so ein Schloss zum Fotografieren ja eh viel besser – unser Credo als Hundebesitzer, da uns ja nur zu oft Besichtigungen und Museen auf unseren Reisen vorenthalten bleiben. Wir parken am großen Parkplatz (günstiger in tschechischen Kronen als in Euro) und steigen durch den sehr schönen Ort mit den vielen Kaffeehäusern hinauf zum Schloss. Hunde sind im Rasen explizit erlaubt, Menschen nicht. Mal ganz was anderes…
Stippvisite in Budweis
Budweis liegt dann nur noch einen Steinwurf entfernt. Das Grand Hotel Zvon war ausreserviert mit asiatischen Bustouristen, deshalb kamen wir im Hotel-Restaurant Klika, direkt an der Maltsch und bei der „Budweiser Insel“ gelegen, unter. Perfekt für uns, denn sowohl in die Altstadt als auch zum Spazieren und Hundewalken in die Parks waren wir je nur eine Minute fußläufig entfernt. Noch dazu hatten wir ein schnuckeliges Retro-Zimmer mit Ausblick auf den Fluss, formschönen Sekretär und allerlei Zinngeschirr in alten Glasschränken – uns gefiel´s.
Wir klapperten die wichtigsten Must-See´s von außen ab, besonders der fast quadratische, riesige Přemysl Otakar II Platz hat es uns angetan, aber auch die vielen historischen und restaurierten Bürgerhäuser rundum in den Seitengasserln. Wer mehr über Budweis wissen will, als wir hier in der kurzen Zeit sehen konnten, liest bei AskEnrico über Budweis nach. Den Samson Brunnen, das Theater, den schwarzen Turm und die Nikolauskathedrale haben wir aber nicht versäumt.
Ein gemütlicher Stadtbummel mit vielen Foto-Stopps und schließlich eine zunächst „nur kurze“ Einkehr in die Mikrobrauerei Krajinská 27, die dann doch etwas länger dauerte. Coffee wurde vom netten Team dort gelabt und war unter dem Tisch in nullkommanix eingeschlafen, da sahen wir auch keinen anderen Ausweg, als den armen Hund schlafen zu lassen und uns selbst mal wieder an Beef Tartare und diversen Bieren zu delektieren.
Alle waren´s zufrieden, das Bier und das Ambiente wirklich gut und zum Abschluss gab´s ganz was Authentes: Frische Powidltascherln, vulgo Powidltatschkerln, so wie sie gehören. Wo, wenn nicht hier in Böhmen? Ein versöhnlicher und lukullisch mehr als annehmbarer Abschluss unseres Ultra-Kurztrips nach Südböhmen.
Tipp: Lohnt sich Cesky Krumlov? Jaaaaa!
Diesmal sind wir an Böhmisch Krumau, sprich Cesky Krumlov ja nur vorbeigefahren – auf dem Weg nach Budweis. Aber es waren ja wie immer genug andere da, wenn man den vollen Parkplätzen glauben darf….
Hinweis: Ich wurde von Lipno.cz eingeladen, eine Nacht mit Begleitung im Hotel Element Lipno zu verbringen. Dazu wurden mir zwei Lipno Cards zur Verfügung gestellt.