Von Hamburg ist es nur ein Katzensprung an die deutsche Ostsee: Promenaden, Seebrücken, Bernsteinsuche, Fackelwanderung, Fischbrötchen und viel frische Luft – die Ostsee hat auch im Winter Saison. Die Metropolregion Hamburg lohnt sich also zu jeder Jahreszeit.
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Winter am Meer: Die Ostsee hat immer Saison
Wer Hamburg sagt, muss nicht nur Elbphilharmonie, sondern auch Ostsee sagen: Das liegt sogar für Österreicherinnen auf der Hand. Denn mit dem Auto kann man in einer guten Stunde, mit dem Zug in 90 Minuten dort sein – all das und mehr (auch einige schöne Etappen des Elberadwegs) macht die Metropolregion Hamburg aus. Diesmal war ich etwa rund um die Lübecker Bucht unterwegs – dort wo Travemünde, Scharbeutz, der Timmendorfer Strand, aber auch die alten Ostseebäder Grömitz (Schleswig Holstein) und Boltenhagen (Meck Pomm) reihum liegen. Auch Fehmarn befindet sich dort – für uns Camperinnen bekannt wegen der Fähre Puttgarden nach Dänemark und weiter kommt man so über die Öresundbrücke nach Schweden.
-Ostsee oder Nordsee? Die Frage (fast) aller Fragen
Wir Österreicherinnen pflegen uns ja auch in dieser nordischen Gegend allenthalben zu fragen: „Ostsee oder Nordsee, wo ist es besser und was ist der Unterschied!?“ Zu hören bekommt man dann Fakten wie „Die Ostsee ist ruhiger, angenehmer zum Baden und weniger gezeitenabhängig.“ Aber auch das ist wahr: Die Strände sind weißer und das Wasser verlockt eher zum Baden. Deswegen kann es eng werden in der sommerlichen Hochsaison – auch im Binnenland bei den Seen und vor allem bei den Campingplätzen und am begehrten Strand mit seinen Strandkörben.
Die raue Nordsee ist eher was all jene, die gerne Wind und Wetter trotzen – bei jeder Jahreszeit. Man lebt mit Ebbe und Flut, hohen Deichen und Hochwasserschutz, endlosen Dünen und Wiesenflächen, Wattenmeer und Salzwiesen. Ich kenne die Nordsee aus mehreren Reisen nach Holland und war jedesmal – man kann es gar nicht anders sagen – begeistert.
Meinen Winterausflug an die Ostsee nach Grömitz und Boltenhagen habe ich aber dennoch sehr genossen: Wenig los, lange Promenadenspaziergänge und Einsamkeit am winterlichen Strand. Die Luft am Meer hat halt was…
-Die Sache mit den Strandkörben (und den Fischbrötchen)
Für uns Alpenländlerinnen ist allein schon der Anblick eines Strandkorbs (nebst eines Fischbrötchens) das Sinnbild eines Urlaubs am Meer in Deutschland. Dass es hinsichtlich der Strandkörbe an der Nordsee und jenen an der Ostsee genauso Unterschiede gibt wie bei der Urlaubswahl, das weiß ich allerdings erst seit meinem Wintertrip an die Ostsee. Überrascht hat es mich aber nicht. Hier die Auflösung: Ostsee Strandkörbe sind in der Form leicht geschwungen und fast rundlich. Der Nordsee Strandkorb hat Ecken und Kanten – wie das Wetter dort.
Dennoch: Am Ostseestrand waren wir uns einig, dass ein Tag allein oder zu zweit im Strandkorb mit Büchern, Mütze, Tee oder Grog am Meer ein höchst erstrebenswertes Ziel ist – Wetterunabhängig. Eine Bude mit frischen Fischbrötchen in der Nähe wäre zusätzlich höchst willkommen. Womit wir noch kurz ein anderes wichtiges Thema beim Ostseeurlaub anschneiden wollen: Die Wahl des Fischbrötchens. Ein echtes Fischbrötchen hat nämlich nur mit Brötchen (sprich Weckerl“), Zwiebel, Fisch und Salatblatt daherzukommen. Als verwerflich gelten Mayo oder Remoulade oder sonstiger lässlich fettiger Aufputz. So erklärte es uns höchst nachvollziehbar und überzeugend Naturführer Axel nach der nächtlichen Bernsteinsuche mit Fackelwanderung am nächtlichen Ostseestrand bei Grömitz. Und wem soll man das glauben wenn nicht ihm, der uns vom Leben an der Ostsee in höchsten Tönen vorschwärmt.
Ostseebad Grömitz: Küstenweisheiten aus dem Norden
Die Küstenweisheit Numero 7 besagt in Grömitz wie folgt: „Wenig Grad, wenig Leute“. Wie erfrischend – nicht nur die Luft, auch diese Tatsache fürwahr. Aber es muss nicht immer nur „Schietwetter“ hier oben geben, weit gefehlt. In Grömitz weiß man „Eisige Wellen frieren die Eile ein“, auch das ist korrekt. So quirlig Grömitz sonst im Sommer sein kann, hier kann man auch geruhsame Winter-Wellness: Eine Auszeit für Geist und Körper zum Genießen der Ruhe auf der Promenade, einsame Strandidylle, Meeresrauschen, Bernsteinsuchen, Sauna und Genuss.
Das alte Ostseebad Grömitz liegt im nördlichen Teil der Lübecker Bucht nahe der „Holsteinischen Schweiz“. In dieser Region mit den 200 (!) Seen und den malerischen Schlössern in unmittelbarer Umgebung zum Meer der Ostsee wurden übrigens auf Gut Rothensande die „Immenhof“ Verfilmungen aus 1955 (die Mädls mit den unfassbar vielen Ponys) gedreht. Das Gut diente zuallererst aber als Versorgungsstation für das nahe Schloss Eutin.
Fast 400 Meter lang ist hier die Seebrücke, die besonders nachts mit ihrer Illuminierung beeindruckt. Hotels, Shops, Spielplätze, Foto-Spots und andere Buden liegen an der drei Kilometer langen Promenade, die jetzt im Winter herrlich ruhig ist. Im Sommer geht´s dann schon gaaaanz anders zu, versichert uns der Naturführer. Dann bucht man sich nämlich nicht nur die Strandkörbe für daily use, sondern etwa auch eine Korbsauna am Strand oder einen Strandkorb für eine romantische Nächtigung am Meer.
Wir erfreuen uns diesmal aber am Winterprogramm: Bernsteinsuche für Anfängerinnen. Im Dunkeln am rauschenden Meer ausgestattet mit einer Schwarzlichtlampe sind wir unterwegs – den Blick immer auf den Strand gerichtet. Dort leuchtet so einiges, das Wenigste ist Bernstein. Er ist erkennbar an seiner fast neongelben Farbe, wir werden fündig. Danach geht´s an die Fackeln zu einem stimmungsvollen Spaziergang in der pechschwarzen Nacht am Strand, die – wie könnte es anders sein – mit einem stärkenden Fisch-Dinner endet: Bouillabaisse, Fish & Chips, Krabben und Bratfisch aller Art: Hier ist aber Remoulade erlaubt.
Ein buntes und gemütliches Ferienhotel ist das AJA Hotel, das direkt an der Promenade und an der Seebrücke liegt und noch dazu einen quasi Bademantel-Gang in das angeschlossene Hallenbad der Grömitzer Welle bietet. Hunde sind im Hotel herzlich willkommen (15 Euro pro Nacht pro Hund im Zimmer ohne seitlichem Meerblick).
-Urlaub mit Hund in Grömitz an der Ostsee Schleswig Holsteins
Grömitz bietet eine der schönsten Hunde-Infofolder, die mir in den letzten fast 10 Jahren bei Urlaub mit Hund untergekommen sind. Von 1. November bis 31. März dürfen Vierbeiner auch außerhalb der beiden offiziellen Hundestrände (Nordstrand beim Schlemmerland mit Standkörben und Lensterstrand -Naturstrand ) mit an den kilometerlangen Beach in Grömitz. Die Broschüre gibt Fakten zum frechen Kater nebenan und formuliert nett und ansprechend inklusive Tipps zum Hundewalking an der Grömitzer Steilküste, am Deich, den Feldwegen, in den umliegenden Wiesen und Wäldern. Bei meinem winterlichen Besuch waren zudem Hundewanderungen und ein Ausflug mit Hund in den Zoo im Angebot.
-Schloss Eutin mit Naturpark-Camping am Wasser
Bei einer Führung durch das Schloss Eutin am Großen Eutiner See erfahren wir einmal mehr, wie die großeuropäischen Herrscherfamilien dereinst nicht nur in Österreich einer heute sehr ungut anmutenden innerfamiliären Hochzeitspolitik frönten. Die Mutter der späteren Zarin Katharina der Großen wuchs auf Schloss Eutin auf und der Komponist Carl Maria von Weber wurde 1786 in Eutin (toller Altstadtkern, historischer Wasserturm) geboren. Die Seebühne der Eutiner Festspiele ist bekannt für Operetten- und Musicalaufführungen. Empfehlenswert ist auch der Naturpark-Campingplatz Prinzenholz direkt am See.
Ostseebad Boltenhagen
Im südlichen Teil der Lübecker Bucht – allerdings in Mecklenburg Vorpommern (sprich MeckPomm) erwartet uns ein weiteres Ostseebad: Boltenhagen. Ein Spaziergang durch das auch an diesem Sonntag gut besuchen Örtchen (Kaffee und Kuchen und eine Promenade am Meer gehen halt immer) offenbart mir auch hier: Von der alten Bäderarchitektur, die ich mir insgeheim erhofft habe, ist nichts mehr vorhanden. In Heiligendamm oder Travemünde und auf Rügen, dort kann man noch zwischen Kurhäusern, Pavillons und Villen promenieren, wie wir es etwa aus Bad Ischl kennen. Aber eine Promenade zum Durchlüften und Tief Durchatmen mit Blick auf die doch recht stürmische Ostsee mit der allgegenwärtigen Seebrücke ist doch wunderschön und etwas, das wir daheim nicht haben.
Zudem ist Boltenhagen ds drittälteste Seebad Deuschlands (1803), gleich nach Heiligendamm (1793) und Travemünde (1802). Zum Vergleich: In Österreich war Baden bei Wien ab 1793 der bedeutendste Kurort Österreichs, Grado wurde erst 1892 ein offizielles k.u.k. Kurbad. Der Vergleich hinkt zwar etwas – denn zwischen Ostseebädern und Kurorten mit Heilvorkommen ist doch ein Unterschied – jedoch zur zeitlichen Einordnung finde ich diese Fakten durchaus nicht uninteressant.
Am Hafen beim riesigen Iberohotel finden sich noch einige pittoreske. Fischerhütten von Boltenhagen, die mich ein wenig für die fehlende wirklich alte Architektur entschädigen. Und später dann beim Glühwein im Bernsteinzimmer des Iberotels mit Blick auf Hafen und Ostsee, würde ich dann doch liebend gerne einige Tage mit viel Ruhe, guten Büchern, Strandkorb (und Fischbrötchen) an der Ostsee anhängen.
-Die Sache mit den Badekarren
Ich kannte sie bislang aus den Badeorten der k.u.k. Monarchie wie etwa Grado. Aber Badekarren gibt es überall dort, wo man anfing, vor dem Wasser keine Angst mehr zu haben und dem Gedanken an ein Seebad auch durchaus etwas abzugewinnen. Hat etwas gedauert, aber immerhin bot so ein Badekarren im 18. Jahrhundert die noch nötige Schicklichkeit nebst Geschlechtertrennung beim Meerbad. Ein Pferd zog den Karren mit den Badewilligen ins Wasser, weiter draußen dann genoss man das kühle Nass im Schutze des Karrens für sich allein – zunächst nackt, weil von den Kurärzten damals so empfohlen. Auf ein Zeichen aus der Luke des Karrens wird man von einer Pferdestärke -erquickt- wieder an Land gezogen. Seit etwa 1900 gibt es dann aber eine entsprechende Bade-„Mode“ für beide Geschlechter und Familien dürfen zusammen an den Strand.
-Schlossgut Groß Schwansee
Unser Kurztrip an die winterliche Ostsee bei Boltenhagen war nicht nur geprägt von leeren Stränden zum Durchschnaufen und Luftschnappen, Fischessen, Promenaden und Seebrücken. Neben dem Schloss Eutin und Schloss Bothmer durften wir auch in der Anlage eines ehemaligen Herrenhauses nächtigen, im Schlossgut Groß Schwansee. Das Haus liegt nur einen kleinen Spaziergang durch eine typische Allee vom Ostseestrand (und nur weitere 200 Meter vom nächsten offiziellen Hundestrand) entfernt. Im Schlossgut speist man in einem ehemaligen, höchst gemütlich ungebauten Stall – im Obergeschoß findet sich ein kleiner Saunabereich.
Wirklich herzlich willkommen heißt man auch hier urlaubende Vierbeiner, was für uns Hundemenschen auch sogleich am Entrée zur Lobby erkennbar ist: Wassernapf und Hunde-Handtücher. Ganzjährig dürfen die Hunde an einem der beiden nahen Naturbadestrände toben und auch das Parkgelände des Schlossguts ist optimal für Spaziergänge mit Hund geeignet (25 Euro pro Hund pro Zimmer). Außerhalb der Hochsaison wie jetzt im Winter sind Hunde fast überall an den weitläufigen Ostsee – Stränden von Meckpomm – etwa auf Usedom, Rügen, Kühlungsborn und Darss gestatten.
In unmittelbarer Nähe in Kalkhorst kam übrigens Heinrich Schliemann zur Welt, der Entdecker Trojas. Hinter dem Hotel beginnt die Region des Klützer Winkels – eine Gegend, in dem sich die höchste Erhebung satte 100 Meter über dem Meer befindet, wo das denkmalgeschützte Schloss Bothmer liegt und eine berühmte Lindenallee aus 69 Bäumen steht.
Recherchen:
- NDR.de
- unesco.at
- ostsee-schleswig-holstein.de
- auf-nach-mv.de
Hinweis: Der Artikel entstand im Zuge einer Pressereise in Zusammenarbeit mit Feuer und Flamme – Die Agentur und der Metropolregion Hamburg. Die obgenannten Meinungen und Ansichten sind meine eigenen.