Ein „G´rader Michl“ sei er, der Peter Dolle, so höre ich von allen Seiten schon im Vorfeld bei meinem Besuch in Straß im Straßertal. Eine Stippvisite im Weingut Dolle im Kamptal, bei einem Winzer der alten Schule.
Inhaltsverzeichnis
Ehrlich: Ein Winzer der alten Schule
Peter Dolle (75) ist, wie er selbst beim Frühlingsdinner im Restaurant Mo´s im Kaiser´s Hof sagt – „der älteste Winzer von Straß“. Er stammt von den Brandls ab, erzählt er weiter, vom „Brandl Bubi“, den hier offenbar jeder kennt. Wie alt nun alt wirklich ist, bleibt dahin gestellt: Fakt ist, dass Peter Dolle Gründungsmitglied der Österreichischen Traditionsweingüter (1991) ist und er seit über 50 Jahren den Betrieb hier leitet.
Er ist wirklich ein Winzer der Alten Schule, halt auch ein „g´rader Michl“ – so höre ich, bevor ich mich zu einem persönlichen Besuch in seinem Weingut in Straß aufmache. Schon sein Vater, lange Jahre Bürgermeister in Straß, prägte hier in der Region den Weinbau.
32 Hektar Weingärten im Umkreis von 5 Kilometer rund um Straß werden von ihm und seinem Schwiegersohn bewirtschaftet: Riesling, Grüner Veltliner und der immer begehrtere Grauburgunder werden hier kultiviert, dazu der köstliche Weißburgunder (den wir beim Frühlingsdinner im Mo´s kredenzt bekommen) sowie natürlich Zweigelt, St. Laurent, Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Noir.
Als Begrüßungsgeschenk (gleich nach dem Cognac zum Kaffee) schiebt mir Peter selbst gemachte Marillenmarmelade als kleines Gastgeschenk. über den Tisch. Wieviele Produkte er denn insgesamt im Sortiment habe?
„Viel zu viele“, seufzt er ein bisschen. Aber richtig ernst meint er es nicht mit dem Seufzen, denn stolz auf sein riesiges Angebot ist er doch. Im Degustationsraum steht ein kleiner Teil davon – von den besagten ausgezeichneten Weinen, Likören, Grüner Veltliner Sekt und Cognac, daneben nehmen die zahllosen Auszeichnungen einen großen Tisch ein.
Alles ist dort auch für die Degustation an diesem Wochenende vorbereitet: Schwiegersohn Darek ist für den Keller verantwortet, heute startet noch der Weinfrühling Kamptal, eine von drei großen Veranstaltungen im Jahr, bei denen Peter Dolle auch seine Weinstube mit der begehrten Küche seiner Frau öffnet:
Jetzt im Frühling im Rahmen des Weinfrühlings, gleich darauf bei der Tour de Vin der Österreichischen Traditionsweingüter Anfang Mai und dann wieder im Herbst zur Gansl– und Jungweinzeit.
Früher, erzählt er – als die Jungweintaufen noch wirklich zelebriert wurden im Herbst, da habe man jedes Jahr einen Promi hier gehabt. Wir gehen vorbei an den signierten Fässer der damaligen Ehrengäste: Richard Eybner (Absolvent des ersten Schauspiel-Lehrgangs im Max Reinhardt Seminar und geborener St. Pöltener :-)), Fritz Eckhardt (Theaterschauspieler, im TB als „Tatort“-Inspektor Marek und Hotel Sacher-Portier), Gaby Dohm, Fritz Muliar und sogar Jedermann Tobias Moretti standen da etwa schon mal Pate.
Echt: Die Weine – Auszeichnungen soweit das Auge reicht
Peter Dolle kennt jeden seiner Weinstöcke, so erzählt man sich. Die ältesten stehen am Zöbinger Heiligenstein (schöner Wanderausflug!) und sind etwa 80 Jahre alt. Wenn man mal beginnt, nachzuforschen, welche Auszeichnungen Peter Dolle für seine Weine in den letzten Jahrzehnten schon erhalten hat, wird man nicht so schnell fertig. Regelmäßig sind seine Weine unter den Top-Bewerteten, in den letzten 10 Jahren hat er nicht weniger als 150 nationale und internationale Auszeichnungen für sie mit heim genommen (Quelle: austrianwine.com)
Der besagte Grauburgunder etwa – der „Grauburgunder Symbiose 2018 – auf dessen wohlgefüllte Fässer Peter im Keller bei meiner Privatführung so stolz klopft, der wurde 2022 bei der Frankfurt International Wine Trophy aus 4.100 (!) Weinen aus 50 (!) Ländern zum „Besten österreichischen Wein“ des Wettbewerbs ausgezeichnet. (LINK: Falstaff Bericht) Auch als „Bester Barbecue Wein Österreichs“ firmierte sein Grauburgunder. 2020 war sein Riesling Ried Gaisberg „PRIVAT“ der beste Riesling Österreichs. Der Gaisberg ist der Hausberg hier und gilt als Toplage für Rieslinge und den besten Grünen Veltliner der Region.
Und auch jetzt stehen da bereits drei Auszeichnungen für das laufende Jahr 2023 aus Frankfurt vor meiner Nase, wie macht der Peter das?
Peter Dolle war 1991 der Falstaff Winzer des Jahres, auch schon wieder 30 Jahre her – aber das Stammhaus besteht, so sagt die Chronik, bereits seit 1765 (!). Das Weingut ist seit 200 Jahren in Familienbesitz.
Historisch ist auch der Holzfasskeller im Untergeschoß, 10 Meter unter der Erde. Auf unserem Spaziergang durch sein unterirdisches Kellerreich wandern wir quasi durch die verschiedenen Jahrzehnte der Weinlagerung: Zu den Eichenfässern und den neuen Stahltanks. Aber auch dorthin, wo seine ältesten Weine lagern, jene aus den 1970er Jahren. So alt wie ich, nur deutlich abgelegener und ausgeruhter.
Engagiert: Die Steinkäuze sind wieder da!
Auch wenn Peter Dolle noch nicht genau weiß, wer sein Weingut einmal weiterführen wird, junges Leben gibt es dennoch schon – zumindest bei der Vogelpopulation in seinen Weingärten. Er hat sich nämlich gemeinsam mit dem Zoologen Dr. Richartd Zink daran gemacht, den seltenen Steinkauz wieder in unsere Breiten zurück zu holen.
Wie das gehen kann? Nun ja, Feldmäuse – derer gibt es ja reichlich – sind die bevorzugte Nahrung eines Steinkauzes und zusammen mit den neuen Nistkästen in Dolles Weingärten soll eine Rückkehr den Käuzen möglichst „schmack“-haft gemacht werden.
Steinkäuze leben bodennah, aber durch die verschwindende Weidelandschaft war das Kamptal für sie nicht mehr Lebensraum genug.
Mit 20 Nistkästen (und der wohlschmeckenden Feldmauspopulation) ist der Steinkauz nun gewillt, sich wieder bei uns anzusiedeln.
Laut Peter haben die Bemühungen schon gefruchtet: An den Nisthäuschen wurden Kratzspuren von Steinkäuzen beobachtet – die kleinen Eulen dürften wieder zurückkehren und lohnende, sichere Brutplätze in den Kamptaler Weingärten von Peter Dolle gefunden haben.
Die Weinstube des Weingut Dolle: Backhendl-Alarm!
Peters Frau Jolanta ist bekannt für ihre gute Küche. Drei Mal im Jahr wird die gepflegte und schöne Weinstube mit dem Kamin aufgesperrt und dann wird aufgekocht: Am beliebtesten unter der Hausmannskost hier ist das Backhendl, dem Vernehmen nach. „Das essen unsere Gäste bei uns halt am liebsten, deswegen kommen sie auch her zu uns, nicht nur wegen dem Wein“, sagt Peter.
Ein bisserl wehmütig wird Peter Dolle, wenn man nach seinen Plänen mit der Nachfolge fragt. Keines seiner drei Kinder wird übernehmen, wie es wohl aussieht. Er hofft auf die übernächste Generation.
Bis dahin hat er vor, noch weitere 20 Jahre hier selbst am Weingut am Ruder zu bleiben.
Und was hat er heute noch vor? Nach einer Ruhepause wird er sich für das Weinfrühling-Wochenende vorbereiten: Die Degustationstische sind fertig und harren der durstigen Seelen, die Tische mit Blumendeko von der Gärtnerin ausgestattet , Kaffee und Kuchen stehen bereit und in der Küche rüstet man sich wohl für das erste große Aufkochen der Saison.
Was bleibt denn da dem Chef noch zu tun? „Mit den Gästen tratschen und trinken“, sagt er ehrlich, der „g´rade Michl“ aus Straß. Und sein Foto „Peter Dolle als Albert Einstein“, das auch im Weinkeller hängt, passt wirklich perfekt zu ihm, soviel sei hier mal in aller Deutlichkeit festgehalten.
So liest man auch auf seiner Website ein Zitat Einsteins: „Lerne von gestern, lebe und wirke im Heute und hoffe für die Zukunft. Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.“
Danke für den netten Vormittag, lieber Peter!
- Das ganze Jahr über: Einfach kurz anrufen und dann vorbeikommen: Zum Kosten und Einkaufen!
- Adresse: Weingut Dolle, Herrengasse 2, 3491 Straß im Straßertale
- Online Webshop
- Die Weinstube hat offen beim Weinfrühling Kamptal, während der Tour de Vin im Frühling und zur Jungwein- und Ganslzeit im Herbst
- Ein Weineinkauf lässt sich hervorrangend mit einem Ausflugsziel wie dem Loisium in Langenlois, den Kittenberger Erlebniswelten in Schiltern oder dem Germanischen Gehöft in Elsarn verbinden (alle drei: Hunde erlaubt)
Video: Follow us to Peter Dolle
Auf dem Rundgang mit dem Chef durften Hund Coffee und ich auch durch den weitläufigen Keller wandern: Dort lagern die alten und neuen Holzfässer, die synthetischen Tanks von anno dazumals, die alten Weine aus den 1970er Jahren und die Barriquefässer.
Good to know: Ein Ausflug ins Kamptal
- WEINSTUBE und Weingut Dolle: Herrengasse 2, 3491 Straß im Straßertale
- Weinkultur Kamptal
- Straß im Straßertale
- Weinfrühling Kamptal | Kremstal | Traisental
- Tour de Vin der Traditionsweingüter
- Kaisers´s Hof: Eventlocation und Hotel
- Restaurant Mo´s
- GenussReisen Österreich
- Weinwanderweg Langenlois
- Kittenberger Erlebnisgärten Schiltern
- 20 Tipps für die heißen Hundstage im Kamptal
- Wandertipp: Von Zöbing zur Kamptalwarte
Hinweis: Entgeltliche Kooperation in Zusammenarbeit mit GenussReisen Österreich.