Während meiner Fahrt mit der Westbahn nach Salzburg musste ich kurz für mich überschlagen: Wie oft war ich eigentlich schon in Salzburg? Als Kind, als Studentin per Bahn und Campingbus, alleine mit Auto und Fahrrad, mit Bahn und Fahrrad, mit Freunden, mit Ehemann, mit Großeltern, mit Familie, zur Schulung, beim Jedermann mit Brandauer, Ofczareck und Obonya, beim Advent…, – sicher an die 30 Mal. Und 28 Mal war ich dabei im Müllner Augustiner Bräu. Ja, auch als Kind. Diesmal aber nicht.
Denn diesmal standen ganz andere Highlights auf meinem Salzburg – Plan. Das begann schon damit, dass ich erst gar nicht dazu kam, meine seit nunja, Jahrzehnten üblichen Wegerln durch die Altstadt einzuschlagen, denn wir wurden standesgemäß von einem Nachtwächter mit Gattin abgeholt.
Mit Zunftabzeichen, Laterne und der unumgänglichen Hellebarde (Dieses Wort habe ich erst heuer im Mostviertel beim Schmieden kennen gelernt, seit dem aber schon sehr oft gebraucht – letztens mit Zedi im Waldviertel :-) ausgestattet, führte er uns durch die Stadt Mozarts.
Was war wo zu Zeiten Mozarts (vor allem war Salzburg keine Stadt in Österreich, sondern ein Bistum) und wie lebte man damals? Der Nachtwächter gehörte zu den unehrenhaften Berufen und bevor er sein Nachtwerk beschloss, bekam er vom Wirten noch die Neige im Fass zum Austrinken, drum hat er auch ein Häferl mit :-) Wir durften uns während der Führung aber mit Perlwein laben …
Früher konnte ich in Salzburg an keiner Buchhandlung vorbeigehen – heute fällt mir erstmals auf, dass hier die älteste Buchhandlung Österreichs aus dem 16. Jhdt. zu finden ist. An jeder Ecke wird man aber auch dran erinnert, dass Salzburg die Stadt des Georg Trakl ist. Ist mir früher auch nie aufgefallen – ähnlich wie in Linz scheint hier jedes Haus und jede Ecke Geschichte zu atmen: Ob es an der Holzmeister-Stiege beim Festspielhaus ist, beim Geburtshaus des Herbert v. Karajan oder ob man an Erinnerungstafeln für Michael Haydn und Joseph Moor, dem Dichter von „Stille Nacht“ vorbeischlendert. Überall findet man auch noch die lesenswerten Überreste des Literaturfestivals vom Mai dieses Jahres.
Noch ein Literatur-Kultur-Tipp: Die Uraufführung der „Vermessung der Welt“ findet heuer an meinem Geburtstag, am 3. Oktober im Landestheater Salzburg statt!
Am Markt am Universitätsplatz (die Schrannen anderntags gehen sich leider nicht aus) wird noch ein authentes Brezel vertilgt, bevor es für mich heißt: Auffi am Mönchsberg mit der Salzburg Card.
Endlich schaffe ich es nämlich diesmal ins sichtbetonlastige Museum der Moderne auf den Mönchsberg – die Terrasse des M32 ist ja der Nachfolger des legendären Café Winkler (auch das Traditionscafé Glockenspiel ist nicht mehr: Da kommt ein Weihnachtsshop rein – irgendein Café ist geplant). Der Blick von oben ist immer noch derselbe, die Auffahrt im hypermodernen Aufzug erinnert in seiner Ernsthaftigkeit ein wenig ans Empire State Building. Die Quader, aus der die Fassade des MdM besteht, ergeben übrigens einen Strichcode, der, in Noten übersetzt, eine Arie von Don Giovanni ergibt.
Das Bräustübl fällt heuer wie gesagt schweren Herzens aus, aber: Weiserhof in Schallmoos – ich werde wiederkommen!
Und nicht nur wegen der Stinkerknödel aus Graukas, dem Bierkasauflauf und anderen authent alten kulinarischen Kreationen, sondern wegen dem so unglaublich gemütlichen Ambiente nach einem Kulturtag in Salzburg und dem so bodenständig charmanten Koch Roland Essl.
Mein 2. Kulturhighlight diesmal: Ich schaffe es auch ins wunderschöne Salzburg Museum neben dem Mozart Denkmal mit dem Panoramabild der Stadt – das neue Domquartier (erstmals wird die Terrasse beim Dom für die Öffentlichkeit geöffnet, dort muss man sich fühlen wie ein Jedermann-Promi) muss leider warten bis zum nächsten Mal, obwohl es dem Vernehmen nach unvergleichlich sein soll. Auf 15.000 m² wird erstmals ein Bereich zugänglich, der Jahrhunderte lang nur den mächtigen Fürsterzbischöfen in diesem Umfang zur Verfügung stand.
Das Panoramabild und der Innenhof des Salzburg Museums mit Sonnenblumen-Installation
Wird aber nicht allzulange dauern. Nur nächstes Jahr muss man sich auf einen Ansturm der US-Touris gefasst machen: Salzburg „feiert“ dann 50 Jahre „Sound of Music“. Vielleicht sollte ich mir den Kult-Film wirklich mal ansehen (In Australien wollten sie mich zwingen, ein Lied daraus zu singen, ich hatte keine Ahnung) – ich kenne zwar die Österreich-Heimatfilm Fassung mit Ruth Leuwerik, Hans Holt und Pepi Meinrad, aber ich scheine mit diesem umfangreichen Fach-Wissen bald alleine auf weiter Flur zu sein.
Übrigens weiß ich jetzt nach der Führung mit Irmi am St.Peters Friedhof, dass das letzte Kind der Maria Trapp nicht vom Holt-Trapp sondern quasi vom Pepi Meinrad war – alles klar?
HINWEIS: Ich wurde freundlicherweise von Salzburg Tourismus in Kooperation mit KreativReisen Österreich eingeladen, Salzburg zu erkunden. Die Ansichten in diesem Artikel sind dennoch die meinen.
2 comments
Neue Einsichten, die Gusto machen auf einen Kurztrip nach Salzburg. Nice pics.
Wir müssen unbedingt bald mal wieder hin – das Domquartier wartet!!!!