Jahrzehnte lang war der Ausspruch meiner Großeltern „Fahr ma Weinholen zum Lorenz nach Mailberg“ ein geflügelter Satz in unserer Familie. Als hätte es in Strebersdorf und Stammersdorf nicht genug Wein gegeben :-) Denn „Weinholen in Mailberg“ versprach stets einen abenteuerlichen Ausflug ins Weinviertel, Versteckspielen im Kellergewölbe, dunkle Presshäuser und deftige Speckjausen.
Inhaltsverzeichnis
Weinholen beim Fürnkranz in Mailberg
Und wir durften Zuschauen beim Weinabzapfen mit dem Weinheber – hochspannend für uns Kinder! Es war jahrelang dasselbe Prozedere. Opi legte den Kofferraum des ohnehin schon recht tiefliegenden Autos behutsam mit mehreren dicken Decken für die Doppler aus, Omi richtete „eine Kleinigkeit“ als Jause her und dann gings für mich gefühlte Stunden vom heimatlichen Stammersdorf Richtung Norden nach Mailberg.
Bei der Heimfahrt, die meist bei ausgesprochen guter Laune verlief, hatten wir durch die reichliche Doppler-Ladung deutlich an Bodennähe gewonnen und bei jeder Kurve klirrte es verheißungsvoll aus dem Kofferraum.
Seit den 60er Jahren des vorigen Jahrtausends (!) fuhr Familie Kraft also 2-3 Mal im Jahr nach Mailberg, um den Kofferraum randvoll zu füllen – mit Grünem Veltliner vom Hubert Fürnkranz – einen anderen Wein trank Opi bis zuletzt nicht freiwillig. Früher wurden ausschließlich Doppler heim nach Wien gebracht, später und bis heute lagern bei uns die handlichen Literflaschen. Bouteillen werden ausschließlich zu Weiterschenk-Zwecken gekauft und auch hier bleibt Opi gerne seiner Linie mit dem GV treu.
Etwaige DAC-Weine oder sonstige niederösterreichische „Modeerscheinungen“ :-) wie Gelber Muskateller sind an ihm und seinem Weingeschmack über die Jahrzehnte spurlos vorüber gegangen und noch immer macht man ihm ausschließlich dann Freude, wenn man ihm bei einer Einladung den Fürnkranz Wein (den er gleich selbst mitbringt) kredenzt. Über Ursprungsbezeichnungen wie „Mailberg Valley“ würde er nur verständnislos schmunzeln und das Pulkautal sagt ihm auch nichts. Aber über Mailberg kann man mit ihm immer reden!
Wir sind immer wieder mitgefahren: Erst als Kinder, dann als Jugendliche, später mit dem Partner, als Familienausflug mit Tante und Onkel – und 2003 das letzte Mal: Meine Großeltern besichtigten beim „Jungen Fürnkranz“ Hubert als alte Stammgäste gemeinsam mit Andreas und mir stolz die neue Kelleranlage und die modernen Gerätschaften und wir wurden höchst gastfreundlich im neuen Verkostungsraum bewirtet, als wären wir Großkunden.
Sogar durch die Weingärten wurden wir von Hubert kutschiert, meine Großeltern redeten noch sehr lange danach über diesen Tag. VIELEN DANK, Hubert!
Radausflug zum Polt ins Pulkautal
Einst waren wir zu unserem Hochzeitstag radelnd rund um das Pulkautal und das Retzerland unterwegs und statteten auch dem wunderschönen Schloss Mailberg (mit der NÖ-Card) einen Besuch ab.